Basketball:"Es wird nicht einfacher"

Lesezeit: 3 min

„Wer hier ist, muss auch kämpfen“: Kapitän Dirk Nowitzki ist mit dem Saisonstart seiner Dallas Mavericks sichtlich unzufrieden. (Foto: Tom Pennington/afp)

Dirk Nowitzki und seinen Dallas Mavericks droht ein verheerender Saisonstart. Viermal haben sie schon verloren. Sie sind das einzige Team der Western Conference der NBA, das bis dato nicht gewonnen hat.

Von Joachim Mölter, Dallas/München

Wenn man die ganze Angelegenheit positiv sehen möchte, dann kann man sie so formulieren: Die Dallas Mavericks erfüllen derzeit die Erwartungen der Experten nicht nur, sie übertreffen sie sogar. In den Saisonvorschauen, die im amerikanischen Profisport obligatorisch und weit verbreitet sind, trauen die Basketball-Experten der Mannschaft um den gebürtigen Würzburger Dirk Nowitzki jedenfalls nicht viel zu für die Spielzeit 2017/18, und was die Mavericks in der ersten Woche des neuen NBA-Ligabetriebs produziert haben, ist noch weniger als das, nämlich nichts. Am Montagabend kassierten sie im vierten Spiel die vierte Niederlage, sie sind das einzige Team der Western Conference der NBA, das bis dato nicht gewonnen hat.

"Ich glaube immer noch, dass wir ein ordentliches Team haben", sagte Nowitzki, der Kapitän der Mavericks, nach dem 103:133 gegen die Golden State Warriors, den Titelverteidiger und neuerlichen Meisterschaftsfavoriten. Im zweiten Viertel ließen die Mavericks ihr vorhandenes Talent ja tatsächlich aufblitzen, diesen Abschnitt entschieden sie mit 38:25 Punkten für sich. "Aber wenn wir nur sporadisch so spielen und nicht konstant, wird es schwierig", sagt Nowitzki mit der Erfahrung seiner bislang 19 Jahre in der NBA. Und mit Blick auf den 82 Partien umfassenden Spielplan erinnert der mittlerweile 39 Jahre alte Profi: "In den ersten 30 Spielen haben wir den härtesten Terminkalender."

Nowitzki hat den Klub nun wirklich lange genug getragen

Wohl wahr, in den nächsten beiden Begegnungen treffen sie beispielsweise auf die Memphis Grizzlies, am Donnerstag daheim und am Freitag auswärts. Die Grizzlies sind bislang noch unbesiegt, sie haben sogar den Warriors schon eine Niederlage beigebracht (101:111). Es kann also gut sein, dass Dallas mit 0:6 Siegen ins Wochenende geht, das wäre dann noch schlechter als vor einem Jahr: Damals erholten sich die Mavericks von einem 0:5-Start nicht mehr und hatten am Ende mit 33:49 Erfolgen die schlechteste Bilanz seit Nowitzkis Debütsaison 1998/99.

Ein bisschen mehr erwarten die Mavericks in diesem Jahr schon von sich selbst, auch wenn die Saison als Umbruch deklariert worden ist, als Einleitung einer neuen Ära nach Nowitzki, der die Mannschaft nun wirklich lange genug getragen hat. "Wir wollen überraschen", kündigte der ebenfalls aus Würzburg stammende Maxi Kleber an, der im Sommer nach Dallas gewechselt ist: "Wir wollen die Expertenprognosen in den Schatten stellen." Auch der Liga-Neuling glaubt, "dass wir ein ziemlich gutes Team zusammen haben".

Das hat nur noch nicht so zusammengespielt, wie es sich die Klubverantwortlichen vorgestellt haben. Der hochbegabte Spielmacher Dennis Smith jr. zum Beispiel, von dem sich die Mavericks einiges erhoffen, hat in zwei der ersten vier Partien wegen eines angeschwollenen Knies ausgesetzt. Die NBA-Premiere des 19-Jährigen war jedoch viel versprechend: Beim 111:117 gegen Atlanta zum Saisonauftakt war er mit 16 Punkten und zehn Vorlagen beteiligt - in der Liga-Geschichte hat noch kein Anfänger mit so einem Double-Double debütiert, mit zweistelligen Zahlen in diesen beiden Kategorien.

Dennis Smith jr. war freilich nicht der einzige, der den Mavericks schon fehlte: Seth Curry, 27, der jüngere Bruder des Warriors-Korbjägers Steph Curry (am Montag 29 Punkte gegen Dallas), kam bislang noch überhaupt nicht zum Einsatz wegen einer langwierigen Fußverletzung. Auch routinierte Devin Harris, 34, fehlt vorerst auf unbestimmte Zeit, nachdem sein älterer Bruder am vorigen Wochenende bei einem Autounfall ums Leben kam. "Aber wer auch immer hier ist, muss kämpfen", mahnte Kapitän Nowitzki den Rest seiner Mannschaft: "Es wird nicht einfacher."

Das gilt freilich auch für ihn selbst. Für sein Alter ist Nowitzki immer noch eine gefährliche Option im Angriff, auch wenn er nicht mehr so viel wirft wie früher und sein Punkteschnitt wohl sinken wird. Aber in der Defensive wird immer deutlicher, dass er nicht mehr so schnell zu Fuß unterwegs ist wie zu seinen besten Zeiten - und selbst damals war er mitunter der Schwachpunkt der Abwehr. Es kann sein, dass es noch eine schleppend lange Saison für die Dallas Mavericks wird.

© SZ vom 25.10.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: