Basketball:Dornröschens Zukunft

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Nach dem Viertelfinal-Aus ist vor der Zukunft: Damit diese Spielzeit keine kurze märchenhafte Episode in der Vereinshistorie bleibt, heben Bayreuths Basketballer für die kommende Bundesliga-Saison das Budget an. Am Kader wird bereits gebastelt.

Von Matthias Schmid

Am nächsten Morgen saß Philipp Galewski schon wieder an seinem Schreibtisch in Bayreuth und kümmerte sich um die Finanzierung eines LED-Würfels. Der Profisport duldet keine lange Phase des Innehaltens. Am Abend vorher hatte der Geschäftsführer von Medi Bayreuth noch die 86:94-Niederlage in Oldenburg erlebt. Es war die dritte im vierten Playoff-Spiel der Viertelfinalserie um die Meisterschaft, sodass für die Bayreuther Basketballer die Ferien beginnen, während Galewski schon mit der neuen Spielzeit beschäftigt ist, in der die Fans mit einem Videowürfel unter der Hallendecke visuell unterhalten werden sollen.

"Sehr emotional" sei der Abend verlaufen, erzählt Galewski. Er hatte in der Oldenburger Arena in viele traurige Gesichter geschaut. Drinnen in der Kabine wurden die Spieler dann vollends von ihren Gefühlen übermannt, sie weinten, "weil sie alles auf dem Parkett gelassen haben", wie es Bayreuths Cheftrainer Raoul Korner formulierte. Sie hätten gerne noch ein fünftes und entscheidendes Spiel erzwungen. "Ich liebe diese Mannschaft", gestand Spielmacher Trey Lewis, "es ist wirklich hart, dass diese Saison nun zu Ende gegangen ist."

Von Assem Marei und Trey Lewis soll mindestens einer bleiben

Es war eine erfolgreiche Spielzeit, die der Mannschaft die wenigsten so zugetraut hatten. Die Bayreuther hatten in den vergangenen Jahren stets gegen den Abstieg gespielt, der Meister von 1989 war eine graue Maus auf der Basketball-Landkarte, sie waren zwar dabei, aber niemand beachtete sie groß und nahm sie ernst. Die Playoffs schienen so weit weg zu sein wie eine Rückkehr von Dirk Nowitzki nach Würzburg. Und plötzlich begann die Mannschaft mit dem neuen Trainer Korner zu siegen, sie gewannen nicht nur ihre Spiele, sie begeisterte ihre Fans mit ihrer Leidenschaft und ihrem mutigem und raffinierten Angriffsspiel. Sie spielten zu Hause in der Hauptrunde so stark, dass nur der Vorrundensieger Ulm und Meister Bamberg es schafften, als Sieger Bayreuth zu verlassen. "Ich bin so stolz, wie sich eine Burschen verkauft haben", sagt Korner und findet ein schönes Bild, um die neue Begeisterung zu beschreiben: "Sie haben die ganze Organisation und die Stadt aus dem Dornröschenschlaf erweckt."

Damit diese Spielzeit keine kurze märchenhafte Episode in der Vereinshistorie bleibt, haben Korner und Galewski im Hintergrund schon eifrig am Kader der nächsten Saison gebastelt, neue Sponsoren gefunden, damit das Budget angehoben werden kann. Die K.o-Runde soll zur Regel werden. Acht Spieler des aktuellen Kaders werden nach der Sommerpause das Bayreuther Trikot wieder überstreifen, darunter die beiden prägenden amerikanischen Profis De'Mon Brooks und Nate Linhart. Vor allem Linhart hat in den Playoffs gezeigt, dass er zu den vielseitigsten Spielern in der Basketball-Bundesliga gehört.

Ob auch die Führungsfiguren Assem Marei und Trey Lewis eine weitere Saison in Bayreuth unterschreiben, werden die nächsten Wochen zeigen. "Wir hoffen, dass wir einen von beiden halten können", bekennt Galewski. Sie wissen in Bayreuth, dass sie beim Gehalt mit den deutschen Großklubs nicht mithalten können. Sie müssen die Profis mit anderen Faktoren locken. Zum Beispiel mit internationalen Spielen - die Bayreuther haben die feste Absicht, sich für die Champions League anzumelden. "Alle Spieler spielen lieber als zu trainieren", sagt Galewski. Aber vorher sollen sie noch feiern. Am Freitag mit den Fans. "Jeder Rebound a Worscht" heißt das Motto, es werden mehr als 700 Bratwürste ausgegeben.

© SZ vom 18.05.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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