Baseball:Wegen Dunkelheit vertagt

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Gegen ihn war der Gegner aus Bonn meist chancenlos: Regensburgs starker Pitcher Mike Bolsenbroek. (Foto: Walter Keller/oh)

Das Halbfinale zwischen Regensburg und Bonn geht in zwei Wochen weiter. Das vierte Spiel der Best-of-five-Serie dauerte doppelt so lang wie normalerweise.

Von Christoph Leischwitz

Die Älteren im Verein erinnern sich dunkel: Irgendwann hat es mal ein Europapokalspiel gegeben, das 14 Innings dauerte, anstatt der vorgesehenen neun. Was da also über den Sonntagnachmittag hinweg in Bonn passiert war, hat für die Baseball-Bundesligisten der Regensburg Legionäre historisches Ausmaß. Das Spiel Nummer vier der aktuellen Halbfinalserie um die deutsche Meisterschaft gegen die Bonn Capitals dauerte fünfeinhalb Stunden, etwa doppelt so lang wie eine normale Partie. Nach dem späten Ausgleich der Bonner zum 2:2 gab es neun Durchgänge lang überhaupt keine Punkte. Erst im 19. Inning gelang den Bonnern das viel umjubelte 3:2. "Am Ende entscheidet in so einem langen Spiel nur noch das Glück", sagt Legionäre-Vorstand Armin Zimmermann. Beide Teams hätten eine "phänomenale Leistung" gezeigt, die Konzentration so lange hochzuhalten.

In diesem Spiel kam es noch zu einer weiteren echten Baseball-Rarität: Dem Bonner Pitcher Maurice Wilhelm gelang ein so genanntes perfect game. Das bedeutet, dass ein Werfer es schafft, dass über neun Innings kein einziger Gegner auch nur auf die erste Base gelangt, geschweige denn punkten kann. Zum Vergleich: In der amerikanischen Profiliga MLB gab es seit dem Jahr 1904 genau 21 perfect games. Nur: Rein offiziell wird Wilhelm diese Ehre nicht zuteil: Ihm gelang das Kunststück als Einwechsel-Pitcher zwischen dem zehnten und dem 18. Inning, weshalb es nicht in den Statistiken aufgeführt wird.

Mit einem Sieg in Spiel vier hätten die Legionäre die Best-of-five-Serie gewonnen und stünden nun im Finale gegen die Heidenheim Heideköpfe. Doch das längste Spiel der Regensburger Vereinsgeschichte hat noch erhebliche Nachwirkungen. Das entscheidende Spiel fünf wurde am Sonntagabend wegen Dunkelheit unterbrochen, beim Spielstand von 3:2 für Bonn. "Warum es überhaupt noch angesetzt wurde, verstehen wir nicht", sagt Zimmermann. Es sei klar gewesen, dass das Tageslicht für dieses Spiel ganz sicher nicht mehr ausreiche. Außerdem mussten die Nationalspieler beider Teams am Sonntagabend weiterreisen, sodass ein Weiterspielen am Montag auch nicht möglich war. Unter der Woche steht in den Niederlanden das "Super 6"-Nationenturnier an, Deutschland trifft an diesem Dienstag auf Italien. Die Halbfinal-Entscheidung soll nun am übernächsten Wochenende fallen, dann reisen die Legionäre für vier Innings erneut nach Bonn. Eigentlich sollte an jenem Wochenende die Finalserie starten. Doch Spiel eins der Serie wird nun höchstwahrscheinlich auf den 3. Oktober verschoben.

Zumindest diese Verlegung könnte sich für die Legionäre als Vorteil erweisen. Am Sonntag musste Trainer Jack Lind auf dem Werferhügel erheblich improvisieren, weil alle Pitcher vom langen Wochenende völlig erschöpft waren. Für die Schlussphase der fünften Partie steht jetzt aber wieder Mike Bolsenbroek zur Verfügung, der einzige Werfer, gegen den die Bonner in der Serie chancenlos waren. Es gilt, einen Ein-Punkte-Rückstand wettzumachen. Aber wer weiß, sagt Zimmermann lachend, vielleicht reichen die verbliebenen vier Innings dafür ja gar nicht aus.

© SZ vom 18.09.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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