Nachdem der US-Geheimdienst CIA gegen seinen eigenen Ex-Chef David Petraeus Ermittlungen aufgenommen hat, ist klar, dass der General die Welt noch einige Zeit beschäftigen wird. Zudem untersucht der US-Kongress, welche Rolle der CIA und Petraeus beim tödlichen Angriff auf das US-Konsulat im libyschen Bengasi am 11. September zukommt. Nun streiten die USA erneut darüber, welche Position dem wegen einer Liebesaffäre zurückgetretenen Petraeus in der Geschichte gebührt.
Stephen F. Hayes meint in seinem Blog im neokonservativen Weekly Standard , welcher der früheren Bush-Regierung sehr zugeneigt war ( http://www.weeklystandard.com/blogs/petraeus-s-sudden-resignation_662200.html): "Petraeus wird als einer der berühmtesten Generäle in Amerikas Geschichte eingehen. Trotz lautstarker Kritik von Kriegsgegnern zu Hause hat er das Ruder im Irak noch einmal herumgerissen. Sein Engagement rettete amerikanische und irakische Leben und ermöglichte es der Regierung Obama, Irak als ein einigermaßen stabiles Land zu verlassen."
Jon Lee Anderson hält in seinem Blog mit dem Titel "Die Petraeus-Illusion" im New Yorker ( http://www.newyorker.com/online/blogs/comment/2012/11/the-petraeus-illusion.html#ixzz2COOR1JZ6) dagegen. Der US-General sei zwar ein außergewöhnlicher Militäroffizier und habe im Irak große Verdienste. Doch wie er durch "opportunistische Politiker und schwanzwedelnde Journalisten und Biografen - wie eben Paula Broadwell, die Frau, mit der er eine Affäre hatte - zum Löwen hochstilisiert" worden sei, sei beispiellos. "Petraeus als Amerikas Prometheus. Das kommt zum Teil von unserer Angewohnheit, Männer aus Fleisch und Blut in Paul Bunyans (eine Holzfäller-Figur so groß und stark wie ein Titan) zu verwandeln. Aber Petraeus war auch ein Produkt einer gigantischen Medienkampagne, durch die die Bush-Administration versucht hat, die Geschichte des Irak-Kriegs in eine Erfolgsgeschichte zu verwandeln" - siehe oben.