Die besten Blogs zu:ÄMTERTAUSCH IN MOSKAU

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Es stellt sich nicht mehr die Frage auswandern oder bleiben, sondern wann und wohin auswandern.

Ausgewählt von Johannes Aumüller

Der für 2012 geplante Ämtertausch in Russland zwischen dem jetzigen Regierungschef Wladimir Putin und Präsident Dmitrij Medwedjew hat im Ausland Kritik, in Russland selbst Jubel, aber auch Proteste der Opposition hervorgerufen. Die russischen Blogger setzen sich ebenfalls intensiv mit dem Thema auseinander.

Auf dem Transparent steht: "Ich bin für Russland ohne Putin". Der geplante Ämtertausch, Putin wird wieder Präsident, Dmitrij Medwedjew übernimmt das Amt des Ministerpräsidenten, im Jahr 2012 sorgt für Jubel und Proteste. . (Foto: dpa)

So bejubelt die Kreml-treue Jugendorganisation "Die Unseren" den anvisierten Wechsel ausführlich. Auf nashi.su/blogs schreibt Kristina Potuptschik über Putin: "Sein Kurs, das ist der Kurs, den unsere Bewegung und das ganze Land schon viele Jahre unterstützen. Dieser Kurs hat Russland aus den bedürftigen Neunzigern in die Stabilität des neuen Jahrhunderts geführt, und wir denken, dass Putin als Präsident Russlands noch sehr viel für das Aufblühen des Landes machen kann."

Russlands kritische Blogger-Szene hingegen reagiert bestürzt auf die Personalrochade ihrer Spitzenpolitiker. Bei otto-dracula.livejournal.com heißt es beispielsweise: "Nach diesem Wochenende stellt sich nicht mehr die Frage 'auswandern oder bleiben', sondern nur noch 'wann und wohin auswandern?'."

Auch der bekannteste Blogger des Landes, Alexej Nawalny, ist frustriert, gibt sich auf navalny.livejournal.com aber gleichwohl optimistisch. "Popularität vergeht. Die Zeit arbeitet für uns. Der Usurpator endet so, wie es in unserer Geschichte schon (mit anderen Usurpatoren) passiert ist", schreibt er. Das ist eine Anspielung auf den sogenannten Lügen- beziehungsweise Pseudo-Dmitrij, der zu Beginn des 17. Jahrhunderts behauptet hatte, der jüngste Sohn des verstorbenen Iwan des Schrecklichen zu sein und so den Thron eroberte. Nach nur einem Jahr aber wurde er ermordet.

Schon am Tag von Putins Coup bekam die kritische Netzgemeinde ungewöhnliche Unterstützung von autoritärer Stelle. Arkadij Dworkowitsch, Wirtschaftsberater des Noch-Präsidenten Medwedjew und intensiver Social-Media-Nutzer, war bei der Verkündung der künftigen Ämteraufteilung nämlich gar nicht im Saal, sondern twitterte stattdessen lieber ( twitter.com/advorkovich ). Jetzt sei der Zeitpunkt gekommen, "auf einen Sportkanal umzuschalten", kommentierte er. Und wenig später ergänzte er, er wäre jetzt lieber "in Torwart-Montur auf einem Eishockey-Feld". Auf die Nachfrage, ob denn diese Sprüche für ihn Konsequenzen hätten, reagierte der Noch-Präsidentenberater aber nicht - sondern plauderte stattdessen nur noch über Sportergebnisse und übers Wetter.

© SZ vom 28.09.2011 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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