Die besten Blogs zu:KONY 2012

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Eine afrikanische Konfliktwoche!

Ausgewählt von Edeltraud Rattenhuber

82 Millionen Mal wurde das Video der Internet-Kampagne "Kony 2012" über den ugandischen Rebellenführer Joseph Kony bereits auf YouTube abgerufen. Der Regisseur des Videos und Mitbegründer der Wohltätigkeitsorganisation "Invisible Children", die hinter der Kampagne steht, erlitt mittlerweile einen Schwächeanfall - wegen Überarbeitung aufgrund des großen Erfolges, wie es hieß. Doch bleibt die Kampagne umstritten. Der ugandische Ministerpräsident Amama Mbabazi kritisierte sie als irreführend.

Ein 30-Minuten-Video wird am 13. März 2012 im Lira-Bezirk, 376 Kilometer von Kampala (Uganda)  gezeigt. Lira war einer der Bezirke, der während des 20-jährigen Bürgerkrieges verwüstet wurde. Auch kam es hier regelmäßig zu Gewalttätigkeiten zwischen der ugandischen Regierungsarmee und Rebellen der Lord's Resistance Army (LRA). (Foto: AFP)

Auch im Netz wird sie kritisch gesehen. So schreibt Ali Arbia in seinem Scienceblog ( www.scienceblogs.de/zoonpolitikon/2012/03/), wer Geld sammeln wolle, sehe sich oft mit einem Dilemma konfrontiert: "Was am effektivsten ist, ist meist nicht sehr differenziert. Man muss emotionalisieren, um die Hände zu den Geldbeuteln zu kriegen." Arbia hält es zudem für eine überhebliche Prämisse zu meinen, dass Kony den meisten Menschen unbekannt sei. Aber wenn man davon ausgehe, müsse man informieren. Und genau das sei schiefgegangen: "Der Film informiert nicht primär, sondern er emotionalisiert und verkürzt." So werde Unwissenheit durch ein zu einfaches und vielleicht gar falsches Bild ersetzt.

"Never mind Kony, lets stop Clooney" ("Vergesst Kony, lasst uns Clooney stoppen"), schreibt Rob Crilly, Autor des Buches "Saving Darfur" und Korrespondent des britischen Daily Telegraph auf blogs.telegraph.co.uk/news/robcrilly/. Die vergangene Woche sei geradezu eine "afrikanische Konfliktwoche" gewesen: Zuerst das Kony-Video, dann die Nachricht über den amerikanischen Schauspieler George Clooney, der sich am Freitag festnehmen ließ, um auf die humanitäre Katastrophe in den sudanesischen Nuba-Bergen aufmerksam zu machen. "Das Problem ist, dass diese Sudan-Kampagne aus der gleichen fehlgeleiteten Analyse resultiert, die uns bereits Kony 2012 gebracht hat", schreibt Crilly. Da werde eine komplexe Situation auf "Gut und Böse" reduziert und suggeriert, dass Außenstehende die Lösung hätten.

Crilly forderte mit dieser Ansicht mehr als 200 Kommentare heraus - ein Zeichen, wie emotionalisiert diese Debatte ist. Beispielhaft dafür steht der Nutzer daybydaybyday. Er schreibt: "Es mag ja ironisch oder sogar traurig sein, dass die Welt, in der wir leben, Celebrity - Berühmtheit - überbewertet und Cerebrality - also Intelligenz - unterbewertet." Doch genau daher sei Clooney wichtig.

Tim Challies beklagt auf seinem "Christlichen Blog" crosswalk.com/blogs/challies/kony-2012, dass Kampagnen in Sozialen Medien so sehr auf Geschwindigkeit setzten. "Denk nicht darüber nach, tu es!", laute die Devise. Die Fakten seien nicht so wichtig, genauso wenig wie ein paar Tage Überlegung. "Nur Tweet oder Share oder Post oder was auch immer drücken - wir brauchen Deine Stimme, jetzt! Los! Los! Los!", sei die Forderung. Damit kontrastiere die Unwissenheit der meisten. Er persönlich habe genug Probleme damit, die Politik in seinem Heimatland Kanada zu verstehen. Und jetzt - Uganda? Das alles solle Kony nicht freisprechen, aber besser wäre es, so Challies, erst zu denken und dann zu klicken.

© SZ vom 20.03.2012 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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