Augsburger Panther:Arbeiter aus Niagara Falls

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Justin Shugg soll die Offensive der Augsburger Panther beleben - und den Kader entlasten.

Von Christian Bernhard

Kniescheibenbruch, Handgelenks-Operation, Schlüsselbeinfraktur, Daumenbruch, Knöcheloperation: Die Verletzungsliste von T.J. Trevelyan ist so lang, dass sie sich wie die einer kompletten Mannschaft liest. Vergangene Woche hat es den Angreifer der Augsburger Panther wieder erwischt, gegen Wolfsburg zog er sich eine Schulter-Verletzung zu, die ihn voraussichtlich acht bis zehn Wochen zum Zuschauen zwingt. Bitter für Trevelyan und bitter für die Schwaben, denn der 32-Jährige ist mit 21 Punkten der zweitbeste Scorer im Team, er hat großen Anteil daran, dass Augsburg nach erfolgreichen Wochen auf Platz fünf der Deutschen Eishockey Liga (DEL) steht.

Der Mann, der helfen soll, Trevelyans Fehlen aufzufangen, heißt Justin Shugg. Der 24-jährige Stürmer aus Kanada unterschrieb am Mittwoch einen Vertrag bis zum Saisonende und soll schon am Freitag gegen den ERC Ingolstadt spielen.

Mitte Dezember wurde Shuggs Vertrag in Riga aufgelöst

Shugg kam aus Riga nach Augsburg, in der lettischen Hauptstadt hatte er für Dinamo Riga in der russischen Topliga KHL gespielt und dort in 33 Partien elf Scorerpunkte verbucht. Mitte Dezember wurde sein Vertrag in Riga aufgelöst, weil der Klub die Playoffs wohl verpassen wird und deshalb Gehaltseinsparungen vornehmen wollte. Shugg, der es in der NHL auf drei Einsätze für die Carolina Hurricanes gebracht hat, und sein Berater schauten sich um - und entschieden sich für Augsburg. In Wolfsburg soll er ebenfalls im Gespräch gewesen sein.

Der Kanadier, der sich selbst als Spielmacher sieht, spielt am liebsten als linker Flügelstürmer und gilt als Instinkt-Spieler, der Offensivszenen gut einschätzen kann. Einer, der ihn gut kennt, weil er eine Saison lang mit ihm bei den Windsor Spitfires in der kanadischen Junioren-Liga OHL zusammenspielte, sagt aber auch, Shugg könne "zur richtigen Zeit treffen": Philipp Grubauer, NHL-Torhüter und Nationalspieler. Shugg, so Grubauer, sei zudem ein harter Arbeiter auf dem Eis. Shugg betonte in Kanada, er liebe es, auf dem Eis unter Druck zu stehen: "Wenn die Spiele in die entscheidende Phase gehen, möchte ich Verantwortung übernehmen."

Kämpfer-Qualitäten stehen bei Augsburgs Trainer Mike Stewart ganz oben auf der Liste. Wohl auch deshalb betonte er, Shugg sei "genau der Spielertyp", den die Panther gesucht hätten. Die Verpflichtung des Angreifers sei auch der allgemeinen personellen Situation bei den Panthern geschuldet gewesen. "Wenn wir weiter mit dünner Personaldecke gespielt hätten, wären einzelne Spieler noch mehr belastet worden und es hätten neue Verletzungen passieren können", sagte Stewart der Augsburger Allgemeinen. Obwohl der Transfer so schnell über die Bühne ging, war der neue Mann in Augsburg kein Unbekannter: Stewart hatte seinen Namen bereits seit zwei Jahren auf der Liste und informierte sich immer wieder über ihn.

Für eine schnelle Eingewöhnung in Augsburg dürften Mark Cundari und Trevor Parkes, mit dem Shugg auf dem Eis aufgewachsen ist, sorgen. Verteidiger Cundari, der im Sommer nach Augsburg gekommen war, hatte zweieinhalb Jahre lang mit Shugg bei den Windsor Spifires zusammengespielt und dabei zweimal den Memorial Cup, die wichtigste Nachwuchstrophäe im kanadischen Eishockey, gewonnen. Positives über Augsburg bekam Shugg auch vom ehemaligen Panther-Trainer Bob Manno zu hören, der ebenfalls aus Niagara Falls im Südosten Kanadas stammt. Manno habe ihm geraten, er solle unbedingt in Augsburg und der DEL spielen, erzählte Shugg, weil es eine faszinierende Liga sei.

Einen ersten Vorgeschmack auf die neue Liga bekommt Shugg schon am Freitag, dann empfängt Augsburg den ERC Ingolstadt (19.30 Uhr). Bei Fragen zum Gegner kann sich der neue Angreifer Shugg vertrauensvoll an Parkes und Cundari wenden: Beide trugen sich vor exakt einem Monat beim 4:2 in Ingolstadt in die Torschützenliste ein.

© SZ vom 23.12.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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