Mein Deutschland:Das Märchen von Tausendundeinem Tor

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Bayern Münchens Spieler feiern mit dem Pokal auf dem Platz nach ihrem Sieg in der UEFA Champions League-Finale Fußballspiel zwischen Borussia Dortmund und Bayern München im Wembley-Stadion in London am 25. Mai 2013. FC Bayern München gewinnt das Spiel 2:1. (Foto: AFP)

Franz Beckenbauer bleibt der "Kaiser", auch wenn die arabische Welt nie ein Kaiserreich kannte.

Eine Kolumne von Aktham Suliman

Es war eine Meldung von der Sorte "Mann beißt Hund" - interessant und außergewöhnlich. Ein Freund des bekannten ägyptischen Sängers Amr Dyaab twitterte letztes Wochenende: "Amr verfolgt gerade das Champions-League-Spiel Bayern gegen Dortmund und unterstützt dabei die Dortmunder". In der Regel unterstützt ein Araber Bayern München ohne wenn und aber. Punkt. Das gehört sich einfach und ist genauso wenig logisch erklärbar wie das Fahren eines BMW-Wagens. Nur überintegrierte Araber in Deutschland schließen sich der hier zu Lande allgemein gültigen Skepsis gegenüber dem Freistaat und dessen Nationalmannschaft Bayern München an.

"Bairen Miunickh", so wird der Name auf Arabisch ausgesprochen, ist für Araber die Mannschaft, ist Deutschland; und das mindestens seit den 70er und 80er Jahren des letzen Jahrhunderts. Ein Franz Beckenbauer war und bleibt der "Kaiser". Auch wenn die arabische Welt nie ein Kaiserreich kannte. Ein Karl-Heinz Rummenigge ist der "Bezwinger" der Franzosen, auch wenn es mehr als drei Jahrzehnte her. Man verzeiht sogar einem Fußball-Kommentator namens Lothar Matthäus sein Bayern-Englisch auf dem arabischem Sportchannel, und die vielen Ehen noch dazu. Und Präsident Uli Hoeneß bleibt ein "Typ", Steuerhinterziehung hin oder her. "Ich bitte Sie!", sagt der Araber nur dazu.

Die Bayern haben der Welt wieder gezeigt, wer die Lederhosen im deutschen und im europäischen Fußball anhat. Das kommt zwar gut an, auch in mittlerem Osten und Nordafrika, erklärt aber nicht die magische Anziehungskraft des FC-Bayern jenseits der deutschen Grenzen. Und wenn es so weiter geht, dann werden arabische Omis auch in 1400 Jahren aus dem "Tausendundein Tor"-Buch das Märchen von den "elf Männern in Lederhosen" vorlesen. Und die Kinder werden wohl schon eingeschlafen sein, noch bevor der Satz kommt: " .. und wenn sie nicht in Rente gegangen und an den Steuerproblemen eingegangen sind, dann spielen sie heute noch".

Aktham Suliman ist freier Journalist. Er lebt in Berlin.

© SZ vom 01./02.06.2013 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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