17. Januar 2009:Seit Mozart und den Stones

Lesezeit: 3 min

SZ-Leser schreiben, dass es durchaus positive Zeichen für die Musikindustrie gibt, wieso Steffi Graf in Tränen ausbrach und warum Bauern gerne düngen.

"Falsche Revolutionäre", 10./11. Januar

Lesermeinung: Mehr Rechte für Musikhörer! (Foto: Foto: ddp)

Mehr Rechte für Musikhörer

Nur über technischen Kopierschutzmechanismen lässt sich das Urheberrecht aufrecht erhalten - das suggeriert der Leitartikel von Andrian Kreye. Dabei haben doch nicht die Computerhersteller und Hacker die Musikindustrie gezwungen, ihre Ware zu verschenken - man muss weiterhin dafür zahlen, bekommt aber ein paar Freiheiten mehr als zuvor.

Das ist ein längst überfälliger Schritt, da die bestehenden technischen Kopierschutzmaßnahmen die Rechte der Verbraucher in unverhältnismäßiger Weise einschränkten - oder ist es etwa angemessen, wenn ich alle meine gekaufte Musik nicht mehr hören kann, weil der Anbieter, bei dem ich die Musik erstanden habe, aufhört zu existieren? Ist es außerdem mit unserem Verständnis vom Datenschutz und Rechtsstaatlichkeit zu vereinbaren, wenn die Rechteinhaber oder vielmehr deren Vermarkter uns nicht nur ihre Werke verkaufen, sondern dann auch genau darüber Buch führen, wie wir diese konsumieren? Und dann auch noch die Möglichkeit erhalten, uns, den Verbrauchern, jederzeit die bezahlte Ware wieder aus der Hand zu nehmen, ohne das gezahlte Geld zurückgeben zu müssen?

Völlig außer Acht lässt Herr Kreye auch, dass es nach den Exzessen der Napster/Kazaa/Gnutella-Ära durchaus positive Zeichen für die Musikindustrie gibt, und bei den Verbrauchern eine steigende Bereitschaft zu erkennen ist, für Musik auch wieder einen angemessen Preis zu zahlen. Immerhin hat Apple über iTunes bislang sechs Milliarden Titel verkauft und den Rechteinhabern ihren Anteil überwiesen. Es ist also nicht zuletzt einem Computerhersteller zu verdanken, dass eine erfolgsverwöhnte aber vom Internetboom völlig unvorbereitet überrannte Branche nun wieder kleine Erfolge feiern kann.

Warum soll das ein Zweiklassensystem der Kreativen verursachen? War es nicht schon immer so, dass ein paar wenige Stars viel Geld verdienten und der große Rest eher dahinvegetierte - schon zu Zeiten der Stones und vermutlich auch Mozarts? Ich bin im Übrigen ein großer Anhänger des Urheberrechts, egal in welcher Form die Werke der Urheber verteilt werden. Doch technische Instrumente zur Vollstreckung desselben, die die berechtigten Interessen der Verbraucher nicht berücksichtigen, werden niemals Erfolg haben und den Rechteinhabern mittel- bis langfristig einen Bärendienst erweisen. Urheberrecht kann nur über den zugegebenermaßen langwierigen und mühsamen Weg von Erziehung, Aufklärung und Wertevermittlung gestärkt und erhalten werden.

Jörg Erdmenger, Regensburg

"Ruine im Grunewald", 15. Januar

Die Tränen der Martina Navratilova

Und wenn Sie es hundert Mal schreiben, weil es eine so rührende Geschichte sein könnte: Sie wird dadurch nicht wahrer. Martina Navratilova hat 1986 nicht deshalb so "bitterlich geweint", weil sie das Turnier in Berlin gegen Steffi Graf verloren hatte, sondern die Tränen liefen, weil sie bei der Danksagung nach dem Match auch ihre Eltern erwähnte, die sie seit ihrer Flucht nicht gesehen hatte. Sie durften damals aus der Tschechoslowakei wegen nicht erteilter Visa nicht nach Berlin reisen. Ich war im Stadion!

Dr. Heinz Klingenberg, Buchholz

"Geld stinkt nicht", 29. Dezember

Wo lernt man Wirtschaft? Im Klassenzimmer!

Wo lernt der Nachwuchs ökonomische Bildung? Die Frage stellt der Beitrag und kritisiert zugleich mangelnde Kenntnisse der Schüler. Zumindest für Bayern lautet die Antwort: im Klassenraum! Denn an allen bayerischen Gymnasien ist "Wirtschaft und Recht" ein eigenständiges und verpflichtendes Unterrichtsfach in den Jahrgangsstufen 9 und 10 mit je zwei Wochenstunden. Der Unterricht wird von eigens dafür ausgebildeten Lehrkräften erteilt.

Die Lerninhalte umfassen wirtschaftliche, rechtliche und ökologische Sachverhalte. So sollen die Schülerinnen und Schüler unter anderem eine arbeitsteilige Volkswirtschaft, grundlegende Aufgaben einer Wirtschaftsordnung und den Preisbildungsmechanismus kennen lernen. Darüber hinaus werden methodische Kompetenzen erworben. Diese umfassen das Anwenden von Modellen zur Analyse komplexer Lösungen (etwa Kreislauf- und Marktmodell), das Arbeiten mit Gesetzestexten und Fallanalysen und den Umgang mit Planspielen und Simulationen.

Ernst Weidl, Gunzenhausen

"Giftige Reaktion der Giftmischer", 13. Januar

Warum Bauern gerne düngen

Der unsinnig große Einsatz von Dünge- und Pflanzenschutzmittel in der Landwirtschaft wird bereits seit vierzig Jahren von Fachleuten diskutiert - und zwar unabhängig von der Bio-Landwirtschaft. In den achtziger Jahren wurden von den Landwirtschaftskammern umfangreiche Versuchsserien gemacht, um bei einem wesentlich reduzierten Chemikalienverbrauch trotzdem einen höheren Gewinn für den Landwirt zu erreichen.

Auch die Universität Göttingen hat in diese Richtung experimentiert. Diese Versuche erbrachten - statistisch sehr gut abgesichert - interessante Ergebnisse, die Methode heißt "integrierter Pflanzenbau". Doch als wir sie den Landwirten nahebringen wollten, wurden wir von ihnen belächelt - nach dem Motto: Ich lass mir meine guten Erträge nicht zerreden. Die Rentabilität steht bei vielen Bauern nicht an erster Stelle. Obwohl die großen Versuchsserien weitgehend mit den Beiträgen der Landwirte finanziert wurden, hat man auf den Bauern-Versammlungen sehr viel stärker auf die Chemie-Industrie gehört als auf die Forscher. Bewirtungen und Geschenke taten ein Übriges.

Um die Wirkung von Pflanzenschutz-Mitteln zu demonstrieren, wurde von Personen, die der Industrie nahe standen, zunächst die vorgesehenen Pflanzenbestände stark überdüngt. Das förderte Unkräuter und Krankheiten unverhältnismäßig. Hier war die Wirkung der Mittel sehr eindrucksvoll zu beobachten, und die Bauern kamen täglich an den Feldern vorbei. Obwohl die Preise im Rahmen der Neuordnung der Subvention der Landwirte stark gesunken sind, konnte die Chemie-Industrie durch Preis-Zugeständnisse den Umfang des Einsatzes ihrer Mittel weitgehend halten.

Dabei wäre der "integrierte Pflanzenbau" ein wesentliches Instrument, um den weltweiten Ausstoß von Lachgas vor allem in Entwicklungsländern einzudämmen. Lachgas ist ein Treibhausgas und dreihundertmal so wirkungsvoll wie Kohlendioxid. Es entsteht auf Reisfeldern und nassen Böden, vor allem bei Überdüngung mit Stickstoff.

Dr. Harm Loop, Braunschweig

© SZ vom 17./18.1.2009/agfa - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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