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Für die Zukunft zu wenig.

Ausgewählt von Edeltraud Rattenhuber

Die Linke hat sich am Wochenende auf dem Parteitag in Erfurt ein neues Grundsatzprogramm gegeben. Die Parteitagsdelegierten stimmten mit 96,9 Prozent dafür, ein großer Erfolg der Einigkeit. Doch in der Partei rumort es weiter, der Parteitags-Kompromiss wurde unter den linken Bloggern im Netz bereits in der Luft zerrissen, noch bevor überhaupt darüber abgestimmt wurde.

Der Fraktionsvorsitzende der Linken im Bundestag, Gregor Gysi, sprach am 22.10.2011 auf dem Bundesparteitag der Partei in Erfurt. Die Personalquerelen sollen der Vergangenheit angehören, ab sofort muss die Linke Politik machen: Mit diesem Appell hat Gysi in einer mitreissenden, knapp einstündigen Rede seine Partei aufgerüttelt. "Wir sind verpflichtet, unsere Selbstbeschäftigung ab Montag einzustellen", sagte Gysi am Samstag auf dem Programmparteitag in Erfurt und fügte hinzu: "Wir sind verpflichtet, 90 Prozent unserer Zeit darauf zu verwenden, Politik zu machen." (Foto: dapd)

Während der Fraktionsvorsitzende der Linken im Thüringer Landtag Bodo Ramelow in seinem Tagebuch zum Parteitag ( www.bodo-ramelow.de/nc/tagebuc h) noch gut Wetter macht - "ich habe einen fröhlichen und sonnigen Parteitag" erwartet, "und ich glaube, so ganz unrecht habe ich nicht gehabt", zeigt sich der Kommentator bei der "Neuen linken Online-Zeitung" mit dem Titel scharf links( www.scharf-links.de), Dieter Braeg, eher desillusioniert. "Das Programm ist verabschiedet und wird nun rasch wieder in irgend einer Schublade verschwinden, vielleicht auch einen Weg zu der immer kleiner werdenden Mitgliedschaft der Partei finden", schreibt er. Schmutzige Wäsche sei nicht gewaschen worden, dafür habe es viel "Instandparteiberichtssoße" gegeben. Dass die Linke bei Wahlen weiter abnehmen werde, sei unter anderem dem Vorsitzenden Klaus Ernst vorzuwerfen. "Visionen" habe der "bayerische IG-Metallbetonkopf" nicht zu bieten.

Im Blog auf www.lafontaines-linke.de/2011 heißt es staatstragend, mit der Annahme des Erfurter Programms sei die Gründungsphase der Linkspartei abgeschlossen. Diese habe gut vier Jahre gedauert, "und es hat sich gezeigt, dass die nach den ersten Erfolgen und der ersten Euphorie zwangsläufig einsetzenden Mühen der Ebene nicht nur kräftezehrend, sondern auch ziemlich tückisch sein können". Mit Oskar Lafontaine ist der Blogger der Ansicht, dass die Partei nur gemeinsam Erfolg haben könne, denn die Konkurrenz sei groß: "Grüne, Piratenpartei und ein bisschen auch die SPD", versuchten, der Partei Stimmen abzunehmen. Das schlechteste, was man sich nach diesem "für die Linke weitgehend unerfreulichen Jahr 2011" antun könne, sei eine neue Führungsdebatte.

Das "Blog Archiv demokratisch-links" schreibt auf www.demokratisch-links.de/die-linke-in-erfurt, schon während der Rede der Parteivorsitzenden Gesine Lötzsch sei man von einem ehemaligen DDR-Bürger angerufen und darauf aufmerksam gemacht worden, "dass man diesen Vortrag auch zu ehemaligen SED-Zeiten genau so hätte hören können." Für die Zukunft sei das zu wenig.

© SZ vom 25.10.2011 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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