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Wie soll das Land die tagtägliche Flut negativer Berichte überleben?

Zusammengestellt von Tim Neshitov

Aufruhr in Griechenland, Aufruhr um Griechenland - die meisten Blogs, die sich mit der aktuellen Situation in dem Krisenland befassen, lassen sich heute in eine der beiden Strömungen in der Blogosphäre einordnen.

Eine griechische Ein-Euro-Münze steht auf einer Landkarte. Der neue griechische Finanzminister Evangelos Venizelos flog am 20. Juni 2011 nach Luxemburg zum ersten Treffen mit seinen Kollegen der Eurogruppe. Für den neuen Minister war es kein einfaches Treffen, da es für Griechenland immer enger wird. (Foto: dpa)

Zum Aufruhr in Griechenland: Wer einigermaßen aktuelle, anschauliche Berichte von den Straßen Athens lesen möchte, die eingebettet sind in Überlegungen zum Schicksal des Landes, zur Zukunft des Euro und zur menschlichen Natur insgesamt, verfasst von Griechen, aber bestimmt für die Welt - und daher auf Englisch - der klicke auf occupiedlondon.org/blog. Eine Leseprobe vom 15. Juni: "Die letzten Tage von Pompeji (einige Gedanken vom Syntagma-Platz heute). Wie kann man in Worte fassen, was wir hier erlebt haben an einem Tag? Eine Gesellschaft in spektakulärem Aufruhr, die unwahrscheinlichsten Verdächtigen sind auf die Straße gegangen (. . .) Welten, die aufeinanderprallen: die Naivität des Pazifismus, die Fetischisierung der Gewalt gegen die Polizei (. . .) Menschen wurden zertrampelt, mit Gas angegriffen wie Ameisen, Ohnmächtige lagen überall. Als die Delta-Einheiten der Polizei mit ihren Motorrädern ankamen, hatten die Menschen bereits durchschaut, wie das Spiel funktioniert - und drängten die Polizisten zurück. Zwölf Stunden, beinahe ununterbrochen: Schlagstöcke, Tränengas, Fliehen, Kämpfen. Zwölf Stunden lang zeigte Syntagma, komprimiert und nackt, die verwirrten Muster, in die das menschliche Handeln von dieser Gesellschaftsordnung gezwungen wird (. . .) Syntagma war ein Sturm; nun warten wir auf den Donner."

Eine ähnliche Insider-Perspektive bietet keeptalkinggreece.com. Der Blog wurde im März 2010 gegründet, als die ersten Ängste aufkamen, Griechenland könnte bankrottgehen. Die Welt machte sich Sorgen, aber wer kannte sich schon aus? Die Gründer wollten mit dem "internationalen Publikum die persönlichen Geschichten, die Meinungen, Ängste und Ärger der ,echten' Griechen" teilen. Am vergangenen Wochenende schrieb ein anonymer echter Grieche: "Griechenland hat alles an diesem Sonntag. Die Sonne, hohe Temperaturen, einen Ministerpräsidenten, der im Parlament spricht, die ,Empörten Griechen', die auf dem Syntagma-Platz demonstrieren, Badeurlauber an den Stränden und Tomaten, die auf meinem Balkon wachsen (. . .) Eine Stimme, die mich zur Teilnahme am Protestzug im Zentrum Athens aufrief, weckte mich heute auf. Die Stimme kam von der Straße, ein Auto, das herumfährt und Menschen aufruft, gegen das Sparpaket Widerstand zu leisten. Die Demo beginnt um 7:30 abends. Ich hoffe, die Abgeordneten werden bis dahin das Parlamentsgebäude verlassen haben."

Den Aufruhr um Griechenland kann man diese Tage gut auf dem Blog des Financial-Times-Kommentators Gideon Rachman nachlesen. In seinem jüngsten Wochenausblick auf blogs.ft.com/rachmanblog thematisiert er den Streit zwischen der deutschen Bundesregierung und der Europäischen Zentralbank, es geht um die Frage, ob sich private Gläubige an Griechenland-Hilfe beteiligen sollen. Interessant sind die Kommentare der FT-Leser. "Es ist unwahrscheinlich, dass die Wirtschaft irgendeines Landes - sei es Deutschlands oder Amerikas - die tagtägliche Flut negativer Berichte überleben würde, die Griechenland derzeit ertragen muss." Raubtiere verfolgten immer das schwächste Tier in der Herde. Und Menschen? "Ah, die menschliche Natur, wenn sie nicht existierte, würde wohl keiner sie erfinden wollen."

Auf der US-amerikanischen Meinungsplattform Huffingtonpost schreibt eine Analystin über die möglichen Auswirkungen der Euro-Krise auf die US-Banken. Ein Leser, der gerade auf einer Segeltour in Italien ist, kommentiert: "Klingt so, als wäre es eine gute Zeit, ein Häuschen in Griechenland zu kaufen. Schnäppchen!"

© SZ vom 21.06.2011 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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