Die besten Blogs zu:BENGALOS IM STADION

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Sieht nett aus, birgt aber auch Verletzungsgefahr und schlechte Sicht.

Ausgewählt von André Wornowski

Einige Fußball-Fans fühlen sich verschaukelt. Monatelang hatten der Deutsche Fußball-Bund (DFB) und die Deutsche Fußball Liga (DFL) den Eindruck erweckt, es gebe die Möglichkeit, bengalische Feuer im Stadion teilweise zu legalisieren, was sich vor allem sogenannte Ultras ungeachtet der erheblichen Verletzungsgefahr wünschen. Nach den jüngsten Ausschreitungen beim DFB-Pokalspiel zwischen Dynamo Dresden gegen Borussia Dortmund erneuerten Verband und Vereine jedoch das Verbot. DFL-Präsident Reinhard Rauball bestritt sogar, dass es jemals die Bereitschaft gegeben habe, Beschränkungen zu lockern. Er sprach von einer "Geisterdebatte", was die Diskussion erst recht anheizte.

Das Foto zeigt Fans, die während des Spiels Hannover 96 - Werder Bremen in der AWD-Arena am 2. Oktober 2011 Feuerwerkskörper anzünden. Die Verantwortlichen des Fussball-Bundesligisten Hannover 96 haben die offenbar unverbesserlichen Ultras des Klubs für das Abbrennen von Pyrotechnik vor und während des Europa-League-Spiels am 03. November 2011 beim dänischen Meister FC Kopenhagen (2:1) scharf kritisiert. "Über diese Chaoten nachzudenken, ist kein Dauerzustand", sagte Klubchef Martin Kind. Sportdirektor Jörg Schmadtke ergänzte: "Wir müssen uns Dinge überlegen, wie wir das in den Griff kriegen. Das ist verboten und sehr ärgerlich. Es kostet uns jedes Mal unnötigerweise Geld." Hannover war in der laufenden Saison bereits national und international mit Geldstrafen belegt worden, weil die 96-Fans in ihrem Block die unerlaubten Bengalos gezündet hatten. (Foto: dapd)

Einen Überblick zum Austausch zwischen Verbänden, Vereinen und Fans gibt Martin Sonnleitner (http://blog-trifft-ball.de) . So habe es in diesem Jahr drei Treffen zwischen der Initiative "Pyrotechnik legalisieren", dem DFB und der DFL gegeben, um über einen kontrollierten Umgang mit Feuerwerkskörpern zu reden. Sonnleitner zitiert den Sprecher der Initiative, Jannis Busse: "Der damalige Sicherheitsbeauftragte des DFB, Helmut Spahn, sagte uns, eine Kompromisslösung mit den Fangruppen anzustreben." Spahn aber hat den DFB mittlerweile verlassen, sein Nachfolger Hendrik Große Lefert verweise nun auf "haftungs- und versicherungsrelevante" Fragen. Pyrotechnik unterliege dem deutschen Sprengstoffgesetz und sei nur an Silvester erlaubt.

Die Fan-Initiative selbst argumentiert in ihrem Blog www.pyrotechnik-legalisieren.de , dass Vereine in Stadien das Hausrecht ausübten: "Dementsprechend besteht die rechtliche Möglichkeit, eine Anfrage auf die Nutzung bestimmter Pyrotechnik zu genehmigen, wenn der Verein, Sicherheitsberater, Polizei, Feuerwehr und Ordnungsamt zugestimmt haben." Diese Ansicht werde von Fan-Anwälten gestützt. Die Initiative betont, strengere Verbote und härtere Strafen würden das Problem verschärfen - was durchaus als Drohung verstanden werden kann.

Weniger verbissen nähert sich der Blogger Markus Tillmann dem Thema (http://elfgegenelf.de) . "In dubio no Pyro" lautet die Überschrift seines Beitrages, in dem er schreibt, dass den Hobby-Pyrotechnikern im Stadion ohnehin nicht das Handwerk zu legen sei: "Da hilft wohl auch kein nackig machen vor dem Ordnungsdienst und kein Spürhund an der langen Leine." Tillmann regt an, dass anfallende Strafgelder an soziale Einrichtungen gespendet werden sollten.

An den virtuellen Stammtischen, den Vereinsforen, diskutieren die Fans vor allem die Frage, ob die sogenannten Bengalos überhaupt ins Stadion gehören. Die Befürworter sind dabei in der Überzahl - auch weil es anscheinend ein wenig Mut braucht, sich in der Szene dagegen auszusprechen. "Wer sich hier gegen Pyro äußert, gerät in Gefahr, als Stinkstiefel eingruppiert zu werden", schreibt etwa "der Hildener", ein Anhänger der Fortuna aus Düsseldorf (http://95erforum.de ).

Einer, der das Ganze nüchtern betrachtet, ist Marcus Gäßner (http://verstand-in-gefahr.de) . Für das Abbrennen von Bengalos im Stadion spreche, dass es manchmal hübsch aussehe, für Stimmung sorge und die Wirtschaft ankurbele. Bedenklich dagegen seien die Verletzungsgefahr, die schlechtere Sicht und der unkontrollierte Einsatz durch Fans. Überdies habe der DFB die Diskussion ohnehin für beendet erklärt.

© SZ vom 07.11.2011 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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