Die besten Blogs zu:ISRAELS ANGST VOR IRAN

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Die Aufmerksamkeit für das Thema schärfen.

Ausgewählt von Ronen Steinke

Die israelische Reaktion auf die jüngst veröffentlichten Dokumente zu Irans Atomwaffen-Plänen war harsch. Israels Blogger rechnen aber trotzdem nicht mit einem Militärschlag in naher Zukunft. Stattdessen machen sie sich Gedanken darüber, wie man sich wohl künftig einrichten wird im Nahen Osten.

Iranische Studenten bilden am 15. November 2011 eine menschliche Kette um die Atomanlage in Isfahan zur Unterstützung von Irans Atomprogramm und gegen militärische Bedrohungen durch Israel. (Foto: AFP)

Der aus den USA nach Israel eingewanderte orthodoxe Jude "Carl in Jerusalem", einer der meistgelesenen konservativen Blogger des Landes, schreibt unter http://israelmatzav.blogspot.com, die Presseberichte über eine angebliche Bereitschaft der Regierung Netanjahu zu einem Präventivschlag gegen Iran seien "kaum mehr als haltlose Spekulationen". Die entsprechenden Ankündigungen der israelischen Regierung hätten lediglich vordergründige rhetorische Bedeutung, um die Aufmerksamkeit internationaler Akteure für das Thema zu schärfen. In Wirklichkeit sei ein Präventivschlag gegen Iran viel zu riskant und zur Entwaffnung des Regimes möglicherweise auch nur schlecht geeignet.

Die Organisatoren der israelischen Sozialproteste, die im Sommer auf den Tel Aviver Boulevards campierten, bloggen und chatten unter http://j14.org.il auf Hebräisch und Russisch. Der Aktivist Itai Tavor mutmaßt dort, die israelische Regierung wolle mit ihrer Androhung eines Präventivschlags gegen iranische Atomanlagen lediglich von Problemen im eigenen Land ablenken. Der israelische Zeltstadt-Protest habe "die sozialen und finanziellen Probleme, die jahrelang vernachlässigt wurden, auf die Bildfläche gebracht". Nun könne man "in gewisser Weise" behaupten, "dass die extreme Beschäftigung mit der iranischen Bedrohung eine Ausrede ist, um diese Themen wieder auf die Seite zu schieben".

Der User Gilad antwortet darauf, er stimme mit den Zielen der Sozialproteste ja vollkommen überein und halte einen Eingriff in Iran auch für verkehrt. "Aber mir kommt es recht dreist vor, zu behaupten, dass die israelische Regierung eine Katastrophe über das Land bringen möchte wegen eures Protests."

Gut möglich, "dass Israel sich an die Vorstellung eines nuklearen Iran gewöhnen muss", kommentiert der liberale Haaretz-Journalist Carlo Strenger, der unter http://www.haaretz.com/blogs/strenger-than-fiction auf Englisch bloggt. "Die USA mussten lernen, mit einer nuklear aufrüstenden Sowjetunion zu leben, später auch mit China. Indien und Pakistan, zwei Atommächte, leben seit Jahrzehnten miteinander in einem Patt und einem Kalten Krieg, der immer wieder aufflackert." Sicher sei es für Israel keine schöne Vorstellung, dem Klub der Staaten beizutreten, die mit dem Gleichgewicht nuklearer Abschreckung lebten. "Aber es hilft, sich daran zu erinnern, dass dieser Klub schon eine ganze Weile existiert."

© SZ vom 16.11.2011 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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