Baseball:Tipps von Bison

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Hoch angesehener Rückkehrer: Jan Tomek soll bei den Regensburg Legionären auch den Weggang von Mike Bolsenbroek kompensieren. (Foto: Claus Schunk)

Der neue Trainer der Regensburg Legionäre hat in der nordamerikanischen Profiliga gearbeitet - und soll sie nun zum Titel führen.

Von Christoph Leischwitz

Das Ziel für die kommende Saison könnte kaum deutlicher formuliert sein, das Ausrufezeichen am Ende steht für einen klaren Imperativ: "Bring it back!". Ob die Regensburg Legionäre, einst Serienmeister, nun seit sechs Jahren ohne Titel, ausgerechnet heuer wieder die deutsche Meisterschaft gewinnen, ist natürlich noch völlig offen. Sicher ist nur, dass sie im vergangenen Jahr denkbar knapp gescheitert sind, nach einem legendären Halbfinal-Entscheidungsspiel über 19 Innings gegen den späteren Meister aus Bonn. Um es diesmal einen Tick besser zu machen, haben sie nun einen Trainer geholt haben, der sich im deutschen Baseball noch so gut wie gar nicht auskennt.

Was erst einmal nichts Schlechtes bedeuten muss. Tomas Bison kommt aus Norditalien, dort hat der US-Sport einen größeren Stellenwert als nördlich der Alpen, und der 44-Jährige bringt zudem Co-Trainer-Erfahrung aus der nordamerikanischen Profiliga mit, wo er für die Toronto Blue Jays arbeitete. Regensburgs Martin Brunner, für die Major League als Europa-Koordinator tätig, stellte den Kontakt her. Für Bison war es ein attraktives Angebot. "Ich bin beeindruckt von der Professionalität", mit der die Legionäre zu Werke gingen. Sie hatten ihm einen Vollzeit-Job als Trainer angeboten. Und das gibt es selbst in Italien nicht so oft.

An diesem Freitag beginnt Bisons erste Bundesliga-Saison, Regensburg bestreitet das Eröffnungsspiel bei den Mainz Athletics (19 Uhr), am Samstagnachmittag folgt dann die zweite Partie. Eine kurze, sehr intensive Saison steht bevor, in der Bison schnell die deutschen Baseball-Gepflogenheiten annehmen muss. Denn schon am 16. Juni bestreiten die Legionäre bei einem Derby gegen die Haar Disciples die letzte Partie der Hauptrunde, dann stehen auch schon die Playoffs an. Grund ist die Baseball-EM in Deutschland ab dem 6. September. Deshalb hatte der Verband heuer auch darauf verzichtet, die im vergangenen Jahr eingeführte Zwischenrunde erneut durchzuführen - keine Zeit. Gleich nach der Punkterunde beginnen die Viertelfinal-Serien mit den Siegern der Nord- und Südstaffel gegen die jeweils Vierten sowie den Zweiten gegen die Dritten.

Bison gilt als akribischer Arbeiter und er hat seinem Kader großes Vertrauen geschenkt: Seit er Anfang Januar seinen neuen Job antrat, haben die Oberpfälzer keine weiteren Spieler mehr verpflichtet. Vor allem seinen neuen Pitchern traut er einiges zu: Benji Waite aus den USA und der tschechische Rückkehrer Jan Tomek, der vergangene Saison erfolgreich für die Disciples in München spielte, sind hoch angesehen. "Eine gute Defensive ist die Grundvoraussetzung, um wettbewerbsfähig zu sein", sagt Bison. "Wenn du die großen Erfolge einfahren willst, brauchst du eine starke Offensive." Momentan hingen die Schlagmänner mit ihren Leistungen zwar noch hinterher, doch erfahrungsgemäß brauchen sie auch länger, um ihren Rhythmus zu finden. Diesmal kam hinzu, dass die Vorbereitung aufgrund der schlechten Witterung nicht ideal verlief.

Die Frage wird sein, ob die Legionäre den Weggang von Mike Bolsenbroek kompensieren können. Der Niederländer gilt als einer der besten Werfer Europas, zehn Jahre spielte der Europameister von 2014 für Regensburg. Oft habe man sich den vielen Abwerbeversuchen erwehren können, heißt es aus dem Regensburger Umfeld, jetzt war es so weit: Bolsenbroek wechselte nach Heidenheim. Favorit auf die Top-Platzierung für die Playoffs sind die Württemberger deshalb aber nicht. Mannheim hat seinen Kader erheblich verstärkt, Stuttgart ebenso. So gilt bislang nur als gewiss, dass es im Frühsommer zwangsläufig irgendwo zu einer großen Enttäuschung kommen wird. Denn nicht alle Teams, die viel investiert haben, können die Playoffs erreichen.

© SZ vom 29.03.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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