Basketball:Glanzabend der Alten

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Nicht nur in diesem Bild setzen sich die Bayern gegen Milano durch. (Foto: imago images/Philippe Ruiz)

Die Münchner Routiniers prägen den 78:64-Euroleague-Auftaktsieg gegen Olimpia Mailand und zeigen den Neuzugängen im Kader ihre Qualität.

Von Ralf Tögel

Den Basketballern des FC Bayern München ist auch der Start ins internationale Geschäft prächtig gelungen. Nach dem 111:55-Kantersieg in der Bundesliga gegen die Hamburg Towers gewann der deutsche Meister zum Euroleague-Auftakt mit 78:64 gegen Olimpia Mailand.

Die Gastgeber machten zunächst keinen großen Unterschied zwischen limitierten Hanseaten und hoch veranlagten Norditalienern. Der deutsche Meister war sofort im Spiel und traf fehlerlos. War in den vergangenen Tagen viel die Rede von den hochkarätigen Zugängen im Kader, so schien es nun, als wollten die arrivierten Kräfte an ihre Qualität erinnern. Die ersten zwölf Punkte kamen jedenfalls ausnahmslos von Nihad Djedovic (im Bild; insgesamt 16 Punkte) und dem besten Punktesammler Vladimir Lucic (18). Beide wurden langfristig an den Verein gebunden, eine gute Idee, denn dank der Münchner Routiniers waren die Bayern auf 12:6 enteilt. Der 28-malige italienische Meister hatte Mühe, das Tempo der Bayern mitzugehen.

Aber nur, bis Mailands neuer Coach Ettore Messina seinen neuen Strategen Sergio Rodriguez aufs Parkett schickte. Der 60-Jährige hat als Trainer viermal die Euroleague gewonnen und kommt von den Antonio Spurs aus der NBA, wo er in den vergangenen fünf Jahren Assistenztrainer war. Er soll Mailand nach mäßiger Saison - Olimpia scheiterte im Meisterschaftshalbfinale und verpasste wie die Bayern die K.-o.-Runde in der Euroleague - zu alter Blüte coachen. Dafür durfte er sich einen hochkarätigen Kader basteln.

Messina ließ Euroleague-Topscorer Mike James gen Moskau ziehen, dafür holte er den spanischen Spielmacher vom aktuellen Champion ZSKA. Von der Qualität dieser Entscheidung durften sich die 5700 Zuschauer überzeugen, der 33-jährige Spanier war Dreh- und Angelpunkt im Spiel der Italiener. Entweder brachte er seine Kollegen in Wurfposition, oder er erzielte selbst die Punkte. Natürlich war es Rodriguez (insgesamt 14 Punkte), der mit einem Floater die 23:22-Führung nach dem ersten Abschnitt herstellte.

Doch die Bayern ließen sich nicht beeindrucken, was jetzt an den eigenen hochkarätigen Zugängen lag. Greg Monroe in erster Linie, 632 NBA-Spiele schwer, der Reboundqualitäten und Spielübersicht einbrachte. Sowie an Paul Zipser, jenem hoch veranlagten Flügelspieler, der für Chicago in der NBA spielte und in den vergangenen Jahren so oft von Verletzungen gebremst wurde. Die Gastgeber legten wieder zu und zogen auf 37:25 davon. Mit der Pausensirene aber verkürzte Luis Scola (17) per Dreier auf 34:42, der 39-jährige Argentinier hatte sein Nationalteam jüngst zu WM-Silber geführt und war der letzte prominente Zugang der Mailänder.

Nach dem Wechsel ließen sich die Gäste zwar nicht noch einmal überraschen, die Bayern profitierten allerdings von der Tiefe in ihrem Kader. Immer wieder konnte Trainer Dejan Radonjic einen frischen Akteur bringen, bei gleichbleibender Qualität. Freilich sind Abstimmungsprobleme noch unübersehbar, zudem ist längst nicht jeder Akteur auf seinem Topniveau. Ebenso offensichtlich aber ist heute schon, welch feine Mischung aus verbliebenem Teamkern und passenden Verstärkungen den Münchnern gelungen ist. 61:50 führte der FCB vor dem letzten Viertel, vor allem Maodo Lo (12) hatte sich hervorgetan.

Die Münchner konnten das Tempo hochhalten, zwingende Voraussetzung auf diesem Niveau. Gegner vom Zuschnitt Mailands wissen Schwächephasen zu nutzen, beim 60:63 fünf Minuten vor Ende war alles offen. Aber der deutsche Meister kann die Last auf viele Schultern verteilen, so war plötzlich DeMarcus Nelson (9 Punkte) zur Stelle. Ein weiterer Beleg dafür, dass international mit dem FCB zu rechnen ist.

© SZ vom 04.10.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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