Die besten Blogs zu:DÜRRE IN OSTAFRIKA

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Hungernde rufen keine Parolen!

Ausgewählt von Tim Neshitov

"Stellen Sie sich vor, Sie wären eine Mutter auf der Suche nach Wasser und Nahrung für Ihre Kinder - und außerdem wären Sie blind! Wie sollten Sie herausfinden, wo Essen verteilt wird? Und wenn Sie eine Verteilstelle fänden, dann wäre es ziemlich wahrscheinlich, dass Sie am Ende der Warteschlange stünden", schreiben Mitarbeiter der Christoffel-Blindenmission (CBM) auf ihrer Internetseite www.cbm.de . Die internationale Hilfsorganisation hilft blinden, gehörlosen und körperbehinderten Menschen in armen Ländern. "Der Hunger in Ostafrika trifft alle armen Menschen hart. Aber diejenigen, die eine Behinderung haben, kämpfen mit noch mehr Schwierigkeiten in der Krisensituation. Sie haben oft noch stärker zu leiden." Die CBM-Koordinatorin für Noteinsätze, Valerie Scherrer, ist derzeit in Kenias Hauptstadt Nairobi und schreibt von dort aus einen englischsprachigen Blog über ihre Gespräche mit dem kenianischen Roten Kreuz.

Das Flüchtlingscamp Kobe in Dolo Ado/Äthiopien, aufgenommen am Dienstag (19. Juli 2011). Das dritte, erst vor wenigen Wochen eröffnete Flüchtlingslager für die Dürre-Opfer aus Somalia, ist bereits voll. (Foto: dpa)

"Die Hirten stehen fassungslos vor einer Mulde im kenianischen Sand", bloggt auch ein Mitarbeiter der Welthungerhilfe auf www.welthungerhilfe.de . "Vor Monaten war hier noch ein Fluss. Angrenzende Weiden und Felder wurden mit seinem Wasser bewässert, das Vieh hat daraus getrunken. Jetzt ist da, wo früher der Fluss war, nur noch Staub. Viehherden stehen durstig an den ausgetrockneten Flussbetten. Die Regenzeit, die eigentlich Ende Januar am Horn von Afrika hätte eintreten müssen, ist weitgehend ausgeblieben."

Einer der kompetentesten Experten, die einen privaten Blog zum Thema Hunger unterhalten, heißt Tim Unwin. Der Geografieprofessor aus London hat einst beim Department for International Development gearbeitet, dem britischen Pendant zum Entwicklungshilfeministerium in Deutschland. Unwin kennt die Räder und Rädchen der internationalen Hilfsmaschinerie und er hält sie für ungeeignet, die Krise in Ostafrika zu lösen. "Bin ich der Einzige, der sich Sorgen macht um die Rhetorik, die den heraufziehenden Hunger in Ostafrika umgibt", fragt er auf seinem Blog unwin.wordpress.com . Unwin kritisiert vor allem die "Feuerwehrmentalität" der Helfer, die erst zu Hungernden eilen, wenn die Katastrophe bereits ausgebrochen ist. "Wie lange noch werden die Menschen auf Medienbilder reagieren, die an unseren Herzenssaiten ziehen, um uns zu überzeugen, dass wir die Fehler der Entwicklungspolitik finanzieren sollen, die zu diesem Hunger in Ostafrika geführt haben? Der drohende Hunger geht nicht ausschließlich auf die Dürre zurück, sondern auf die Politik von Regierungen, ob Geber oder Nehmer der Hilfsgelder."

Auch deutsche Militärangehörige äußern sich zum Thema. "Hungernde rufen keine Parolen. Steine werfen sie auch nicht. Und doch sind sie ein Fall für Menschenrechtler - ihr Recht auf Leben ist in Gefahr", heißt es auf soldatenglueck.de .

© SZ vom 20.07.2011 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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