Basketball-Euroleague:Ein Dreier drei Sekunden vor Schluss

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Daumen hoch für die Bayern? Nach schlechtem Start konnten die Münchner von Trainer Pesic das Spiel zwar zeitweise umbiegen, unterlagen am Ende aber dennoch. (Foto: Emilio Naranjo/dpa)

Der FC Bayern München verpasst beim 99:101 in Madrid einen historischen Erfolg: den ersten Sieg eines deutschen Klubs bei Real.

Es hat nicht viel gefehlt und die Basketballer des FC Bayern München hätten am Donnerstagabend Geschichte schreiben und den ersten Sieg einer deutschen Mannschaft bei Real Madrid feiern können. 3,1 Sekunden - oder ein paar Zentimeter, je nachdem, wie man's nimmt. 3,1 Sekunden vor der Schlusssirene brachte jedenfalls der Real-Profi Jaycee Carroll den aktuellen Euroleague-Champion mit einem Dreier in Führung, im Gegenzug fehlten dem Münchner Alex Renfroe dann einige Zentimeter, um den Ball über die Fingerspitzen von Real-Kapitän Felipe Reyes zu bekommen, der abgeblockte Wurf kam zu kurz. So rettete Real Madrid mit dem 101:99 (51:51) auch im 18. Spiel seinen Heimnimbus gegen deutsche Klubs; in der Euroleague-Gruppe A haben beide Teams nach vier Spielen nun eine ausgeglichene Bilanz von 2:2 Siegen.

Dass es so knapp enden würde, war zu Beginn der Partie nicht abzusehen gewesen. Schon im ersten Viertel hatten die von ihrem Topscorer Nihad Djedovic (22 Punkte), den Spielgestaltern Alex Renfroe (21) und K.C. Rivers (15) sowie Center John Bryant (14) angeführten Münchner 33 Punkte hinnehmen müssen, halb so viel wie sonst in den drei vorangegangen Euroleague-Partien während der gesamten Spielzeit. Klar, dass das ihrem Trainer Svetislav Pesic nicht gefiel. "Wir spielen nicht unser Spiel!", blaffte er seine Akteure während einer Auszeit an. Das Spiel der Münchner sieht nach Pesics Vorstellung so aus: Abwehr, Abwehr, Abwehr! "Unsere Leistung hängt von der Defense ab", hatte er vor der Begegnung mit Real gesagt und seinem Team eine klare Vorgabe gemacht: "Verteidigen bis zum Umfallen!"

Doch genau das taten die FC-Bayern-Basketballern erst einmal nicht: Die Madrilenen schnappten sich zu Beginn fast genauso viele Rebounds unter dem Korb der Münchner wie diese selbst; vor allem der routinierte Flügelspieler Reyes, 35, tat sich dabei hervor. Der von Pesic zu seinem Lieblingsspieler erklärte 2,06-Meter-Mann ("einer der besten Spieler aller Zeiten in Europa, ein bisschen unterschätzt") war der herausragende Akteur der ersten zehn Minuten, mit 14 Punkten und sechs Rebounds hatte er wesentlichen Anteil an Madrids 33:20-Führung; am Ende kam er auf 20 Punkte und elf Rebounds.

Am Anfang des zweiten Abschnitts begannen die FC-Bayern-Profis damit, den Rückstand zu verkürzen (30:36/14.). Pesic hatte ja noch eine weitere Vorgabe gemacht: "Wir dürfen nicht aufgeben, müssen in jeder Minute kämpfen." Immerhin das beherzigten seine Akteure nun: Obwohl die Real-Profis Rudy Fernandez (20 Punkte) und Jaycee Carroll (14) ihre Gäste mit Distanztreffern peinigten, arbeiteten diese sich Punkt für Punkt heran - bis zum 51:51 durch den vor der Saison aus Madrid gekommenen Rivers, der mit der Pausensirene einen Dreier verwandelte.

Der zweite Durchgang begann zwar nicht bei Null, somit aber zumindest bei Gleichstand. Und die Münchner begannen ihn so, wie Pesic das von Anfang an gern gehabt hätte - und wie es Real-Coach Pablo Laso befürchtet hatte: "Was mir am meisten Sorge macht, ist ihre Intensität in der Abwehr", gab er zu: "Sie erzwingen mehr als elf Ballverluste pro Partie, und diese Ballgewinne führen zu leichten Punkten." In der Tat hat in der Euroleague bislang keine andere Mannschaft dem Gegner derart oft den Ball abgeluchst wie der FC Bayern, und diese Fähigkeit demonstrierte er auch beim Euroleague-Gewinner, wenn auch nicht ganz so häufig wie zuvor. Die verschärfte Abwehrarbeit samt Ballgewinnen und eine sehr gute Trefferquote im Angriff reichten, um das Spiel zeitweise umzubiegen: Von 58:57 (24.) zogen die Bayern auf 78:67 (29.) davon - doch diesen Vorsprung brachten sie nicht über die Zeit.

© SZ vom 06.11.2015 / SZ - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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