Arminia Bielefeld:Torwart Ortega ist jetzt nur noch Fan

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Tränen zum Abschied: Stefan Ortega weint nach seinem letzten Spiel für Arminia Bielefeld. (Foto: Friso Gentsch/dpa)

Arminia Bielefeld muss nach dem Abstieg eine neue Mannschaft zusammenstellen. Vor allem der Abschied von Torwart Ortega ist emotional - dafür gibt es immerhin bei einer Personalie eine Wende.

Von Ulrich Hartmann, Bielefeld/München

Die Kinderschokolade war nicht das offizielle Abschiedsgeschenk von Arminia Bielefeld für den Torwart Stefan Ortega. Die Süßigkeit wurde ihm von einem Fan durch den Tribünenzaun gereicht, als sich der 29-Jährige nach zwölf Jahren aus Ostwestfalen verabschiedete. Der Torwart mit Champions-League-Format verlässt den Absteiger. "Ich denke, dass er uns nach oben verlässt", sagte Interimstrainer Marco Kostmann. Ob Gelsenkirchen eine schöne Stadt sei, ist Ortega nach dem 1:1 gegen RB Leipzig gefragt worden. "Sie hat jedenfalls einen schönen Verein", antwortete er.

Als der Bundesliga-Rückkehrer Schalke 04 vor elf Monaten in Bielefeld in die zweite Liga abgestiegen war, personifizierte das Eigengewächs Timo Becker mit seinen Tränen die Schalker Trauer. Diesmal, bei der Arminia, ist Ortega das prägende Gesicht der Traurigkeit. Er weinte auf dem Rasen, als die Bielefelder Fans minutenlang und rührend für ihre Mannschaft sangen, und er weinte, als er bei Sky erklärte, was die Arminia ihm bedeutet: "Ich bin hier zur Schule gegangen, ich habe hier in der U17 angefangen, ich habe hier mit Abstiegen und Aufstiegen alles erlebt." Warum er dann jetzt trotzdem fortgeht? "Weil ich nur eine Karriere habe."

Ortega ist zu gut für die zweite Liga. Sein Wechsel zu Bayern München hat sich zerschlagen. Die meisten anderen Bundesligisten nähmen ihn mit Kusshand. Ortega ist am Samstag neben Patrick Wimmer (zum VfL Wolfsburg), Fabian Kunze (Hannover 96), Joakim Nilsson (St. Louis/USA), Amos Pieper, Cedric Brunner, Gonzalo Castro und Alessandro Schöpf verabschiedet worden. Bielefeld steigt zum achten Mal aus der Bundesliga ab. Neuanfänge sind hier Routine. Der Sportdirektor Samir Arabi (unbefristeter Vertrag) sucht viele neue Spieler und einen neuen Trainer.

Eine Wende gibt es in der Personalie Fabian Klos. Der einzige Spieler, dessen Namen die Fans bei der Aufstellung ein "Fußballgott" hinterherschicken und der sich vor sechs Wochen eine schwere Kopfverletzung zugezogen hat, verlängert seinen Vertrag trotz des bereits verkündeten Abschieds um ein Jahr. "Er ist eine Identifikationsfigur, seine Erfahrung brauchen wir", sagt Kostmann, der in seine Position als Torwarttrainer zurückkehrt; die zweite Liga werde "kein Selbstläufer". Unterstützung versprach der scheidende Ortega. Er behält die Arminia im Herzen. "Ich kehre als Fan zurück."

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