Die besten Blogs zu:DROHNEN

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Durch bessere Aufnahmen kann mehr politischer Druck entstehen.

Ausgewählt von Ronen Steinke

Nicht nur jene Drohnen, die töten, stehen derzeit im Mittelpunkt politischer Kontroversen, sondern auch jene, die nur filmen. Während die Kampfdrohnen der US-Armee mit ihren Spannbreiten bis zu 17 Metern mächtigen Raubvögeln gleichen, kommen Aufklärungsdrohnen eher den namensgebenden Bienen nahe: Teils nur 40 Zentimeter breit, sammeln und übermitteln sie Informationen. Die US-Armee will ihre Zahl in Irak und Afghanistan deutlich aufstocken, vielleicht auch in anderen Teilen des Mittleren Ostens. Darüber ist unter Menschenrechtsbloggern ein heftiger Streit entbrannt, nachdem zwei Menschenrechtsaktivisten in einem Gastbeitrag für die New York Times jüngst eine provokante Forderung aufstellten: Man solle alle Zurückhaltung aufgeben und ruhig so viele Drohnen wie möglich steigen lassen ( http://www.nytimes.com/2012/01/31/ opinion/drones-for-human-rights .html?_r=3&ref=opinion ).

Das Fotot zeigt die Drohne "service-drone 2.5 eagle" des Drohnen-Herstellers service-drone.de. Sie fliegen Hunderte Meter hoch und ermöglichen über eine angebrachte Kamera den Blick auf Häuser, Strassen und möglicherweise auch durch Wohnungsfenster: Mit Drohnen lassen sich unkompliziert Aufnahmen aus der Luft erzeugen. Auch die Polizei will die unbemannten Flugkörper einsetzen. Die Bundesregierung versucht derzeit, die rechtliche Grundlage dafür zu schaffen. Kritiker befürchten, die Flugkörper könnten zur Überwachung dienen. Ein deutscher Drohnen-Hersteller hält die Angst aber für unbegründet - und verweist auf ganz neue Möglichkeiten etwa für die Filmindustrie. Im vergangenen März wurde die Firma service-drone.de gegründet. Rund zehn feste und mehrere freie Mitarbeiter entwickeln und bauen in Berlin und im niedersächsischen Buchholz die kleinen ferngesteuerten Fluggeräte. (Foto: dapd)

Die beiden Autoren Andrew Stobo Sniderman und Mark Hanis, Gründer des Genocide Intervention Network, erinnern an die revolutionsbeschleunigende Wirkung von Handykameras in Libyen, Tunesien und Ägypten: "Das Filmmaterial ist wackelig und grobkörnig, aber es lässt uns dennoch zu Youtube-Zeugen werden." Und sie hoffen, dass bessere Filmaufnahmen mehr politischen Druck für den Menschenrechtsschutz entstehen lassen würden. Bilder von prügelnden Regimeschergen etwa in Syrien, "in high definition und aus der Vogelperspektive", könnten aufrütteln.

Eine These, die Daniel Solomon in seinem Blog mit dem Titel "Securing Rights" ( http://securingrights.wordpress.com/2012/01/31/humanitarian-drones-and-the-limits-of-surveillance/ ) als naiv zurückweist. Solomon argumentiert, die "Trägheit" politischer Akteure im Angesicht von Menschheitsverbrechen beruhe nur selten auf Unwissenheit. Er verweist auf das Blog des Balkan-Experten Michael Dobbs, der erst kürzlich aufbereitet hat, wie gut die Nato im Jahr 1995 tatsächlich über die Geschehnisse in Srebrenica informiert war ( http://dobbs.foreignpolicy.com/posts/ 2012/01/24/what_did_we_know_and_when_did_we_know_it_0 ).

Dem Argument schließt sich der Politikwissenschaftler Mark Kersten unter "Justice in Conflict" an ( http://justiceinconflict.org ). Kersten erinnert daran, dass die Gräuel in Darfur längst mit Satellitentechnik nachverfolgt werden könnten, dank eines Projekts von Amnesty International ( http://www.eyesondarfur. org/satellite.html ). Und er fügt an, dass sich dennoch "anscheinend mehr Menschen für die Frage interessieren, ob es nun Birma oder Myanmar heißt." Kersten illustriert seinen Kommentar mit einem Luftbild des Vernichtungslagers in Auschwitz - aufgenommen im April 1944 durch die Luftaufklärung der US-Armee, die trotz ihres Wissens um die dort geschehenden Verbrechen davon absah einzuschreiten. Der Blogger gibt zu bedenken, dass der Einsatz von Aufklärungsdrohnen der Sache der Menschenrechte sogar schaden könnte. Denn wenn die Weltgemeinschaft anstelle von menschlichen Beobachtern nur noch Roboter entsende, gehe womöglich auch ihr Potential für Empathie verloren.

© SZ vom 08.02.2012 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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