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Videobeweis - ein Schaden für den Sport?

Dominik Stawski

Kai Pahl ist Fußballfachmann, ein "TV-Sport-Maniac", wie er schreibt. Jedes Spiel analysiert er in seinem Sportblog auf www.allesaussersport.de , er genießt die 90 Minuten von Anpfiff bis Abpfiff, und vor allem: Er ist froh, dass diese 90 Minuten nur von einer Halbzeit unterbrochen werden. Daher ist er auch gegen den Videobeweis. Den Spielfluss, schreibt er, "gilt es zu bewahren". So dachte Blogger Pahl bis zum 27. Juni, bis Deutschland gegen England und Argentinien gegen Mexiko spielte. Dann entschieden die Schiedsrichter, ein reguläres Tor der Engländer wurde nicht gegeben, ein Abseitstor der Argentinier dagegen schon. Pahl schreibt am Tag darauf in den Blog: "Ich bin umgekippt. Ja, seit gestern Abend bin ich zu solchen zusätzlichen Unterbrechungen bereit."

FUSSBALL-WM 2010, Achtelfinale, Deutschland - England, Bloemfontein, 27.06.2010 Wayne Rooney (ENG) beschwert sich beim Schiedsrichter Assistenten Mauricio Espinosa nach dem nicht gegebenen Tor. (Foto: dpa)

Seit Jahren streiten Blogger über die Schiedsrichterleistungen und einen Videobeweis. Die Fehlentscheidungen bei der WM haben die Diskussion erneut befeuert. Im Blog "Fritten, Fußball & Bier" auf www.soccer-warriors.de schreibt Marcus: "Die FIFA wird nicht darum herumkommen, den Videobeweis einzuführen. Es ist nur eine Frage der Zeit." Seit die Schiedsrichter mit ihren Fehlentscheidungen die Achtelfinalspiele der WM maßgeblich beeinflussten, steigt die Zahl der Befürworter der neuen Technik. Kritiker, wie zum Beispiel Schnorri auf www.allesaussersport.de , warnen: "Wenn eine technische Einrichtung erst einmal Einzug hält, dann weitet sich dessen Einfluss immer mehr aus. Erst nur für bestimmte Streitfälle vorgesehen, wird es irgendwann für einfachste typische Spielsituationen genutzt werden."

Auch Benjamin Weissinger ( www.bundesliga-blog.de ) hat die Schiedsrichterentscheidungen verfolgt. In Zeitlupe, immer wieder. Genau das sei das Problem: "Die ganze Welt sieht nur wenige Sekunden nach dem vermeintlichen oder tatsächlichen Tor, ob es regulär ist oder nicht. Nur die Schiedsrichter auf dem Platz werden von dieser Erkenntnis ausgeschlossen." Er sieht einen Schaden für den Sport. Und die meisten Kommentare geben ihm recht. Auf www.forechecker.wordpress.com schreibt maecs, der selbst Schiedsrichter ist: "Es waren beide Male krasse Fehler und das darf bei einer WM schlicht und ergreifend nicht passieren. Ich bin für den Videobeweis."

Wie dieser Videobeweis umgesetzt werden kann, darüber streiten die Blogger allerdings. Braucht man einen vierten Mann am Spielfeldrand? Wann darf das Video herangezogen werden? Bei Toren, bei Abseitsentscheidungen, bei roten Karten? Manche befürchten ständige Spielunterbrechungen, andere sind sich sicher, dass keine zusätzliche Zeit verloren geht, weil man den Schiedsrichter auf dem Feld per Funk informieren könnte. Blogger dseitlhuber (www.dseitlhuber.wordpress.com) schreibt, dass er den Videobeweis dennoch kritisch sieht. "Was beim Tennis mittlerweile gang und gäbe ist, würde den Fußball viel seines Charmes verlieren lassen."

So ernst die Blogger das Thema nehmen, so sehr freuen sie sich auch über den Sieg gegen England. Im Netz kursiert ein Video. Es zeigt den nicht gegebenen Treffer der Engländer gegen Deutschland, die Bilder sind manipuliert. "The ball DID NOT cross the line", steht im Titel. Was der Nutzer sieht, ist eine Torlinie, die in Wirklichkeit keine Torlinie mehr ist, sondern eine Kurve. Der Effekt: Der Ball, der von der Latte abprallt, springt zweifellos vor der manipulierten Linie auf. Die deutsche Nationalelf, die selbst gerne twittert (www.twitter.com/DFB_Team) , hält sich bei der Fehlentscheidung übrigens zurück. Während des England-Spiels teilte man zwar die Chancen, die Tore und den Halbzeitstand mit. Über den Lattenschuss und die Fehlentscheidung fiel jedoch kein Wort.

© SZ vom 01.07.2010 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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