Basketball:"Das Niveau wird wahrscheinlich sinken"

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Zweiter in einer nun ungültigen Tabelle: Das Basketballteam des TSV 1880 Wasserburg um Kelly Moten (am Ball) soll trotz Krise zusammengehalten werden. Die Finanzierung für das nächste Jahr ist so gut wie gesichert. (Foto: Hubert Jelinek/imago)

Weil zwei Vereine nicht zustimmten, wurde die Saison in der Frauen-Bundesliga nicht abgebrochen, sondern annulliert. Ob alle Klubs die Krise überstehen, ist ungewiss.

Von Lukas Brems

Die Saison 2019/2020 in der Frauen-Basketball-Bundesliga (DBBL) endete erst abrupt und dann kurios. Am 12. März wurden die Spielzeiten der ersten und zweiten Bundesliga aufgrund der Corona-Pandemie vorzeitig abgebrochen, die Tabelle nach dem 21. Spieltag sollte über Auf- und Abstiege entscheiden. Ende März verkündete die DBBL jedoch überraschend die Annullierung der Spielzeit. Dem Gesellschafterbeschluss, der die Saison auch formal beenden sollte, hatten zwei Vereine nicht zugestimmt. Um Rechtsstreitigkeiten zu vermeiden, verzichtete die DBBL daraufhin auf eine gültige Abschlusstabelle. Für Verwirrung sorgte dabei, dass es der Tabellenvierte Herner TC und die fünftplatzierten Eisvögel Freiburg gewesen waren, die ihr Veto eingelegt hatten - und nicht die designierten Absteiger aus Halle und Saarlouis.

"Wir sind nicht glücklich darüber, aber wir akzeptieren es", sagt Kurt Wittmann, Manager der XCYDE Angels aus Nördlingen, über die Entscheidung. "Wir haben eine phänomenale Saison gespielt und uns sind schon die Playoffs und die Pokalspiele weggenommen worden. Wenigstens der dritte Platz wäre schön gewesen." Die sportlich eigentlich erfolgreiche Spielzeit endet nun nicht nur mit einer Enttäuschung, sondern auch mit Ungewissheit. Wie so viele Vereine und Unternehmen, müssen die Nördlinger derzeit für eine Zukunft planen, die niemand vorhersehen kann. "Es ist eine wirklich schwierige Situation, weil wir nicht genau wissen, wie es finanziell weitergeht", sagt Wittmann. Man sei allerdings "in gutem Kontakt mit den Sponsoren", die Signale seien positiv. Wirtschaftliche Einbußen schließt Wittmann aber nicht aus: "Es könnte schon sein, dass wir unser Budget zurückschrauben müssen."

Trotzdem geht er fest davon aus, dass die Angels in der kommenden Saison in der ersten Bundesliga dabei sind. Wie die Mannschaft beim geplanten Trainingsauftakt Ende August zusammengestellt sein wird, ist derzeit noch offen. Ein personeller Umbruch ist für die Nördlinger, die im Vergleich zur Konkurrenz einen eher kleinen Etat haben, nicht zu verhindern. Abschiede von Spielerinnen sind bereits eingeplant, Leistungsträgerinnen wie Leslie Vorpahl und Luisa Geiselsöder zieht es ins Ausland. Die Kapitäninnen Magaly Meynadier und Laura Geiselsöder sollen jedoch weiterhin für die Angels auflaufen. Auch Trainer Ajtony Imreh wird bleiben, sein Vertrag wurde aufgestockt und vorzeitig um zwei Jahre verlängert. "Wir waren sehr zufrieden mit seiner Arbeit", erklärt Wittmann.

Beim zweiten bayrischen Bundesligisten sieht die aktuelle Lage ähnliche aus - schwierig, aber keineswegs aussichtslos. Die Finanzierung für das nächste Jahr ist beim TSV 1880 Wasserburg so gut wie gesichert. "Wir besinnen uns gemeinsam aufs Wesentliche und schauen zuversichtlich und positiv in die Zukunft", sagt Paula Zaschka, die seit März die Basketball-Abteilung der Oberbayern leitet. Mit "finanziellen Abstrichen" sei dennoch zu rechnen. Die Mannschaft, die in der nun ungültigen Tabelle den zweiten Platz belegte, soll zusammengehalten werden. Mit Trainerin Sidney Parsons laufen ebenfalls Verhandlungen. Derzeit seien die heimischen Spielerinnen "sehr beschäftigt und unterstützen soziale Einrichtungen, wie die Wasserburger Tafel", so Zaschka.

Die zwei Bundesliga-Klubs aus Bayern kommen mit der Krise besser zurecht, weil sie fast ausschließlich auf junge, meist deutsche Spielerinnen setzen. Wittmann glaubt, dass sich in der kommenden Saison "auch andere Vereine keine sechs, sieben, acht ausländischen Spielerinnen mehr leisten können." Das Niveau in der Liga werde daher "wahrscheinlich ein bisschen sinken."

Im September soll die DBBL-Saison 2020/2021 beginnen, die Lizenzanträge wurden bereits eingereicht. Ob bis dahin alle Vereine finanziell überleben, ist ungewiss. Der Liga könnte allerdings zu Gute kommen, dass sie nicht flächendeckend professionalisiert ist. In der vergangenen Saison verdienten in Bayern lediglich 14 Spielerinnen ihr Geld hauptberuflich auf dem Basketballcourt. Die Verträge pausieren in der Regel zwischen den Spielzeiten und werden währenddessen neu ausgehandelt. So besitzt in Nördlingen nur Trainer Ajtony Imreh einen laufenden Vertrag, der zudem kürzlich erst verlängert wurde, auch Wasserburg muss derzeit keine Spielergehälter zahlen.

© SZ vom 08.04.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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