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Haben Merkel und Sarkozy Angst vor Hollandes Wahlprogramm?

Ausgewählt von Edeltraud Rattenhuber

Wen Kanzlerin Angela Merkel im französischen Präsidentschaftswahlkampf unterstützt, ist seit langem klar: den konservativen Amtsinhaber Nicolas Sarkozy. Dass sie nun aber laut Medienberichten gemeinsam mit anderen konservativen Regierungschefs in Europa Sarkozys Gegenkandidaten François Hollande komplett ignorieren will, hat in der Blogosphäre für Empörung gesorgt.

Der französische Präsidentschaftskandidat der Sozialistischen Partei, Francois Hollande, spricht bei einer Wahlkampfveranstaltung in Le Bourget am 22. Januar 2012. Hollande kann sich keine Hoffnungen auf einen Empfang bei Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) während seines Wahlkampfs machen. (Foto: AP)

So schreibt der Autor des Weltwirtschaftskrise-2.0-Blogs ( wirtschaftskrise.blog.de) , es sei ein seltsames und beängstigendes Demokratieverständnis, das die Amtsträger im Zuge der Eurokrise an den Tag legten. "Auf Nacht-und-Nebel-Gipfeln beschließen sie wahlweise mit ihren Finanzexperten oder Bankenvertretern Schuldenschnitte, Rettungspakete, Rettungsschirme oder Fiskalpakte, die nationalen Parlamente haben reine Abnickfunktionen." Und nun die Nachricht zu Hollande: Es scheine tatsächlich so, als solle der an der Macht bleiben, mit dem man auf europäischer Ebene am besten zusammenarbeiten könne.

Der Autor des französischen Miwim-Blogs ( miwim.fr/blog) fragt, was der deutsch-französischen Freundschaft blühen werde, wenn die Berichte zu Merkel und Sarkozy stimmten. "Haben die Königin und der König des Sparens Angst vor François Hollande und seinem Wahlprogramm?" Selbstverständlich wisse auch Merkel, dass sie bei einem Wahlsieg Hollandes mit ihm zusammenarbeiten müsse. Aber was sei eigentlich mit ihr? "Ihr Sieg 2013 ist noch lange nicht gesichert."

Der Blogger auf politikprofiler.blogspot.com nennt es "einen Faustschlag in das Gesicht der Demokratie und der Arbeiter", wenn Merkel Hollande ignoriere. Dessen Kritik an der EU und auch an Deutschland offenbare auch so manchem Deutschen die wirkliche Situation der marktwirtschaftlichen Lage.

Der französische Journalist Christophe Giltay bloggt auf blogs.rtl.be : "Natürlich würde man sich wünschen, dass die ausländischen Führer aus Respekt vor der Demokratie neutral blieben". Und einige seien es ja auch, siehe Polen, wo François Hollande sehr wohl empfangen worden sei. Dennoch glaubt Giltay nicht, dass Merkels Entscheidung pro Sarkozy großen Einfluss auf das französische Wahlergebnis haben werde. Und er gibt zu bedenken, dass in der Vergangenheit jene Regierungschefs auf deutsch-französischer Ebene am besten zusammengearbeitet hätten, die nicht dem gleichen politischen Lager angehörten: Valéry Giscard d'Estaing und Helmut Schmidt , François Mitterrand und Helmut Kohl, Jacques Chirac und Gerhard Schröder.

Der französische Blogger Didier Fischer glaubt nicht, dass Merkels Wahlkampfhilfe, die man ja aus Parteiraison durchaus verstehen könne, Nicolas Sarkozy nütze. "Das unterstreicht doch nur seine Schwäche", schreibt Fischer auf didierfischer.typepad.com/le_blog_de_didier_fischer/2012/03 . Die Wahlkampfhilfe für den "Soldaten Sarkozy" werde eine Mehrheit der französischen Wählerschaft eher abschrecken. Christian Soeder (@christiansoeder) pflichtet ihm auf Twitter bei: "Der Anti-Hollande-Wahlkampf wird Merkel auf die Füße fallen. Die Franzosen lassen sich nicht vorschreiben, wen sie wählen dürfen", schreibt er.

© SZ vom 07.03.2012 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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