Mein Deutschland:Königin Angie I.

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Die besondere Handhaltung der Bundeskanzlerin Angela Merkel ist längst zum Markenzeichen geworden. (Foto: REUTERS)

Auf den Punkt gebracht.

Eine Kolumne von Aktham Suliman

Auf der Suche nach arabischen und muslimischen Reaktionen auf den Wahlsieg von Angela Merkel geriet ein arabischer Kollege in Bonn jüngst an zwei Touristen aus den Vereinigten Arabischen Emiraten und Oman. Das Volk möge Merkel, bemerkte ersterer und fügte hinzu: "Eine gute Frau, Gott sei mit ihr!" Der zweite ergänzte: "Dieser Wahlsieg bedeutet, dass die Königin ihrem Land treu ist und die Menschen zufriedenstellt." Auf den ersten Blick scheint es sich beim zweiten Statement um fehlende Kenntnisse über dieses Land und sein politisches System zu handeln. Auf den zweiten nicht: Der arabische Tourist hat die Lage trotz - oder wegen - seines kurzen Aufenthaltes in Deutschland genau erfasst und auf den Punkt gebracht.

Wer einen erfolgreichen Wahlkampf führen kann mit einem Plakat, auf dem das eigene Bild mit dem informationsreichen Satz "Kanzlerin für Deutschland" steht, der/die muss etwas Königliches haben. Wer bei einem anderen Plakat nur seine Hände in Form der inzwischen legendären Raute präsentiert und dann Wahlen gewinnt, der/die würde im nächsten Bundestagswahlkampf 2017 sogar ein leeres weißes Plakat aufstellen können, nach dem Motto: "Hier hätte irgendetwas von mir stehen können, aber was soll's, ihr wählt mich sowieso! Liebe Grüße, eure Königin Angi."

Nicht mit der "Eisernen Lady", der ehemaligen britischen Premierministerin Margaret Thatcher, nein, mit Königin Elizabeth II. sollte Angela Merkel verglichen werden - mindestens.

Denn nur Könige brauchen keine Politik und keine Themen, sie sind durch ihre bloße Existenz ein Grund zur Freude - zumindest für ihre Unter-, Ange- beziehungsweise "Angela"tanen. Nur vor königlichen Hoheiten erblassen alle Farben, ob Rot oder Gelb - auch bis hin zum totalen Verschwinden aus dem Bild des Bundestages. Nur Könige bewegen Dinge beziehungsweise Wahlergebnisse mit einer Handbewegung oder einer Zwei-Hände-Haltung. Die Bundestagswahlen des Jahres 2013 haben Geschichte geschrieben: Zum ersten Mal hat man in Deutschland nicht nur ein Vaterland, sondern auch eine Mutter der Nation: "Einigkeit und Recht und Freiheit . . . für das deutsche Merkel-Land."

Aktham Suliman arbeitet als freier Journalist in Berlin.

© SZ vom 05./06.10.2013 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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