Die besten Blogs zu:"STUTTGART 21"

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Bisher lagen die Gegner vorne, doch die Befürworter holen auf.

Zusammengestellt von Stephan Knieps

Blogger greifen gerne Themen auf, denen sie mehr öffentliche Aufmerksamkeit wünschen. Bei Stuttgart 21 aber ist das Medienecho bereits gewaltig - umso beherzter wird das Thema im Netz diskutiert. Dabei scheint es in den Blogs und Foren wie bei den Protesten auf der Straße zuzugehen: Zunächst hatten die Gegner des Projekts die klare Vorherrschaft, mittlerweile holen die Befürworter auf.

Gegner des Bahnprojekts Stuttgart 21 nahmen am 10. September 2010 in Stuttgart an einem Demonstrationszugs durch die Innenstadt teil. Bei dem 4,1 Milliarden Euro teuren Projekt Stuttgart 21 soll der Kopfbahnhof in eine unterirdische Durchgangsstation umgewandelt und an die künftige Schnellbahntrasse nach Ulm angeschlossen werden. (Foto: dpa)

www.bei-abriss-aufstand.de macht dem Besucher schnell deutlich, was ihn zu erwarten hat: "Stuttgart 21 steht dem Willen und dem Interesse der Bevölkerung entgegen. Deshalb sehen wir uns in der Pflicht, alle gewaltfreien Mittel zu nutzen, um dieses Projekt zu stoppen. Gesetze und Vorschriften, die nur den reibungslosen Projektablauf schützen, werden wir nicht beachten." Der Blog ist auf Fritz Mielert angemeldet, einem "Parkschützer der Stufe Rot", was bedeutet, er werde sich "äußerstenfalls auch den Baufahrzeugen in den Weg stellen oder an Bäume ketten!", wie es auf www.parkschuetzer.de heißt. Die Parkschützer betreiben ihren professionellen Blog mit Terminen, Bildergalerien und sogar einem Online-Shop, wo man Protest-T-Shirts kaufen kann. Parkschuetzer.de sei geschaffen worden, so die Macher, um Bauherrn, Lobbyisten und Politikern deutlich zu zeigen: "Nicht mit uns"! Mit Berufung auf Artikel 20 des Grundgesetzes, heißt es: "Wir wollen zivilen Ungehorsam leisten. Dabei ist Gewaltfreiheit oberstes Gebot."

Die Betreiber von www.kopfbahnhof-21.de konzentrieren sich auf den alternativen Bahnhof, für sie "das bessere Konzept". Dahinter steht der Bund Umwelt und Naturschutz (BUND) sowie Grüne und der Verkehrsclub Deutschland. Sie werben für eine Modernisierung des bestehenden Bahnhofs, "Unterstützer" sind unter anderen der Schauspieler Walter Sittler, der für einen Bürgerentscheid eintritt und mit dem Satz zitiert wird: "Nicht alles, was machbar ist, muss auch gemacht werden." Der Schauspieler wird zunehmend zu dem Gesicht des Widerstandes, er kommt auch auf anderen Seiten zu Wort, zum Beispiel als einer von zwei Gästen in einer eigens für die Web-Site produzierten Sendung auf www.fluegel.tv. Flügel TV bietet in erster Linie - ganz neutral - einen Live-Stream vom Stuttgarter Bahnhof. Darunter jedoch beschreibt der Seitenbetreiber Robert Schrem unter der Überschrift "Viele Argumente für S21 - und ein paar Standpunkte hierzu" seine persönliche Sicht der Dinge. Und die ist, das wird schnell klar, Stuttgart 21 nicht gerade wohlgesonnen. Sein Fazit zum bürgerlichen Widerstand: "Diese Bewegung ist begrüßenswert und faszinierend!"

Eine andere Meinung vertritt der schwäbische Pfarrer Johannes Bräuchle auf www.prosit21.de. Unter dem Motto Prosit (vom lateinischen "Es möge nützen") hat er eine Initiative für Stuttgart 21 gegründet, und einen engagierten Blog ins Leben gerufen. In einem Video rechnet der emeritierte Stuttgarter Professor für Eisenbahn- und Verkehrswesen, Gerhard Heimerl, vor, der alternative Bahnhof K21 koste "ungefähr zehn Prozent weniger als Stuttgart 21 - dann hab ich aber bei weitem nicht die Vorteile, die Stuttgart 21 bietet." Die Seite stellt auch die Informationen für den zweiten "Lauf für Stuttgart 21" zusammen, im Gästebuch beglückwünscht ein Gegner gar Pfarrer Bräuchle für einen gelungenen Auftritt auf Flügel TV.

Der S21-Befürworter Rudolf Weber versucht mit seiner Seite "das vielschichtige Projekt Stuttgart 21 durchschaubarer zu machen" - er betreibt die Webseite www.stuttgart21-ja-bitte.de. Hier listet er all das auf, was seiner Meinung nach besser werden kann mit dem Untergrund-Bahnhof: weniger Lärm, mehr Grünfläche, schönere Wohnviertel, bessere Zugverbindungen, Wirtschaftswachstum. Im Gegensatz zum BUND ist er der Ansicht: "Bessere Alternativen haben sich nicht gezeigt."

© SZ vom 22.09.2010 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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