Augsburg weiter:Weiter dank Kai-Uwe

Lesezeit: 3 min

Der zweite Streich ist der entscheidende: Augsburgs Doppeltorschütze Caiuby dreht nach dem 3:2-Siegtreffer gegen Mainz zum Jubeln ab. (Foto: Jan Huebner/imago)

Zweimal gleicht Augsburg einen Rückstand gegen lebhafte Mainzer aus - das 3:2-Siegtor gelingt Caiuby in der Verlängerung.

Von Sebastian Fischer, Augsburg

Er wusste, dass es sein Moment war, also drehte sich Caiuby noch einmal um. Er winkte den jubelnden Fans zu, lauter, sagte seine Geste. Und die Anhänger des FC Augsburg holten tief Luft, bevor sie dem Stadionsprecher antworteten, um dreimal den Namen des Torschützen zu brüllen. Kai? "Uwe!" Kai? "Uwe!" Kai? "Uwe!" Der Brasilianer Caiuby, 30, liebevoll Kai-Uwe genannt, hatte gerade mit einem Kopfball in der Verlängerung das 3:2 (2:1, 2:2) für Augsburg gegen Mainz 05 erzielt. Es konnte keine günstigere Gelegenheit für dieses Tor gegeben. Ein paar Minuten später stand der FCA im Achtelfinale.

Wenn Bundesligisten wie Augsburg und Mainz im DFB-Pokal aufeinandertreffen, Mannschaften jenseits solcher Bundesligatabellenregionen also, die großen Ruhm versprechen, dann geht es immer um günstige Gelegenheiten, vielleicht sogar um so etwas wie Sehnsucht, aus dem Alltag auszubrechen; Gelegenheiten, von einem Titel zu träumen. Mainz hat in der Liga erst fünf Tore geschossen, es deutet sich ein langer Kampf gegen den Abstieg an. In der Liga fehle "das ein oder andere Ergebnis", hatte Trainer Sandro Schwarz zugegeben, aber trotzdem vom Ziel gesprochen, im Pokal zu überwintern. Und Augsburgs Trainer Manuel Baum hatte gesagt: "Ich habe schon das Gefühl, dass die Mannschaft richtig Bock hat, diese Saison im Pokal extrem weit zu kommen."

Schwarz hatte seine Mannschaft im Vergleich zum 1:2 gegen den FC Bayern am Wochenende gleich auf acht Positionen verändert, und lange sah es so aus, als würde sein Mut belohnt. Unter anderem brachte er die offensiven Mittelfeldspieler Alexandru Maxim und Robin Quaison von Beginn an. Maxim hatte bislang in dieser Saison nur zweimal in der Startelf gestanden, Quaison in den vergangenen drei Bundesligapartien nur insgesamt 21 Minuten gespielt. Beiden war Spielfreude anzusehen.

Mainz begann defensiv kommpakt und offensiv frech, hatte allein durch Quaison in der ersten Viertelstunde zwei gute Chancen. Immer wieder gelang es den Gästen, sich mit vergleichsweise einfachen Mitteln im Mittelfeld zu behaupten; mal reichten zwei, drei Pässe, mal ein Dribbling von Quaison, mal ein Übersteiger von Maxim. Als der rumänische Nationalspieler nach 20 Minuten mal wieder einen Haken schlug, konnte ihm Augsburgs Verteidiger Jeffrey Gouweleeuw nicht folgen. Maxim schoss. Und weil Augsburgs Torwart Andreas Luthe den Ball an den Bauch des Verteidigers Philipp Max abwehrte, musste der Mainzer Philipp Mwene den Ball nur noch zum 1:0 über die Linie drücken. Auch als Augsburg nach 40 Minuten der Ausgleich durch ein Eigentor des Mainzers Stefan Bell gelang, dauerte es nur fünf Minuten, bis Quaison zum 2:1 traf, ohne dass ihn dabei ein Augsburger so richtig störte. So lässig, wie er jubelnd zur Eckfahne joggte, so wirkte zu diesem Zeitpunkt die Mainzer Überlegenheit.

Dabei war ja Augsburg als Favorit ins Spiel gegangen. Der FCA ist mit einer Bilanz in die Saison gestartet, die ausgeglichener nicht sein könnte, drei Siege, drei Unentschieden, drei Niederlagen. Beim FCA sind sie ausgesprochen zufrieden damit, denn verloren haben sie jeweils eher unglücklich, unter anderem durch zwei Tore kurz vor Schluss am dritten Spieltag in Mainz. Doch zu einem guten Saisonstart sollte diesmal endlich auch mal wieder ein Erfolg im Pokal hinzukommen. Zuletzt waren sie 2016 über die zweite Runde hinaus gekommen. Im Vorwort des Stadionhefts schrieb Kapitän Daniel Baier von seinem Traum, einmal mit Augsburg das Finale in Berlin zu erreichen. So viele Gelegenheiten habe er, immerhin ja schon 34 Jahre alt, eher nicht mehr, heißt es dort.

Ausgerechnet Baier war dann einer von vier Spielern, die Baum schonte, der zentrale Mittelfeldspieler war gar nicht im Kader. Stürmer Alfred Finnbogason, mit fünf Treffern Augsburgs bester Torschütze, kam erst in der zweiten Halbzeit von der Bank. Umso mehr fiel auf, wie sich vorne Caiuby aufrieb.

Der Stürmer provozierte das Mainzer Eigentor, schon danach riefen die Zuschauer seinen Namen, und das war durchaus eine besondere Geschichte. Der Brasilianer war zuletzt mit einigen Disziplinlosigkeiten aufgefallen, war zu spät aus dem Urlaub in Brasilien gekommen, als Schwarzfahrer zu einer Geldstrafe verurteilt und zuletzt beim 2:1 in Hannover am Wochenende aus dem Kader gestrichen geworden. Er soll zuletzt ein paar Mal zu spät zu Mannschaftsitzungen oder zum Training gekommen sein. Als Michael Gregoritsch in der 86. Minute den Ausgleich erzielte, war das der erste Lohn für eine kämpferisch ansprechende Leistung. Und die Augsburger verdienten sich den Sieg in der Verlängerung. Nach 119 Minuten riefen die Fans noch mal den Namen des Spielers des Tages: Kai-Uwe wurde ausgewechselt.

© SZ vom 31.10.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: