Matthew Stafford marschierte langsam auf das Spielfeld. Der Quarterback der Detroit Lions wollte zu Brett Favre, um dem Spielmacher der Minnesota Vikings zu dessen Leistung zu gratulieren. Die Lions hatten die Begegnung mit 13:27 verloren, der 39-jährige Favre war an diesem Nachmittag deutlich besser als der 21-jährige Liganeuling. Es gab dann auch keinen Handschlag, vielmehr sah es so aus, als würde ein Hund seinem Herrchen die Pfote reichen.
Favre hatte zuvor famos gespielt, er brachte 23 seiner 27 Pässe an den Mann und warf zwei Touchdowns, einen davon entgegen seiner Laufrichtung. Stafford dagegen zeigte wie schon in der Woche zuvor eine unterdurchschnittliche Leistung, er schaffte zwar seinen ersten Touchdown in der National Football League (NFL), er warf jedoch auch zwei Interceptions, die zu Punkten für die Vikings führen sollten. "Das waren Anfängerfehler von mir, die sich ein erfahrener Spieler wie Favre nicht leistet", sagte Stafford nach dem Spiel.
Die Karrieren der beiden Spielmacher sind auf interessante Weise miteinander verknüpft. Als Brett Favre vor der Saison verkündete, ein zweites Comeback in der NFL zu wagen, gab es für ihn nur drei Vereine als Option - nämlich jene, die in der kommenden Saison zwei Mal gegen die Green Bay Packers spielen. Vor zwei Jahren schied er im Unfrieden von jenem Verein, für den er 16 Jahre lang spielte und den er aus der Mittelmäßigkeit zur Meisterschaft führte. Die Chicago Bears brauchten keinen Quarterback, also blieben nur die Lions und die Vikings.
Anstatt Favre zu verpflichten und aus dem Pool talentierter College-Spieler einen Abwehrspieler oder einen Running Back zu wählen, legten die Lions ihre Hoffnungen in die Hände von Stafford. Sie gaben ihm einen Vertrag mit der höchsten Garantiesumme (41,7 Millionen Dollar in den kommenden sechs Jahren), die jemals einem Rookie gezahlt wurde. Die Abwehr bleibt löchrig, das Laufspiel unterdurchschnittlich - und Stafford ist nicht erfahren genug, in kniffligen Situationen einen kühlen Kopf zu bewahren. Diese merkwürdige Transfer- und Draftpolitik hat bei den Lions ebenso Tradition wie die Erfolglosigkeit. Saisonübergreifend hat der Verein nun 19 Spiele in Serie verloren, der letzte Sieg datiert vom 23. Dezember 2007. Wieder soll ein Quarterback-Neuling für die Wende zum Guten sorgen, wieder scheint es zu misslingen.
Favre dagegen führte seine Mannschaft zum zweiten Sieg im zweiten Spiel. Er wirft keine langen Pässe mehr, er bewegt sich nach dem Anspiel kaum. Aber er trifft in wichtigen Situationen die richtige Entscheidung und hat gelernt, sich selbst zurückzunehmen. Beim Stand von 10:10 etwa verzichtete er auf einen spektakulären Pass, er reichte den Ball lieber zu Laufspieler Adrian Peterson, der 27 Yards bis in die Endzone zurücklegte. Wenig später warf sich Favre einem Gegenspieler entgegen, um den Weg für Peterson freizublocken. "Adrian ist der wichtigste Spieler unserer Offensive", sagte Favre nach dem Spiel. "Ich werde ihm weiter den Ball geben, weil wir auf diese Weise erfolgreich sind."
Die Vikings haben nach den beiden Siegen gute Chancen, die Playoffs zu erreichen - und in zwei Wochen erhält Favre die erste Gelegenheit zur Rache, wenn seine Mannschaft gegen die Green Bay Packers antreten muss. Matthew Stafford dagegen wird in seiner ersten Saison als NFL-Quarterback wohl noch öfter Pfötchen geben müssen.
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Zusammenfassung der anderen Spiele des zweiten Spieltags:
Sebastian Vollmer hat mit den New England Patriots in der amerikanischen Football-Profiliga NFL am zweiten Spieltag die erste Niederlage kassiert. Bei den New York Jets unterlag das Team des Kaarster Rookies am Sonntagabend mit 9:16. Vollmer kam in der Offensive Line als Ersatz für Right Tackle Nick Kaczur zum Einsatz.
Star-Quarterback Tom Brady erwischte dabei keinen guten Tag. Hatte der 32-Jährige am vergangenen Wochenende das Spiel gegen die Buffalo Bills noch mit zwei späten Pässen in die Endzone gedreht, brachte er im Giants Stadium keinen einzigen Pass für einen Touchdown an den Mann. Insgesamt waren nur 23 seiner 47 Passversuche erfolgreich. Sein Gegenüber Mark Sanchez fand dagegen im dritten Viertel Dustin Keller zum entscheidenden Touchdown. Beide Teams erzielten dazu jeweils drei Field Goals.
Vizemeister Arizona Cardinals wendete mit einem 31:17 bei den Jacksonville Jaguars einen kompletten Fehlstart nach der Auftaktniederlage gegen San Francisco 49ers ab. Quarterback Kurt Warner warf dabei 24 von 26 Pässen für insgesamt 246 Yards. Für das Highlight des Spiels sorgte im zweiten Quarter Antrel Rolle, der nach einem geblockten Field-Goal-Versuch der Jaguars den Ball über 83 Yards zum Touchdown in die Endzone trug.
Ergebnisse:
Atlanta Falcons - Carolina Panthers 28:20, Washington Redskins - St. Louis Rams 9:7, Tennessee Titans - Houston Texans 31:34, Philadelphia Eagles - New Orleans Saints 22:48, N.Y. Jets - New England Patriots 16:9, Kansas City Chiefs - Oakland Raiders 10:13, Jacksonville Jaguars - Arizona Cardinals 17:31, Green Bay Packers - Cincinnati Bengals 24:31, Detroit Lions - Minnesota Vikings 13:27, Buffalo Bills - Tampa Bay Buccaneers 33:20, San Francisco 49ers - Seattle Seahawks 23:10, Chicago Bears - Pittsburgh Steelers 17:14, Denver Broncos - Cleveland Browns 27:6, San Diego Chargers - Baltimore Ravens 26:31, Dallas Cowboys - N.Y. Giants 31:33