Einige Fußball-Fans fühlen sich verschaukelt. Monatelang hatten der Deutsche Fußball-Bund (DFB) und die Deutsche Fußball Liga (DFL) den Eindruck erweckt, es gebe die Möglichkeit, bengalische Feuer im Stadion teilweise zu legalisieren, was sich vor allem sogenannte Ultras ungeachtet der erheblichen Verletzungsgefahr wünschen. Nach den jüngsten Ausschreitungen beim DFB-Pokalspiel zwischen Dynamo Dresden gegen Borussia Dortmund erneuerten Verband und Vereine jedoch das Verbot. DFL-Präsident Reinhard Rauball bestritt sogar, dass es jemals die Bereitschaft gegeben habe, Beschränkungen zu lockern. Er sprach von einer "Geisterdebatte", was die Diskussion erst recht anheizte.
Einen Überblick zum Austausch zwischen Verbänden, Vereinen und Fans gibt Martin Sonnleitner (http://blog-trifft-ball.de) . So habe es in diesem Jahr drei Treffen zwischen der Initiative "Pyrotechnik legalisieren", dem DFB und der DFL gegeben, um über einen kontrollierten Umgang mit Feuerwerkskörpern zu reden. Sonnleitner zitiert den Sprecher der Initiative, Jannis Busse: "Der damalige Sicherheitsbeauftragte des DFB, Helmut Spahn, sagte uns, eine Kompromisslösung mit den Fangruppen anzustreben." Spahn aber hat den DFB mittlerweile verlassen, sein Nachfolger Hendrik Große Lefert verweise nun auf "haftungs- und versicherungsrelevante" Fragen. Pyrotechnik unterliege dem deutschen Sprengstoffgesetz und sei nur an Silvester erlaubt.
Die Fan-Initiative selbst argumentiert in ihrem Blog www.pyrotechnik-legalisieren.de , dass Vereine in Stadien das Hausrecht ausübten: "Dementsprechend besteht die rechtliche Möglichkeit, eine Anfrage auf die Nutzung bestimmter Pyrotechnik zu genehmigen, wenn der Verein, Sicherheitsberater, Polizei, Feuerwehr und Ordnungsamt zugestimmt haben." Diese Ansicht werde von Fan-Anwälten gestützt. Die Initiative betont, strengere Verbote und härtere Strafen würden das Problem verschärfen - was durchaus als Drohung verstanden werden kann.
Weniger verbissen nähert sich der Blogger Markus Tillmann dem Thema (http://elfgegenelf.de) . "In dubio no Pyro" lautet die Überschrift seines Beitrages, in dem er schreibt, dass den Hobby-Pyrotechnikern im Stadion ohnehin nicht das Handwerk zu legen sei: "Da hilft wohl auch kein nackig machen vor dem Ordnungsdienst und kein Spürhund an der langen Leine." Tillmann regt an, dass anfallende Strafgelder an soziale Einrichtungen gespendet werden sollten.
An den virtuellen Stammtischen, den Vereinsforen, diskutieren die Fans vor allem die Frage, ob die sogenannten Bengalos überhaupt ins Stadion gehören. Die Befürworter sind dabei in der Überzahl - auch weil es anscheinend ein wenig Mut braucht, sich in der Szene dagegen auszusprechen. "Wer sich hier gegen Pyro äußert, gerät in Gefahr, als Stinkstiefel eingruppiert zu werden", schreibt etwa "der Hildener", ein Anhänger der Fortuna aus Düsseldorf (http://95erforum.de ).
Einer, der das Ganze nüchtern betrachtet, ist Marcus Gäßner (http://verstand-in-gefahr.de) . Für das Abbrennen von Bengalos im Stadion spreche, dass es manchmal hübsch aussehe, für Stimmung sorge und die Wirtschaft ankurbele. Bedenklich dagegen seien die Verletzungsgefahr, die schlechtere Sicht und der unkontrollierte Einsatz durch Fans. Überdies habe der DFB die Diskussion ohnehin für beendet erklärt.