Basketball:24:0

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Bis hierhin und nicht weiter: Münchens Routinier Derrick Williams (links) lässt das 18-jährige Würzburger Talent Joshua Obiesie wissen, dass es bei konzentrierter Defensive harte Arbeit ist, Punkte zu erzielen. (Foto: Heiko Becker/imago/HMB-Media)

Die Basketballer des FC Bayern gewinnen auch das zwölfte Liga-Spiel dieser Saison. Gegen Würzburg überzeugen jene Spieler, die Trainer Radonjic nur selten berücksichtigt.

Von Matthias Schmid

Braydon Hobbs saß im Schlussviertel gerade mal wieder draußen auf der Bank, als Würzburg Punkt um Punkt näher kam. Nicht dramatisch, aber immerhin so, dass sich Dejan Radonjic ein wenig sorgte. Also schickte der Cheftrainer des FC Bayern seinen Spielmacher aufs Parkett, was er sonst selten in Phasen tut, in denen es nicht so läuft, wie es sich der Trainer vorstellt. In den vergangenen Spielen tat er das strenggenommen gar nicht. Aber am zweiten Weihnachtsfeiertag war es anders, Radonjic brauchte in Abwesenheit von Stefan Jovic, den er schonte, einen Basketballer, der Struktur und Präzision ins Spiel bringen kann. Und in der ersten Aktion nach seiner Einwechslung traf Hobbs gleich aus der Distanz zum 76:59, sodass der Vorsprung schnell wieder anwuchs. Am Ende sammelte Hobbs mit 15 Punkten nicht nur die meisten Zähler seines Teams, die Münchner gewannen mit 87:69 (36:31) gegen Würzburg ohne Mühe die Partie und holten sich in der Basketball-Bundesliga (BBL) im zwölften Spiel den zwölften Sieg. 24:0 Punkte - eine beeindruckende Bilanz.

Gleichzeitig, und das durfte man nicht vernachlässigen, war es auch das Spiel eins nach der ersten Niederlage in einen nationalen Wettbewerb in dieser Spielzeit. Das 70:78 im Pokal-Viertelfinale gegen Alba Berlin am Tag vor Heiligabend nahmen die Bayern - zumindest nach außen hin - pragmatisch zur Kenntnis. "Wir haben ja keine andere Wahl", hatte Geschäftsführer Marko Pesic vor der Würzburg-Partie gesagt. Die hohe Anzahl an Spielen innerhalb von nur wenigen Tagen wollte er als Ausrede nicht anerkennen. "Jeder wollte von uns in der Euroleague spielen." Er gab jedoch zu, dass gegen Berlin "in den letzten fünf Minuten die Kraft gefehlt hat", wie es ausdrückte; "das müssen wir besser machen".

Bayern-Trainer Radonjic wählte in dieser Hinsicht den naheliegenden Ansatz, den er gegen Berlin noch hatte vermissen lassen: Er tauschte früh sein Personal aus, schon Mitte des zweiten Viertels hatte er allen zwölf Profis Spielzeit gewährt.

Vor allem Spielmacher Hobbs, den Radonjic besonders in der Euroleague häufig meidet, als hätte dieser eine hochansteckende Krankheit, bescherte seiner Mannschaft mit zwei Dreiern eine 36:31-Pausenführung, auch der wenig eingesetzte Robin Amaize spielte auffällig und kam am Ende wie Vladimir Lucic auf zwölf Punkte.

Noch mehr Grund zur Freude hatte ein 18-jähriger Debütant: Würzburgs Joshua Obiesie feierte in München sein Debüt in der Basketball-Bundesliga, ausgerechnet, darf man in diesem Fall hinzufügen. Denn München ist seine Heimatstadt, hier ist er aufgewachsen und hat beim MTSV Schwabing eine exklusive Ausbildung genossen, die ihn in ganz Europa zu einem der begehrtesten Spieler seines Jahrgangs erwachsen ließen. Würzburg gab er nun seine Zusage, weil er sich dort am meisten Spielzeit erhofft. "Es macht Spaß", sagte er über seine Premiere, die er mit zwölf Punkten beendete und bei der er mit raffinierten Korblegern gegen den NBA-erprobten Derrick Williams und gegen Petteri Koponen andeutete, warum er von der nordamerikanischen Basketballliga NBA träumt.

Obiesie musste nach der Pause allerdings miterleben, wie die Münchner ernst machten, hinten seriöser verteidigten und vorne erfolgreich trafen, vor allem der genial-verrückte Hobbs tobte sich mit feinen Pässen und präzisen Dreipunktewürfen aus, fünf seiner sieben Versuche von jenseits der 6,75 Meter entfernten Linie verwandelte er, weshalb die Münchner rasch auf 22 Punkte enteilen konnten (66:44). "Vor allem im dritten Viertel haben wir unsere Würfe getroffen, die wir gebraucht haben", schwärmte Hobbs.

Der Amerikaner ist nun selbst gespannt, ob er am Freitag im Euroleague-Heimspiel gegen Buducnost Podgorica wieder mitwirken darf oder ob er die Partie in den entscheidenden Phasen von draußen ansehen muss.

© SZ vom 27.12.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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