Die besten Blogs zu:"RUSSLAND UND SYRIEN"

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Russland verfolgt seine eigenen Interessen.

Ausgewählt von Jessica Schober

Mit seiner Blockade einer Syrien-Resolution im UN-Sicherheitsrat hat Russland dem Rest der Welt einmal mehr deutlich gemacht, dass es im Nahen Osten seine eigenen Interessen verfolgt. Doch nicht nur der Kreml betrachtet die syrischen Freiheitskämpfer als Terroristen, auch auf der beliebten russischen Blogplattform Livejournal tummeln sich zahlreiche Unterstützer der russischen Syrien-Politik.

Demonstranten protestieren am 7. Februar 2012  vor der russischen Botschaft in Berlin mit Plakaten gegen den Besuch des russischen Aussenministers in Damaskus (Syrien) und die syrische Regierung. Nach Angaben der Polizei versammelten sich rund 60 Menschen vor dem Gebaeude an der Strasse Unter den Linden. (Foto: dapd)

Unter dem Bild einer Friedenstaube und dem Aufruf "No more bombs" warnt der Blogger fritzmorgen davor, dass die Lage in Syrien durch einen Sturz Assads völlig außer Kontrolle geraten könnte( http://fritzmorgen.livejournal.com/ 467912.html?thread=176963272). Russland habe sein Veto gegen eine UN-Resolution zu Recht abgegeben, um die Wiederholung eines libyschen Szenarios zu verhindern. "Es scheint mir offensichtlich, dass die Destabilisierung der Lage in Syrien und die laufenden Versuche den syrischen Präsidenten zu stürzen Teil einer größeren Kampagne der USA sind, um den Iran zu schwächen", schreibt er. Unter dem Deckmantel des Kampfes für Demokratie würden die USA sich die Vorherrschaft auf dem Ölmarkt im Nahen Osten sichern wollen. Russland versuche mit seiner Nichteinmischungs-Politik nur den Ausbruch des dritten Weltkrieges zu verzögern, schreibt der Blogger fritzmorgen, über den zuletzt bekannt wurde, dass er sich vom Kreml für seine Putin-freundlichen Blogeinträge bezahlen ließ.

In die gleiche Kerbe schlägt der Verschwörungstheoretiker El-Murid, der immerhin zu den 20 meist gelesenen Bloggern Russlands gehört ( http://el-murid.livejournal.com/468688.html#comments). Er vermutet einen anderen Grund hinter den syrischen Protesten als die Unzufriedenheit mit Präsident Baschar Assad: "Saudi-Arabien und Katar wollen den Druck in der Region erhöhen und die Balance zu ihren Gunsten kippen." Damit wollten die arabischen Monarchien allen säkularen Projekten in der muslimischen Welt ein Ende zu setzen. El-Murid ist überzeugt davon, dass die Mehrheit der Syrier Assad gegenüber loyal oder zumindest neutral eingestellt sei. Von der blutigen Unterdrückung der syrischen Opposition ist bei ihm nichts zu lesen. "Die interne Situation in Syrien ist noch lange nicht kritisch".

Die Bilder, die der pro-westliche Blogger ir_ingr veröffentlicht, zeugen indes von einer anderen Realität( http://ir-ingr.livejournal.com/1063480.html#cutid1). Er zeigt Fotos von den Kämpfen in Alleppo, von den Scharfschützen Assads und von russlandkritischen Demonstrationen syrischer Oppositioneller. "Danke Russland, wir sterben hier", hatten die Protestierenden auf ihre Plakate geschrieben; das Foto sorgte für eine angeheizte Diskussion unter den Lesern.

Die Moskauer Journalistin Mascha Gessen entschuldigte sich unterdessen für die Außenpolitik ihres Landes. "Die russische Regierung, die die UN-Resolution blockiert hat, repräsentiert das russische Volke nicht", schreibt sie und bittet die Syrier um Vergebung für die zu lange währende Selbstzufriedenheit des russischen Volkes ( http://latitude.blogs.nytimes.com/2012/02/06/to-the-people-of-syria/). Gessen, die selbst zu den Organisatoren der russischen Protestkundgebungen der vergangenen Wochen gehört, schreibt, dass der arabische Frühling sie und ihre Landsleute gar zu mehr Widerstand gegen die Obrigkeit inspiriert habe. Für Gessen sind die Demonstranten in Russland und Syrien Kämpfer für eine gemeinsame Sache. "Die grausame und zynische Gleichgültigkeit gegenüber dem Schicksal des syrischen Volkes diskreditiert die russische Regierung und bringt sie ihrem unvermeidlichen Untergang sogar noch näher."

© SZ vom 15.02.12 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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