Baseball: New York Yankees:Die Plünderung von Fort Knox

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Finanzkrise, welche Finanzkrise? Die New York Yankees geben 423,5 Millionen Dollar für neue Spieler aus - kein Wunder, wenn der Manager mit Nachnamen Cashman heißt.

Jürgen Schmieder, New York

Als die New York Yankees 1930 ihrem besten Akteur George "Babe" Ruth einen neuen Vertrag anboten, gab es heftige Kritik, weil der Baseballspieler mit einem jährlichen Gehalt von 80.000 Dollar mehr verdienen sollte als der damalige US-Präsident Herbert Hoover. Die Reaktion von Ruth auf die Vorwürfe: "Na und? Ich hatte ein besseres Jahr als Hoover."

Mark Teixeira ist einer der teuren Zugänge der New York Yankees. (Foto: Foto: Reuters)

Es gehört zum Selbstverständnis des Baseballvereins, den Spielern unfasslich hohe Gehälter zu bezahlen. Die Ausgaben vor der kommenden Saison allerdings, die im April beginnt, übertreffen alles, was ein Sportverein jemals für Spieler ausgegeben hat. Uli Hoeneß hat vor 18 Monaten nach eigenen Angaben "die Schatulle geöffnet", die Yankees haben nun den Tresor von Fort Knox geplündert. 423,5 Millionen Dollar gab der Verein bisher für neue Akteure aus. Die anderen 29 Vereine der Major League Baseball (MLB) unterzeichneten mit neuen Spielern Verträge im Wert von insgesamt 296,6 Millionen.

Die Yankees stellten in dieser Woche den First Baseman Mark Teixeira als Zugang vor, er wird in den kommenden acht Jahren 180 Millionen Dollar verdienen. Zuvor verpflichtete der Verein die Pitcher C.C. Sabathia (161 Millionen für sieben Jahre) und A.J. Burnett (82,5 Millionen für fünf Jahre). New York hat nun die vier teuersten Spieler der Liga unter Vertrag, neben Teixeira und Sabathia spielen auch Alex Rodriguez (275 Millionen für zehn Jahre) und Derek Jeter (189 Millionen für zehn Jahre) für die Yankees.

Luxussteuer statt Gehaltsobergrenze

"Wir investieren nicht nur in die Gegenwart, sondern in die Zukunft", sagte Klub-Eigentümer Hal Steinbrenner bei der Vorstellung von Texeira. Vor allem aber investieren die Yankees wegen der Vergangenheit. Der letzte Titelgewinn liegt acht Jahre zurück, in der vergangenen Spielzeit verpasste die Mannschaft die Playoffs deutlich und - was noch schlimmer wog - gewann Erzrivale Boston Red Sox sechs Saisonspiele mehr. Um das zu ändern, segnete Steinbrenner die höchsten Ausgaben in der Geschichte der Yankees ab.

Im Baseball gibt es, anders als in vielen anderen Sportarten in den USA, keine Gehaltsobergrenze. Die Vereine müssen lediglich eine sogenannte Luxussteuer abführen, wenn sie überdurchschnittlich hohe Gehälter zahlen, die Höhe wird nach jeder Saison durch die Liga berechnet. Im Jahr 2008 lag der Gehaltsetat der Yankees bei 201 Millionen Dollar, was eine Steuer von 26,9 Millionen Dollar bedeutete. In der kommenden Saison überweist der Klub seinen Spielern mehr als 210 Millionen Dollar und wird damit fast 30 Millionen Dollar an Steuern bezahlen müssen - das ist mehr, als die Florida Marlins für den gesamten Kader ausgeben. "Wenn sich andere Eigentümer beschweren, dass wir in unseren Verein investieren, kann ich trotzdem ruhig schlafen", sagt Steinbrenner. "Durch unsere Ausgaben helfen wir den anderen Klubs sogar."

Der Winter gewinnt nicht die Saison

Mit der Luxussteuer werden Jugendprogramme finanziert, ärmere Vereine unterstützt und Baseballplätze in sozial schwachen Regionen gebaut. Die Verantwortlichen der Yankees behaupten nun, mit ihrer Gehaltsstruktur den Baseball an sich zu fördern. Manager Brian Cashman (sic!) sagt: "Wir bezahlen anderen Klubs Millionen Dollar, wir sorgen bei Auswärtsspielen für volle Stadien. Nur so können diese Vereine überleben." Den Vorwurf, während einer Rezession fast eine halbe Milliarde Dollar für Sportler auszugeben, kontert Cashman so: "In einer Finanzkrise braucht man das bestmögliche Produkt. Das haben wir, deshalb geht es uns gut."

Dass die Investitionen nicht automatisch den Gewinn zahlreicher Titel bedeuten, ist den Verantwortlichen durchaus bewusst. Im Februar 2004 stachen die Yankees bei den Verhandlungen um Alex Rodgriguez die Red Sox aus. Seitdem haben die Red Sox zwei Meisterschaften gewonnen, die Yankees keine. "So kann es gehen", sagt Cashman. "Den Winter zu gewinnen, kann am Ende überhaupt nichts bedeuten." Den Winter 2009 haben die Yankees eindeutig gewonnen. Was das wert ist, wird man spätestens im Oktober sehen.

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