Die besten Blogs zu:"GEFÄHRLICHE SPROSSEN"

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Ein Schock für die Verbraucher.

Zusammengestellt von Caroline Ischinger

Erst standen Tomate und Gurke unter Verdacht, nun sollen es womöglich Sprossen sein: Während die Forscher die Proben aus dem kleinen Betrieb in Niedersachsen auf Ehec-Erreger untersuchen, werden der Ausbruch der Krankheit und die möglichen Ursachen im Netz diskutiert - mal mehr und mal weniger ernsthaft und über die deutschen Grenzen hinweg.

Zwei Packungen mit Bockshornkleesprossen stehen am 6. Juni 2011 auf einem Labortisch des Landesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (LAVES) in Oldenburg. Die beiden Proben stammen aus der Produktion des Biohofes im niedersächsischen Uelzen. Er ist in Verdacht geraten, als eventuelle Quelle der EHEC-Belastung von Gemüse zu gelten. Die Sprossen werden hier auf einen EHEC-Befall untersucht. (Foto: dpa)

"Wenn das keine präzise Angabe ist!", schreibt Michael Jahn auf seinem Blog tastenundtinte.wordpress.com über den betroffenen Hof als möglichen Ursprungsort der Ehec-Infektionen. Würde sich der Verdacht bestätigen, sei dies ein Schock für die Verbraucher. Sprossen, so Jahn, seien "die Musterschüler der Generation Bio". Der Ehec-Verdacht treffe nun auf den Bioladen als "einen der letzten Horte der Unbeschwertheit in der Welt des Verbrauchers". Zuletzt wird Jahn ernster und fragt: "Heißt das, lebensgefährliche bakterielle Infektionen entstehen neuerdings auch unter besten und biologisch reinsten Bedingungen?"

Wie die Angst der Menschen die tatsächlich vorhandene Gefahr übersteigen kann, ist das Thema von David Ropeiks Beitrag auf dem Blog-Portal der britischen Tageszeitung The Guardian ( guardian.co.uk/science/blog). "Die Wahrnehmung von Risiken ist eine Mischung aus Fakten und Gefühl, Intellekt und Instinkt, Verstand und Bauchgefühl. Und in vielen Fällen haben Gefühle und Instinkt den größeren Einfluss", schreibt Ropeik. Das sei weder richtig noch falsch, so funktioniere die menschliche Wahrnehmung. Im Fall der Ehec-Erkrankungen trage unter anderem die Unsicherheit zur Angst bei: "Erstens kann uns die Wissenschaft nicht sagen, welches Essen gefährlich ist (...). Zweitens sind alle unsichtbaren, geruchs- und geschmacklosen Risiken (...) unheimlich, weil wir nicht alles wissen, was wir wissen müssten, um uns zu schützen."

Alberto Alemanno, Professor für Jura und Risikomanagement in Paris und Washington, beschäftigt sich in einem aufschlussreichen Beitrag auf www.law.upenn.edu/blogs/regblog mit den Maßnahmen der Europäischen Union. Das vorhandene Regelwerk durchlaufe nach den Import-Verboten für spanische Gurken durch mehrere EU-Mitgliedsstaaten, die sich im Nachhinein als übertrieben herausgestellt hätten, einen "Stress-Test". Denn derzeit könnten die Mitgliedsstaaten im Bereich der Nahrungssicherheit autonom handeln. Es gebe jedoch die rechtliche Grundlage, um bei der Europäischen Behörde für Lebensmittelsicherheit einen Ehec-Krisenstab einzurichten. Eine solche Einheit hätte die Risiko-Analysen zentralisieren können und "der Öffentlichkeit eine ausgewogenere und vorsichtigere Botschaft über die möglichen Quellen des Ehec-Ausbruchs vermitteln können", schreibt Alemanno.

© SZ vom 07.06.2011 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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