Basketball:Der Topf ist fast leer

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"Wir gehen als klarer Underdog ins Spiel", sagt Wasserburgs Trainerin Sidney Parsons vor dem Spiel gegen Tabellenführer Keltern - und hofft auf eine Überraschung. (Foto: Nico Paetzel /imago)

Vor dem Spitzenspiel gegen Tabellenführer Keltern haben Wasserburgs Basketballerinnen mit Verletzungen und dem engen Spielplan zu kämpfen.

Von Mathias von Lieben

Für die Basketballerinnen des TSV Wasserburg geht es an diesem Samstag nicht nur um zwei Punkte, sondern auch um rund achtzehn Euro. Wie vor jeder Bundesligapartie treffen sich die Spielerinnen des Tabellenzweiten auch am Morgen vor dem Spitzenspiel gegen Tabellenführer Keltern zu einer einstündigen Übungseinheit, an deren Ende wie immer ein kleiner Wettbewerb steht: Jede setzt zwei Euro und versucht mit einem sogenannten "Half-Court-Shot", einem Wurf von der Mittellinie, direkt in den Korb zu treffen. Wer verwandelt, bekommt den Gesamteinsatz. Selbst Nationalspielerin Leonie Fiebich, die derzeit wegen einer Verletzung am linken Sprunggelenk auf Krücken läuft, ist dabei: "Auf einem Bein einen guten Wurf von der Mittellinie hinzukriegen, ist zwar eine echte Herausforderung", sagt die 21-Jährige. "Aber ich mache auf jeden Fall mit."

Die zwei Euro von Fiebich können sie beim TSV gut gebrauchen, denn der Topf mit den Wetteinsätzen ist gerade nicht besonders üppig gefüllt. Neben Fiebich fallen gegen Keltern weiterhin auch Helena Eckerle (Hand-OP) und Morgan Pullins (Verletzung am Sprunggelenk) aus. Hinzu kommt: Der Weggang von Svenja Brunckhorst (Wechsel zur 3x3-Disziplin) Anfang Januar wurde nicht kompensiert.

Und so ist neben dem Wetteinsatz auch die Zahl der Wasserburgerinnen auf den Spielberichtsbögen stetig gesunken. Gegen Keltern können erneut nur sechs Stammspielerinnen auflaufen. Und damit am Inn überhaupt eine Partie angepfiffen werden kann, wird der Kader mal wieder mit zwei Jugendspielerinnen aufgefüllt.

Das Wohl der Spielerinnen? Das kümmere kaum jemand, klagt Nationalspielerin Fiebich

Die Verletzungssorgen auf der Zielgeraden der Hauptrunde kommen mehr als ungelegen. Durch die Corona-Pandemie ist der Spielplan in der erst Ende Oktober gestarteten Bundesliga sowieso schon eng getaktet. Nun stehen für Wasserburg wegen eines Nachholtermins gegen Nördlingen am kommenden Mittwoch gleich drei Partien in einer Woche an. Zuletzt konnte das Team von Trainerin Sidney Parsons nach Niederlagen gegen Herne und Marburg zumindest gegen den Tabellenelften Halle zwar wieder gewinnen. Doch offenbarten sie dabei erneut ihre Schwächen: "Wir haben viel zu viele Turnovers gehabt", sagt Parsons am Telefon, 28 Ballverluste waren es am Ende. "Das habe ich so noch nie erlebt. Die Spielerinnen, die noch spielen können, sind einfach alle sehr müde."

Schuld daran sei die hohe Belastung, bestätigt die verletzte Leonie Fiebich: "Wie die Liga den Spielplan in dieser Corona-Saison angesetzt hat, ist eine absolute Zumutung." Fiebich kann sich richtig in Rage reden, wenn sie über den dichten Kalender spricht: "Das Wohl der Spielerinnen liegt einfach niemandem am Herzen, sondern es geht eigentlich nur darum, die Saison so schnell wie möglich zu beenden." Mitte März steht der letzte Bundesliga-Spieltag an, gleich danach beginnt mit dem Final-Four-Turnier die Pokal-Endrunde, dann starten die Playoffs. Für Regeneration, sagt Fiebich, bleibe keine Zeit.

Sechs Punkte beträgt der Rückstand auf Tabellenführer Keltern - bei einer Partie weniger

Trotzdem wollen die Wasserburgerinnen gegen den Tabellenführer ihre verbliebenen Kräfte zusammenkratzen. Sechs Punkte beträgt der Rückstand auf Keltern - allerdings hat der TSV auch eine Partie weniger gespielt. "Wir gehen als klarer Underdog ins Spiel", bremst Trainerin Parsons die Erwartungen: "Es könnte aber sein, dass Keltern uns in der aktuellen Situation unterschätzt. Und dann kann im Basketball alles passieren." Voraussetzung dafür sei jedoch: mehr Kommunikation, weniger Ballverluste - und mehr als ein gutes Viertel wie gegen Halle. Gar nicht so einfach bei der Personalsituation.

Doch selbst bei einer Niederlage dürfte den Innstädterinnen ein Platz unter den ersten vier der Tabelle und damit das Heimrecht für die Playoffs kaum noch zu nehmen sein. Was dann möglich ist? "Wir wollen die Saison so gut wie möglich zu Ende bringen, wir wollen Spaß haben und vor allem gesund bleiben", sagt Parsons. "Die größten Sorgen mache ich mir derzeit einfach um die Gesundheit meiner Spielerinnen."

Verlieren will Parsons mit ihrem jungen Team natürlich trotzdem nicht, darin ist sie ziemlich schlecht. Besonders, wenn es um den internen "Half-Court-Shot"-Wettkampf geht: "Da mache ich im Moment nicht mit, weil ich schon zu viel Geld verspielt habe." Vielleicht ändert sich das ja, wenn die derzeit verletzten Spielerinnen wieder zurückkehren - und damit auch wieder mehr Geld im Topf ist.

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