Argentinien:Angenehmes Dilemma

Lesezeit: 2 min

Argentinien grübelt über seine Startelf und erwägt einen kurzfristigen Wechsel der Unterkunft.

Peter Burghardt

Manchmal sind es die Luxusprobleme, die einem das Leben schwer machen, damit befasst sich nun auch der Trainer einer der besten Fußballmannschaften der Erde. Vor der Weltmeisterschaft hatte Jose Pekerman zumindest befürchten müssen, der 21. Juni 2006 würde für Argentinien zum Schicksalstag werden, die Gruppe C war ja nach der Auslosung zur so genannten Todesgruppe ausgerufen worden.

Er hätte gegen Holland seine erste Elf aufgestellt, volle Kraft voraus. Nun findet der abschließende Vergleich zwischen zwei Großmächten der Szene unter wesentlich entspannteren Umständen statt, beide sind ja bereits qualifiziert, und so steht Pekerman vor einem angenehmen Dilemma.

Soll er sein weißblaues Ensemble im Frankfurter Stadion weitgehend unverändert lassen, den Schwung mitnehmen und möglichst rauschend ins Achtelfinale einziehen? Oder lieber seine wichtigsten Kräfte ausruhen lassen?

Richtungsweisend ist die Partie nur noch insofern, als entschieden wird, wer als Gruppensieger in Leipzig gegen Portugal oder Mexiko antritt oder als Gruppenzweiter in Nürnberg. Das hätte auch Auswirkungen auf die weitere Nähe zum Ausrüster und Sponsor adidas, in dessen Heimat Herzogenaurach ist die Albiceleste seit mehr als zwei Wochen untergebracht.

Nürnberg wäre da schön nah, aber das spielt natürlich keine Rolle - Emissäre schauen sich für alle Fälle bereits in Sachsen um, wohin man bei einem günstigen Ausgang in Hessen gleich weiterziehen würde. Entscheidender ist die Frage, wer mitmacht gegen die Niederlande, den bisher wohl stärksten Gegner.

Auswahl gibt es genug, gegen die Elfenbeinküste (2:1) und Serbien-Montenegro (6:0) wurde eher zum Vergnügen der Reservisten als aus purer Notwendigkeit ausgewechselt. Einzig Luis Gonzalez musste in Gelsenkirchen wegen einer Zerrung vom Platz.

Er fehlt diesmal, vom weiteren Stammpersonal wird Pekerman vermutlich die beiden Stürmer Javier Saviola und Hernan Crespo in Verwahrung nehmen, denn die haben einen gelbe Karte im Register stehen und sollen vor der K.o.-Runde tunlichst keine zweite bekommen.

Ersetzen sollen die beiden Angreifer Julio Cruz von Inter Mailand und Carlos Tevez von Corinthians Sao Paulo, der sich bereits nach seiner Einwechslung mit einem Treffer am Schützenfest gegen Serben und Montenegriner beteiligt hatte.

Verteidiger Gabriel Heinze lässt sich voraussichtlich von Gabriel Milito vertreten, Heinze war vor der WM lange verletzt gewesen.

Beeindruckendste Entdeckung

Besonders acht geben will Pekerman auf seine beiden umschwärmtesten Profis. Juan Roman Riquelme war zuletzt unzufrieden mit sich, obwohl ihn sonst alle loben. Einerseits würde der Regisseur gerne weiterspielen, um noch besser in Tritt zu kommen, andererseits könnte auch ihm eine Schaffenspause gut tun.

Lionel Messi dagegen bleibt wohl wieder erst auf der Bank sitzen, dabei wurde er in einer Abstimmung der Fifa bereits zur beeindruckendsten Entdeckung dieser Vorrunde ernannt, wofür ihm zwölf Minuten, ein Tor und eine Vorlage genügten. Was für Sorgen, Sr. Pekerman.

© SZ vom 20.6.2006 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: