Die besten Blogs zu:AFRIKA NACH DER WM

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Wie viele der neuen Jobs bleiben in Afrika erhalten?

Camilo Jiménez

Viel hatten sich afrikanische Blogger vor der Weltmeisterschaft in Südafrika vorgenommen. Foto-Strecken, Medien-Kritik, Satire kündigten sie an. Wenige Tage nach Ende des Turniers finden sich tatsächlich Tausende Einträge in der afrikanischen Blog-Sphäre zur Weltmeisterschaft. Was aber bleibt von der WM? Hat Südafrika tatsächlich Aussicht auf Olympische Spiele? Mit dem Stichwort "world cup" im Afrigator ( www.afrigator.biz ), dem umfangreichsten Blog-Verzeichnis des Kontinents, lässt sich verfolgen, welche Auswirkungen die Ereignisse der vergangenen Wochen zeigen.

Eine Bewohnerin hängt in Pretoria ihre Wäsche auf. Der Alltag kehrt zurück. (Foto: ag.ddp)

Blogger aus Afrika scheinen derzeit viel gemeinsam zu haben. Besonders ausgeprägt ist das Gefühl, dass nach dem Fußballfest nun die alte Normalität zurückkehrt. Etwas melancholisch zitiert der Journalist Paul Zachary in seinem Blog africaworksgpz.com den Historiker Peter Alegi: "Afrika ist ein riesiger Kontinent, und Fußball ist einer der wenigen Bereiche der Volkskultur, der die Leute wirklich verbindet - aber es ist eine sehr kurzfristige Angelegenheit." So kurzfristig, dass in vielen Blogs bereits die Ernüchterung eingekehrt ist. Die Erfahrung der letzten Wochen, schreibt Zachary, erinnere ebenso an die Defizite Afrikas, der Kontinent drifte nach der WM wieder auseinander, was Zachary auch durch die Vuvuzela belegt sieht. Mit einem Link verweist er auf die Debatte, die afrikanische Blogger über die Tröte führten. "Das Plastik-Horn ( ... ) ist eine südafrikanische Tradition - keine gesamtafrikanische", schreibt er. So habe sich Fifa-Chef Josef Blatter geirrt, als er die Vuvuzela als "Widerspiegelung" des "anderen Rythmus' Afrikas" beschrieb.

Auf weitere inhaltliche Fehler im Verständnis von Afrika als ein Ganzes weist Sean Jacobs in einem kritischen und äußerst unterhaltsamen Blog hin, dessen Name "Africa is a country" den ironischen Ansatz bereits verrät ( africasacountry.com ). Schon während der WM geißelte Jacobs, dass die internationalen Medien sich eines prototypischen Bildes von Afrika bedienten. Über Titel US-amerikanischer Reportagen wie "Auf der Suche nach dem wahren Afrika" macht er sich gerne lustig: "Es wäre schön, wenn uns einer dieser Reporter über die reiche afrikanische Kultur unterrichten könnte." In einem anderen Eintrag scherzt er: "Lasst uns Fußball zu einem afrikanischen Land umtaufen - das einzige, das gesamtafrikanische Ansprüche erheben kann." Am Vorabend des Finales am Sonntag schrieb er: "Die WM geht zu Ende, morgen werden wir ja etwas anderes zu tun haben."

Ein Ereignis bereitete all diesen Scherzen allerdings ein abruptes Ende. Hektisch berichteten Netz-Nutzer am Montag und Dienstag auf Blogs und via Twitter über den Terror-Anschlag in Uganda. Der Blog africanews.com schrieb zudem darüber, wie Gruppen zum Beispiel von Malawiern und Simbabwern Südafrika schnell verlassen möchten, um einer angeblichen Welle xenophobischer Angriffe zu entgehen. In letterdash.com/g.annandale kritisiert User "geanann" die "Schönredner", die die WM loben, die aber nicht in der Lage wären zu sagen, wie viele neue Jobs genau in Südafrika erhalten bleiben werden.

War alles so schlimm? "Nein!", schreibt Bloggerin "Being Brazen" ( www.beingbrazen.com ) neben ihrer regelmäßig erscheinenden Rubrik "Zehn Erlebnisse der Woche". Auf Platz vier steht das WM-Abschlussfest: "Insbesondere gefiel mir der Teil mit den weißen Elefanten, die durch die Arena geführt wurden." Aber sogar weiße Elefanten geraten in die Schusslinie der kritischen Blogger - - zumindest als Synonym für die neuen Stadien. Im Blog "$t@rtsh!t" ( startshit.wordpress.com ) bemängelt man, dass kleine Geschäfte von der Weltmeisterschaft kaum profitiert hätten und der Bau der Arenen viel zu teuer gewesen sei: "Ganz anders wäre die Lage, wenn die Regierung das Geld, das sie für diese bereits verblassende Elefanten ausgab, in Schulen und Unis investiert hätte."

© SZ vom 14.07.10 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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