Die besten Blogs zu:ANONYMITÄT IM NETZ

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Pseudonyme sind oft ein wichtiger Schutz - auch im Internet.

Zusammengestellt von Caroline Ischinger

"Mit offenem Visier", also mit richtigen Namen, sollte im Netz diskutiert werden, findet Bundesinnenminister Hans-Peter Friedrich und fordert strengere Regeln für Anonymität. Politisch motivierte Täter wie der norwegische Attentäter Anders Breivik, so lautet seine Begründung, fänden im Internet zahlreiche radikale Thesen. "Ich weiß, dass mir das in der Netzgemeinde wüste Beschimpfungen einbringen wird", sagte Friedrich über seine Äußerungen. In der Tat hagelt es Kritik; es finden sich aber durchaus sachliche Beiträge.

Ein Blogger überträgt eine Live-Videokonferenz mit Steve Ballmer in New York mit seinem Handy. (Foto: dpa)

Udo Vetter stellt in seinem Beitrag auf blog.zdf.de/hyperland dar, dass sich die Debatte um Realnamen und Pseudonyme nicht nur um die Äußerungen des Bundesinnenministers dreht. Der Internetkonzern Google zum Beispiel verpflichtet die Nutzer seines neuen sozialen Netzwerks "Google plus", sich mit ihrem echten Namen anzumelden - sonst droht der Ausschluss aus der Community. Vetter verweist diesbezüglich auf die Seite my.nameis.me , wo Angehörige verschiedener sozialer Gruppen erklären, warum Anonymität im Internet für sie wichtig ist - von Opfern sexuellen Missbrauchs über politische Aktivisten bis zu Lehrern. In Deutschland, schreibt Vetter, gelte für Blogger ohnehin eine Impressumspflicht - auch wenn noch niemand wegen eines Verstoßes verurteilt wurde. Dafür gebe es gute Gründe: "Man stelle sich nur das politische Erdbeben vor, wenn Behörden etwa das GuttenPlag-Wiki (...) einfach wegen eines fehlenden Impressums geschlossen hätten." Letztlich könne nur ein "aufgeplusterter Überwachungsapparat" Pseudonyme verhindern - auf Kosten der Freiheit. Die wirklich Kriminellen würden die Verbote aber trotzdem mit Tricks zu umgehen wissen.

Anonymität sei der Grundzustand des Internets, schreibt Hadmut Danisch auf danisch.de/blog . Man könne diese daher nicht abschaffen, sondern müsste Authentifikationsverfahren anwenden. Diese zu erzwingen hält er aber für unrealistisch. Abgesehen von der technischen Problematik stelle sich aber vor allem die Frage, ob es wünschenswert sei, Pseudonyme im Netz zu verbieten, so Danisch. "Anonymes Kommunizieren setzt zwingend voraus, dass der andere auch damit einverstanden ist, mit einem Anonymen zu kommunizieren." Letztlich sei es daher eine Entscheidung des Kommunikationspartners.

Andreas Popp, Mitglied der Piraten-Partei und Wirtschaftsmathematiker, kritisiert auf andipopp.wordpress.com , es sei eine "beliebte Taktik unserer konservativen Radiergummipolitiker", nach einem Attentat auf der Welle der Trauer und Angst zu reiten. Doch was hätte es für einen Unterschied gemacht, fragt er, wenn der Blogger "Fjordman", den Anders Breivik als seinen Mentor bezeichnete, seine Beiträge mit echtem Namen unterzeichnet hätte? Das Grundgesetz schütze außerdem das Recht auf freie Meinungsäußerung. Die Anonymität im Netz sei dabei wichtig für den Erhalt einer pluralistischen Gesellschaft: "Wenn man damit rechnen muss, ins Gesicht geschlagen zu werden, ist es eine sehr gute Idee, das Visier herunterzuklappen", schreibt Popp. Zu diesem Argument - nämlich dass Pseudonyme im Internet ein wichtiger Schutz für Minderheiten sind - lohnt sich im Zusammenhang mit der "Google plus"-Debatte auch ein Blick in die US-amerikanischen Blogs www.zephoria.org/thoughts sowie caterina.net .

© SZ vom 10.08.2011 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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