Basketball:"Good jooob"

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Pech kam auch dazu: T.J. Bray (rechts) verletzte sich in der Vorbereitung im September am Fuß und konnte dem Team lange nicht helfen. (Foto: imago images/Oryk HAIST)

Der FC Bayern setzt auf T.J. Bray und Zan Mark Sisko - sie sollen den Klub international wieder in die Spur bringen.

Von Christopher Meltzer

T.J. Bray spricht laut. Er kommt aus Wisconsin, einem Bundesstaat in den USA, wo man das A und das O beim Reden stets in die Länge zieht. Bray sagt, dass er es hasst, auf dem "laaast plaaace" zu sein, dem letzten Platz. Zan Mark Sisko hingegen redet leise. Er kommt aus Slowenien, wo er in seinen Basketballvereinen meistens Englisch sprechen musste. Sisko sagt, dass er unbedingt helfen will, den "last place" zu verlassen, den letzten Platz.

Am Montagmittag sitzen Bray und Sisko, 27 und 22 Jahre alt, an einem Tisch in der VIP-Lounge des Audi Dome, wo in diesen Tagen viel über jenen letzten Platz diskutiert wird, den die Basketballer des FC Bayern München in der Euroleague nun schon seit der letzten Januarwoche belegen. An Bray und Sisko liegt die unzufriedenstellende Platzierung nicht. Am 10. Januar gegen ZSKA Moskau spielte Sisko zum ersten Mal mit, am 15. Januar gegen Panathinaikos Athen dann auch Bray. Die beiden Profis konnten noch nicht wirklich zeigen, was in ihnen steckt, die sportliche Leitung in München haben sie trotzdem schon überzeugt: Ihre Verträge laufen noch mehr als zwei Jahre, bis 2022 - und weil das im europäischen Basketball eher selten vorkommt, kann man festhalten: Die Münchner setzen in Zukunft auf Bray und Sisko - und das auf jener Position, die viel damit zu tun hat, dass der FC Bayern in der Euroleague zuletzt von der Konkurrenz abgehängt worden ist.

Im modernen Basketball kommt es auf die Point Guards an. Sie dribbeln mit dem Ball nach vorne, sie leiten die Spielzüge ein, sie werfen immer häufiger. In München fehlte in den ersten Saisonmonaten aber ein richtiger Point Guard. Der deutsche Nationalspieler Maodo Lo agierte oft famos, ein klassischer Spiellenker aber ist er noch nie gewesen. Dem 34 Jahre alten Amerikaner DeMarcus Nelson fehlte im Angriff und in der Abwehr die Geschwindigkeit, weshalb er schon nach einem halben Jahr in München wieder gehen musste. Der Italiener Diego Flaccadori sollte zum Spielmacher umgeschult werden, aber er tut sich mit der neuen Rolle noch schwer. Es kam auch Pech hinzu, als T.J. Bray sich in der Vorbereitung im September schwer am Fuß verletzt hatte. Trotzdem muss man sagen: Mit der Besetzung der wichtigsten Position haben sich die Chefstrategen der FC-Bayern-Basketballer verzockt.

In der Zukunft soll das nicht mehr passieren. Deswegen hatten sie den Vertrag mit Bray bereits verlängert, als er noch verletzt war, und zudem spontan Sisko verpflichtet, als sich die Möglichkeit ergab. Sie werden wohl auch versuchen, Maodo Lo zu halten, dessen Kontrakt im Sommer ausläuft. Es bleibt trotzdem die Frage: Sind Bray und Sisko gut genug, um international wieder in die Spur zu kommen?

Klar, sagt Oliver Kostic, seit wenigen Wochen Cheftrainer. "Wenn wir das nicht glauben würden, hätten wir sie nicht verpflichtet." Er sagt aber auch: "Sie sind Neulinge auf diesem Niveau." Es gibt Anzeichen, dass sie sich an das Euroleague-Niveau anpassen könnten. Von Bray hält Kostic viel, weil er für eine Point Guard recht groß ist (1,96 Meter), das Spiel gut versteht und den Ball mit beiden Händen führen kann - eine Eigenschaft, die ihn im Angriff schwer zu berechnen macht. Von Sisko verspricht sich der Coach ebenfalls einiges, weil dieser schon jetzt Passmöglichkeiten auf dem Feld sieht, die andere in ihrer Karriere nie erblicken. "Er steht manchmal in der Mitte der Zone - und auf einmal habe ich an der Dreierlinie den Ball in der Hand", sagt Bray über Sisko, der dazu nur sagt: "Mit einem guten Pass macht man zwei Spieler glücklich: Den, der werfen darf und den, der die Vorlage gegeben hat." Ein Satz, der gut zu seinem Vorbild passt: Milos Teodosic, dem genialen Spielmacher aus Serbien.

Als der Termin am Montagmittag vorbei gewesen ist, streckte Bray seinem Mitspieler Sisko noch die Faust hin. "Good jooob", sagte er, gut gemacht. Von all den Herausforderungen, die Bray und Sisko noch vor sich haben, gehörte diese zu den leichtesten.

© SZ vom 18.02.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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