Die besten Blogs:Nobelpreis und Zensur

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Der Literatur-Nobelpreis wurde am 10. Dezember 2012 an den chinesischen Schriftsteller Mo Yan in Stockholm verliehen. (Foto: AFP)

"Können chinesische Schriftsteller tatsächlich vermeiden, politisch zu sein?"

Ausgewählt von Edeltraud Rattenhuber

Der chinesische Schriftsteller Mo Yan wurde am 10.Dezember 2012 in Stockholm mit dem Literatur-Nobelpreis geehrt. Bei einer Pressekonferenz nach seiner Ankunft dort hatte er die Zensur in China ein "notwendiges Übel", etwa wie Sicherheitskontrollen am Flughafen genannt. Der Schriftsteller Salman Rushdie beschimpfte Mo daraufhin als "Lakaien des Systems". Der chinesische Künstler Ai Weiwei sagte: "Er sollte sich schämen." Ähnlich kritisch äußern sich auch viele Blogs über Mo Yan:

Melissa Chan ( @melissakchan) etwa twittert, Mo Yan schreibe zwar gut, aber seine Äußerung zur Zensur beweise, was er doch für ein Versager sei. Patrick Poon ( @pat rickpoon), der Direktor des Hongkonger Pen-Zentrums unabhängiger chinesischer Schriftsteller, fragt auf Twitter: "Können chinesische Schriftsteller tatsächlich vermeiden, politisch zu sein? Können wir uns tatsächlich glücklich fühlen, wenn wir Mo Yan gratulieren, während Liu Xia (die Ehefrau des inhaftierten Friedensnobelpreisträgers Liu Xiaobo, Anm.d.Red.) zu Hause weint? Es ist zu traurig!" Die unter Hausarrest gestellte Liu Xia war jüngst erstmals nach Beginn ihres Arrests vor mehr als zwei Jahren wieder interviewt worden.

Der Blog "Stimmen aus China" der Asienstiftung ( http://www.stimmen-aus-china .de/2012/11/30/mo-yan-erhalt-den-literatur-nobelpreis-chinesische-netizen-reagieren-zwiegespalten) hat bereits am 30. November chinesische Blogs zu Mo Yan zusammengestellt. Der beliebte Blogger Zhao Chu ( http://www.weibo.com/zhaochu1962) etwa hinterfragt darin die Authentizität des Autors: "Kurz nach Bekanntgabe seiner Nominierung äußerte Mo Yan, dies sei ein Zeitalter, in dem wir unsere Meinung frei äußern können. Das ist eine absolute Lüge. Wie verdorben und falsch muss ein vom Nobelpreis gekrönter Autor sein, (. . .) um hinsichtlich der zahlreichen gelöschten Kommentare und Konten auf dem chinesischen Kurznachrichtendienst Weibo einen solchen Satz sagen zu können?"

Wang Xuming dagegen schreibt, was viele Chinesen denken: "Man muss Mo Yan unbedingt zum Gewinn dieses Preises gratulieren. Es ist egal, was man über den Nobelpreis sagt oder welche Position man ihm gegenüber einnimmt. Es ist egal, wie man den literarischen Wert von Mo Yans Werken bemisst. Der Gewinn dieses Preises ist eine Angelegenheit, die der Anerkennung bedarf." ( http://blog.caijing.com.cn/expert_article-151324-42516.shtml)

© SZ vom 10.12.2012 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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