Jahreswechsel:Tiefe Stürze und Party-Gene: Von Hoeneß bis Guidetti

Berlin (dpa) - Triumph und Niedergang liegen im Sport oft dicht beisammen. Die Nachrichtenagentur dpa hat die "Köpfe des Jahres" zusammengestellt, die für außerordentliche Schlagzeilen gesorgt haben.

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Berlin (dpa) - Triumph und Niedergang liegen im Sport oft dicht beisammen. Die Nachrichtenagentur dpa hat die "Köpfe des Jahres" zusammengestellt, die für außerordentliche Schlagzeilen gesorgt haben.

Uli Hoeneß: Der tief gestürzte Steuersünder

Im Jahr des größten sportlichen Triumphes "seines" FC Bayern München erlebt der Präsident persönlich einen tiefen Absturz. Im April wird er als Steuersünder enttarnt. Der 61-Jährige hatte sich selbst beim Finanzamt angezeigt wegen eines geheimen Kontos in der Schweiz. Hoeneß ist schlagartig kein Gutmensch mehr, sondern ein Steuerbetrüger. Auch die Bundeskanzlerin wendet sich von ihm ab. "Ich bin kein schlechter Mensch", sagt Hoeneß reumütig. Konsequenzen zieht er nicht. Er bleibt auch Aufsichtsratsvorsitzender der FC Bayern AG, als die Anklage gegen ihn zugelassen wird. Im März muss Hoeneß in München vor Gericht. Auf der Jahreshauptversammlung des FC Bayern jubeln ihm die Mitglieder zu - Hoeneß vergießt Tränen. Fortsetzung folgt 2014 - mit offenem Ausgang.

Sebastian Vettel: Solo in die Formel-1-Rekordbücher

Die Alleinfahrt zu seinem vierten Formel-1-Titel in Serie wird für den Hessen zum Triumphzug durch die Rekordbücher. Neun Siege nacheinander, 13 insgesamt - damit stellt der 26-Jährige aus Heppenheim historische Bestmarken ein, die unerreichbar schienen. Nur Vorbild Michael Schumacher und Ikone Juan Manuel Fangio sind noch öfter Weltmeister als der Red-Bull-Star. Aber Vettels Dominanz gefällt nicht allen. Die Pfiffe bei einigen Siegerehrungen tun dem Serien-Champion weh. Mit flapsigen Sprüchen über "Eier im Pool" eckt Vettel bei seinen genervten Verfolgern an. Der Wahl-Schweizer ist nicht mehr Everybodys Darling, spätestens seit er Kollege Mark Webber in Malaysia gegen die interne Absprache den Sieg klaut. 2014 muss Vettel sich umstellen: Neue Regeln, neuer Teamgefährte.

Thomas Bach: Mit Beharrlichkeit auf den Olymp

Thomas Bachs Olympiasieg kommt nicht unerwartet. Der Wirtschaftsjurist wird am 10. September in Buenos Aires als erster Deutscher zum Präsidenten des Internationalen Olympischen Komitees gewählt. Bach könne in großen Linien denken, loben die Unterstützer, aber sein Aufstieg blieb nicht ohne Kritik. Vor der Wahl wurde er mit Vorwürfen des Interessenkonflikts konfrontiert. Der Präsident der deutsch-arabischen Industrie- und Handelskammer vermische Beruf und Ehrenamt, heißt es. Bach läßt die Schlagzeilen an sich abprallen - und stürmt auf den Gipfel. Auch dort ist es oft ungemütlich. Die nächsten IOC-Großprojekte fordern ihn. Nach den kritisierten Sotschi-Spielen stehen 2016 die Problemspiele in Rio an, gefolgt von den Retortenspielen 2018 in Pyeongchang.

Magnus Carlsen: Junger Schachkönig mit Glamour-Faktor

Er gilt schon lange als Nummer eins - nun ist er auch offiziell König der Schach-Welt. Magnus Carlsen erobert im November mit gerade mal 22 Jahren den WM-Titel und entthront den Inder Viswanathan Anand. Schon als kleiner Junge spielt er so herausragend, dass er mit Mozart verglichen wird. Aber das Superhirn kann noch viel mehr: Für eine Modemarke modelt er in einer Kampagne mit Schauspielerin Liv Tylor. Sein Lächeln entzückt die heimatliche Boulevardpresse. Auf Facebook kann man seinen sonnengebräunten Waschbrettbauch bewundern. Das "Time Magazin" setzt ihn im April auf die Liste der 100 einflussreichsten Persönlichkeiten. Kein Wunder, dass der Posterboy in Norwegen einen Schach-Boom auslöst. So sexy war das Spiel um König, Dame und Bauern lange nicht.

Jupp Heynckes: Mit dem Triple in den Trainer-Ruhestand

Im Sommer 2012 stand Jupp Heynckes als großer Verlierer da. Zweiter hinter Borussia Dortmund in der Bundesliga, eine Final-Klatsche gegen den BVB im DFB-Pokal und dann auch noch das Drama dahoam im Champions-League-Endspiel, das im Elfmeterschießen verloren ging. Nur zwölf Monate später kann er sich als historischer Triple-Sieger auf dem Münchner Rathausbalkon feiern lassen. "Jupp, Jupp, Jupp" wird zum Schlachtruf des Sommers für das Kind der Fußball-Bundesliga. Höhepunkt der Saison der Rekorde ist das erste deutsche Königsklassen-Finale im Londoner Wembley-Stadion, das die Bayern gegen Borussia Dortmund mit 2:1 gewinnen. "Ich muss sagen: Das war gigantisch, ein absolutes Highlight", resümiert Heynckes, der sich als mit 68 Jahren in den Ruhestand verabschiedet.

Pep Guardiola: "Der populärste Trainer" mit der Titelgarantie

FC Chelsea, Manchester City, AC Mailand - beim Werben um Pep Guardiola (42) sticht der FC Bayern zu Jahresbeginn alle anderen Großclubs in Europa aus. Der weltweit begehrteste Trainer entscheidet sich für den aktuell besten Verein, auch wenn der Spanier bei seinem Ja-Wort höchstens ahnen konnte, dass ihm Jupp Heynckes womöglich einen Triple-Gewinner vermachen würde. "Wenn nicht er, wer sonst könnte diese Herausforderung bestens bestehen", verkündet Präsident Uli Hoeneß bei der Präsentation des Startrainers am 24. Juni in München. Mit dem FC Barcelona hatte Guardiola in vier Jahren 14 Titel gewonnen und eine Ära geprägt, bevor er sich ein Sabbat-Jahr in New York gönnte. In München hat er bis 2016 unterschrieben. Zeit genug, um eine weitere Ära im europäischen Fußball zu prägen.

Stefan Schumacher: Ein Dopingsünder, aber kein Betrüger

Für Radprofi Stefan Schumacher ist 2013 vor allem eines: anstrengend und Kräfte zehrend. Neben den Stunden auf dem Rennrad kostet den geständigen Dopingsünder insbesondere die Zeit auf der Anklagebank viel Energie. Betrug an senen Ex-CHef Hans-Michael Holczer lautet der Vorwurf. Obwohl er dopte, hatte Schumacher das in einem Gespräch mit seinem damaligen Teamchef während der Tour de France 2007 geleugnet. 202 Tage nach dem Auftakt dann die Entscheidung des Landgerichts in Stuttgart: Freispruch. Es sei nicht auszuschließen, dass Holczer trotzdem vom Doping Schumachers gewusst habe. "Ich bin dem Gericht dankbar, dass es aus meiner Sicht ein faires Urteil gefällt hat", sagt der 32 Jahre alte Nürtinger.

Lance Armstrong: TV-Beichte zur Primetime

Es ist wohl der TV-Auftritt des Jahres 2013. Mit Jeans und dunkelblauem Sakko erscheint Lance Armstrong im Januar bei Star-Talkerin Oprah Winfrey zur Primetime und legt eine längst überfällige Beichte über seine Doping-Vergangenheit ab. EPO, Eigenblut, Kortison und Wachstumshormone - der langjährige Regent der Tour de France gesteht, was er über ein Jahrzehnt vehement abgestritten hatte. Leugnen macht keinen Sinn mehr. Die US-Anti-Doping-Agentur USADA mit dem akribischen Chef Travis Tygart hatte die jahrelange Dopingvergangenheit des früheren Radstars zuvor schon nachgewiesen und den Texaner lebenslang gesperrt. Seitdem hat Armstrong die Schattenseiten kennengelernt. Nun will er als Kronzeuge mit "100 Prozent Transparenz und Ehrlichkeit" aufklären.

Rafael Nadal: Zehn Turniersiege nach Comeback

Nach seinem letzten Spiel der Saison muss Rafael Nadal seinem ewigen Rivalen Novak Djokovic am Netz zum Sieg gratulieren. Der Serbe darf sich für den Titel bei den ATP-Finals feiern lassen. Trotzdem ist 2013 das Tennis-Jahr des Dauerrenners aus Spanien: Siege bei den French Open und den US Open, insgesamt zehn Titel, nur 7 Niederlagen in 82 Spielen. Zudem zurück auf Platz eins der Welt. "Es ist sehr besonders, was in diesem Jahr passiert ist", sagt der 27-Jährige. Anfang des Jahres herrscht noch Skepsis. Sieben Monate hat sein malades Knie den Linkshänder von der Tour ferngehalten. Doch der Sandplatz-Spezialist kämpft sich zurück, steigt im Februar wieder ein und räumte auch auf Hartplätzen schon bald ab. Die ATP zeichnet ihn für das Comeback des Jahres aus.

Giovanni Guidetti: Tablet-Trainer mit Party-Gen

Mit einem auf ein Klemmbrett fixierten Tablet tigert Giovanni Guidetti am Spielfeld entlang. Mit einem charmanten Kauderwelsch aus Deutsch und Italienisch weist der Mann aus Modena seine Volleyballerinnen entschieden zurecht. So führt der Nationaltrainer seine junge Mannschaft bis ins Finale der Heim-EM. Erst nach großem Kampf müssen sich Spielführerin Margareta Kozuch & Co. Mitte September Russland geschlagen geben. Guidetti und seine Truppe gewinnen aber viele Sympathien. Für den 41 Jahre alten Statistik-Freak ging die Party noch weiter. Ende September heiratet er seine Verlobte Bahar Toksoy, Nationalspielerin der Türkei - mit einem rauschenden Fest in Istanbul. Dort, wo er auch als Vereinstrainer für den Club Vakifbank arbeitet.

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