Das verrucht Anmutende am Sport ist, dass oft die gewinnen, die das Regelwerk am weitesten ausreizen. Clever nennen das die einen, dreist die anderen. Man nehme Bill Belichick und seine New England Patriots im Jahr 2007. Die American-Football-Saison in der US-Profiliga NFL hatte gerade begonnen, da gab es schon den Skandal. Die Patriots hatten während des Auftaktspiels Videoaufnahmen von den Handsignalen gegnerischer Trainer gemacht. Aufnahmen an sich sind nicht verboten. Sie aber außerhalb der dafür vorgesehenen Bereiche zu machen, ist illegal. Der Name für den Skandal war schnell gefunden: Spygate.
Jetzt, zehn Jahre später, hat auch die US-Baseballliga MLB ihr Spygate. Wie die New York Times berichtet, gaben Trainer der Boston Red Sox Informationen an ihre Spieler weiter, die sie zuvor innerhalb von Sekunden über ihre Smartwatches von Video-Mitarbeitern erhalten hatten. Konkret: Die Kommunikation zwischen dem gegnerischen Pitcher und Catcher wurde ausgelesen und in Echtzeit übermittelt, um die eigenen Schlagmänner auf den nächsten Pitch vorzubereiten. Normalerweise sind die Handzeichen der beiden gegnerischen Spieler für den Schlagmann unsichtbar.
Seit jeher versuchen Teams, die Signale ihrer Kontrahenten zu entschlüsseln, um darauf reagieren zu können. Das - wie auch das Filmen in der NFL - verbietet keine Regel. Nicht erlaubt ist der Einsatz technischer Hilfsmittel. Dazu gehören smarte Uhren. Nach der Beschwerde von New-York-Yankees-Geschäftsführer Brian Cashman ermittelt die Liga.
Ob die Red Sox Konsequenzen fürchten müssen, steht noch nicht fest. Die MLB ließ ähnliche Vergehen in der Vergangenheit ungeahndet. Bostons Football-Team dagegen, damals wie heute dominante Kraft in der NFL, wurde von der Liga bestraft. Trainer Belichick musste eine Geldstrafe über 500 000 Dollar bezahlen, die Patriots verloren ihre Auswahlmöglichkeit in der ersten Runde des NFL Draft 2008 und zusätzlich 250 000 Dollar. Die Erfolge blieben trotzdem nicht aus.