Mein Deutschland:Endlich steht der Termin fest!

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Die wichtigsten Fakten gab es von der deutschen Presse.

Kate Connolly

Was für eine Erleichterung, jetzt ist es endlich raus. William und Kate heiraten. Für mich und andere britische Kollegen bedeutet dies unvermeidliche Anrufe von deutschen TV- und Radiosendern, die wissen wollen, welche Folgen dies nun für England hat. Was mich dafür qualifiziert? Erstens bin ich Britin und zweitens spreche ich deutsch.

Prinz William und seine Verlobte Kate Middleton bei bei einem Fototermin anlässlich der Bekanntgabe ihrer Hochzeit. Prinz William und Kate Middleton heiraten am 29. April 2011 in der Westminister Abtei in London. (Foto: AFP)

Dabei sind die Deutschen vielleicht die besseren Experten auf diesem Gebiet. Denn die wichtigsten Fakten über William und Kate habe ich mir in der deutschen Presse angeeignet. So informierte mich etwa die Süddeutsche Zeitung über die Herkunft von Kates Verlobungsring, nämlich dass dieser einmal Diana gehörte und sogar an ihrem Finger steckte, als sie starb. Die Welt klärte mich über Kates Hintergrund und den Aufstieg ihrer Familie "im Verlauf mehrerer Generationen" auf. "Aus dem Bergwerk ins Königshaus", was - wie das Blatt treffend feststellt - "ebenso viel über das Klassensystem Englands aussagt, wie über seine Durchlässigkeit". Was für mich nicht uninteressant ist, schließlich stamme ich wie Kate aus Berkshire und mein Vater, Sohn eines bescheidenen irischen Jockeys, hat immer großen Wert auf seine Wurzeln in der Arbeiterklasse gelegt.

Oft werde ich gefragt, warum die britische Presse so besessen vom Nazi-Thema ist. Worauf ich meist antworte, dass wir damit lediglich die Vorurteile der Deutschen aufgreifen (denken Sie nur an den aktuellen Spiegel -Titel mit der Begleit-DVD "Der Hetzer: Joseph Goebbels, Der Mann, der Hitler machte"). Ich war deshalb sehr erleichtert, dass es Bild und nicht ein englisches Blatt war, das mich darüber aufklärte, dass William und Kate ihren besonderen Tag mit niemand anderem als Adolf Hitler und Eva Braun teilen, von denen man annimmt, dass sie sich am 29. April 1945 in Berlin geheiratet haben. Just an diesem Datum 1882 hat Werner von Siemens seinen elektrischen Kutschenwagen vorgestellt. Aber es liegt auf der Hand, mit welchem Ergeignis man uns von heute an bis April immer wieder konfrontieren wird.

In diesen entbehrungsreichen Zeiten gilt es auch als sicher, dass uns die Frage der Ausgaben verfolgen wird. Die britische Mittelstandsvereinigung befürchtet, die Hochzeit werde die Wirtschaft "Milliarden" kosten. Nicht, was das Brautkleid, die Blumen und die Flitterwochen angeht - die werden von der königlichen Familie und Kates Eltern gezahlt -, sondern weil die Hochzeit am Freitag nach Ostern stattfinden soll und der Tag vom Premier David Cameron zum nationalen Feiertag erklärt wurde. Viele Geschäfte und Firmen könnten das nutzten, um elf Tage am Stück zu schließen. Dies in Kombination mit der Anhebung der Mehrwertsteuer im Januar dürfte einen dämpfenden Effekt auf Konsumausgaben haben. Für Experten Anlass genug, eine Warnung auszusprechen.

Doch ich frage mich, ob die Bedenkenträger einkalkuliert haben, welchen Schub die Wirtschaft durch den Verkauf von königlichen Hochzeitsgeschirrtüchern, Tassen und anderem Souvenierkram bekommen wird? Oder das Geld, das Tausende von Touristen in England lassen werden, wie es bei der Hochzeit von Charles und Diana der Fall war? Die Miesmacher können sich auf jeden Fall damit trösten, das Weihnachten in diesem Jahr auf ein Wochenende fällt. Wie viel wird das wohl der britischen Wirtschaft bescheren? Man braucht nicht immer eine Hochzeit, um einen Grund zum Feiern zu haben.

An dieser Stelle schreiben Auslandskorrespondenten über Deutschland. Kate Connolly berichtet für den britischen Guardian aus Berlin.

© SZ vom 26.11.2010 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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