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Abed Rabbo Mansur Hadi ist zum neuen Präsidenten Jemens gewählt worden. Kommt jetzt die Zeit für Reformen?

Ausgewählt von Frederik Obermaier

Ein Jahr haben die Jemeniten gegen den autokratischen Präsidenten Ali Abdullah Salih demonstriert. Im November - nach 33 Jahren an der Macht - stimmte Salih dem Machtverzicht zu. Die ersten Wahlen der Post-Salih-Ära fanden vergangene Wochen statt. Zur Wahl stand nur ein Kandidat: Salihs ehemaliger Vize Abd Rabbu Mansur Hadi. Auf Twitter und vielen Blogs war die Wahl, die keine war, ein vieldiskutiertes Thema.

Abed Rabbo Mansour Hadi winkt, als er am 21. Februar 2012 zu einem Wahllokal in Sanaa, Jemen, kommt, um dort seine Stimme abzugeben. Der langjährige jemenitische Vizepräsident Abed Rabbo Mansur Hadi ist mit 99,8 Prozent zum neuen Präsidenten seines Landes gewählt worden. Dieses Ergebnis gab der Vorsitzende der obersten Wahlkommission am 24. Februar 2012 in der Hauptstadt Sanaa bekannt. Hadi löst den bisherigen Präsidenten Salih ab, der 33 Jahre lang an der Macht war. (Foto: dpa)

"Salih hat nie einen 99-Prozent-Wahlsieg errungen, Hadi hat es gleich beim ersten Mal geschafft - das nenne ich Fortschritt", spottet der amerikanische Jemen-Spezialist Gregory Johnson ( @gregorydjohnson). Die Abstimmung sei "eine Wahl gegen Ali Abdullah Salih" gewesen, schreibt er auf seinem Blog bigthink.com/blogs/waq-al-waq. Am Einfluss der Salih-Familie ändere dies jedoch nicht viel. Im Militär säßen die Söhne und Neffen des geschassten Autokraten weiterhin an "Schlüsselpositionen".

"Was macht es also für einen Unterschied, wer den Titel des Präsidenten trägt", fragt William Picard, Mitgründer des Netzwerks Yemen Peace Project in einem Gastkommentar auf dem deutschen Mittel- und Nahost-Blog alsharq.de. Die Golfmonarchien hätten den Machtwechsel in Jemen eingefädelt. Der Preis sei Immunität für den Autokraten und seine engsten Vertrauten gewesen. Dies, schreibt Picard, sei ein "Sieg für Salih".

Die Amerikanerin Jane Novak setzt sich auf ihrem Blog armiesofliberation.com mit dem Einfluss der USA auf den Machtwechsel am Südzipfel der arabischen Halbinsel auseinander. Die Obama-Regierung feiere die Wahl "trotz breiten öffentlichen Widerspruchs" als Erfolg. Salihs Nachfolger fälle in der Einheitsregierung die Entscheidungen, letztlich sei eine "Diktatur reetabliert" worden.

Der Jemenit Abdulkader Alguneid kritisiert auf Twitter ( @alguneid) die Einmischung der Golfstaaten und der USA in Jemen. Das Land sei dadurch zu einem "internationalen Protektorat" geworden. Von den offiziellen Feierlichkeiten zur Machtübergabe berichtet Adulaziz Sakkaf ( @abdulazizSakkaf): "Sie haben Salih weiterhin Führer genannt, erinnert mich am Nordkoreas 'ewigen Führer'".

Für die jemenitische Friedensnobelpreisträgerin Tawakkol Karman war die Wahl nur ein erster Schritt. Das nächste Ziel der "Revolution der Jugend" sei nun ein Führungswechsel bei Militär und Geheimdienst, schreibt sie auf Twitter ( @TawakkolKarman). Atiaf Alwazir ( @WomanfromYemen) weist derweil auf die anhaltenden Proteste in der Hauptstadt Sanaa hin: "Platz des Wandels ist immer noch voll mit Demonstranten."

Der User Mohamed ( @Yemen4Change) plädiert indes dafür, dem neuen Präsidenten für Reformen etwas Zeit zu geben. "Wir haben Salih 33 Jahre gegeben, um Jemen zu regieren, können wir Haid zumindest ein Jahr oder so geben?"

© SZ vom 29.02.2012 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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