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Endlich von alten Schulformen verabschieden und "eine Rundum-Erziehungseinrichtung" schaffen.

Zusammengestellt von Johann Osel

Im Siechtum befindet sich die Hauptschule schon länger - wegen der demographischen Entwicklung, wegen der Fusion mit Realschulen vielerorts und wegen der "Abstimmung mit den Füßen". Bildungsbewusste Eltern tun fast alles, um ihr Kind vor der Schulform zu bewahren; und bei Berufen, für die einst ein Hauptschulabschluss reichte, braucht man heute Mittlere Reife. Nun will die CDU Haupt- und Realschulen zusammenlegen, die teils skeptische Basis soll bald das Konzept von Bundesbildungsministerin Annette Schavan billigen - begleitet von einer lebhaften Debatte im Netz. Was Blogger, darunter Lehrer, zur Zukunft der Hauptschule schreiben.

Die CDU will mit ihrer Tradition des dreigliedrigen Schulsystems brechen und sich von der Hauptschule in der jetzigen Form verabschieden. (Foto: dpa)

Also lautet der Beschluss, dass der Mensch was lernen muss, zieht ein Berliner Journalist Wilhelm Busch zu Rate ( http://ralfschuler.wordpress.com ). Darauf könne man sich in der Union gerade noch einigen; bei allem, was darüber hinausgeht, werde es schon heikel. Das Problem sei weniger die "Modernisierung" der CDU als solche als die "unreflektierte Übernahme von Zeitgeistbeständen". Konsequent wäre es gewesen, sich ganz von alten Schulformen zu verabschieden und "eine Rundum-Erziehungseinrichtung" zu schaffen. "Da von Alltags- und Kulturtechniken über Sprachkompetenz bis hin zum Ernährungswissen heute alles in der Schule vermittelt werden soll (die Familie war gestern), müssten die Lehrer der Zukunft elternähnliche Erziehungslotsen sein." Ein Job, der mit klassischer Schule, mit Stundenplan und Hausaufgaben nichts mehr gemein habe.

Seit dem Desaster um die Hamburger Schulreform, als per Bürgerentscheid die sechsjährige Grundschulzeit gekippt wurde, sei klar, dass Reformen bei den typischen CDU-Wählerschichten auf Widerstand stoßen, heißt es auf http://oeffingerfreidenker.blogspot.com . "Nicht, weil man die Hauptschule so toll fände, sondern weil man den Bodensatz der Gesellschaft gerne dort halten würde, damit er nicht die Schulbank mit dem eigenen Nachwuchs drückt." Und der Autor von http://verzeitlichung.de sieht in der geplanten Reform nicht etwa Einsicht in den pädagogischen Nutzen, vielmehr verspreche man sich durch die Schul-Fusionen "finanzpolitische Vorteile".

Im Forum von sueddeutsche.de gehen die Meinungen auseinander. "Kann man schon die Inhalte der Konservendose nicht ändern, so ändert man werbewirksam das Etikett", spottet ein User über Schavans Konzept. Ein anderer entgegnet, das dreigliedrige System sei "kein Schubladensystem" mehr. Falls ein Schüler seine Fähigkeiten steigern kann, habe er stets Möglichkeiten, den nächsten Abschluss anzuhängen: "Es gibt in Deutschland fast hundert Wege zum Abitur."

Einige Dutzend bloggende Lehrer gibt es in Deutschland (jedoch oft über Fachliches oder Triviales, nur selten zur Schulpolitik). Eine gute Link-Übersicht bietet das Blog http://herr-rau.de/wordpress . Auf dem eigentlich aus Österreich stammenden Lehrer-Blog http://teacher.twoday.net kommentieren auch viele deutsche Kollegen mit Eifer. Der Trend geht gegen die Hauptschule: Von "Abstellghettos" ist die Rede, beklagt wird auch die "frühzeitige Sortierung" im dreigliedrigen System. "Lehrer sind dazu verdammt, Lebenschancen zu verteilen."

© SZ vom 12.10.2011 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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