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Mubarak soll auch nicht seinem Sohn Gamal die Nachfolge übergeben.

Ausgewählt von Karin El Minawi

Die Demonstranten auf dem Midan Al Tahrir zeigten keine Begeisterung, als der ägyptische Staatschef Hosni Mubarak ankündigte, dass er auf eine weitere Amtszeit verzichtet. Die seit Tagen auf dem Platz der Befreiung campierenden Bürger erwarteten die Ankündigung seines Rücktritts, dass er seiner 30-jährigen Amtszeit endlich ein Ende setzt. Doch der 82-jährige Autokrat zeigt sich stur, er will bis zu den Präsidentschaftswahlen im Herbst weiter im Amt bleiben und dann für eine friedliche Übergabe sorgen. Ob es bis dahin friedlich bleibt, ist fraglich: Nach seiner Rede zeigte sich die Menge auf dem Platz wütend. Sie verlieren langsam die Geduld: Seit über einer Woche leben, essen und schlafen sie auf dem Platz. Banken haben geschlossen, den Supermärkten geht die Ware aus und Benzin ist nur schwer zu finden. Aufgeben wollen die ägyptischen Regimegegner jedoch keinesfalls, noch nicht jedenfalls.

Proteste in Kairo: Anti-Mubarak-Demonstranten  blockieren am 3.Februar 2011 neben dem Nationalmuseum eine Zufahrtsstraße zum Tahrir-Platz. Die Anhänger des Präsidenten stehen gegenüber auf der Brücke. Beim Aufeinandertreffen der Anhänger der Nationaldemokratischen Partei (NDP) mit Anti-Mubarak-Demonstranten sind in der ägyptischen Hauptstadt über 800 Menschen verletzt worden. (Foto: dpa)

Auch die ägyptische Netzwelt ist aufgebracht und das nicht nur wegen Mubarak: In der Nacht zum Dienstag hatte die Regierung auch den letzten Internetprovider landesweit einstellen lassen, um die Aufständischen, die sich über die sozialen Netzwerke Facebook und Twitter mobilisiert hatten, mundtot zu machen. Jetzt kommen die Blogger nur noch über Satelliten oder über das von den Internetriesen Google und Twitter eingerichtete System für Telekom-Tweets ins Netz.

Die Bloggerin Farah Safan schreibt, dass Mubarak nun endlich gehen sollte. "Die Revolution ist schon seit über 30 Jahren fällig. Aber lieber spät als nie", schreibt sie auf ihrem Blog fero15.blogspot.com. "Egal wie chaotisch die Situation in Ägypten gerade ist, ich war noch nie so stolz Ägypterin zu sein", fügt sie hinzu. Sandmonkey stellt fest, dass Mubarak versucht, seine Amtszeit mit Würde zu beenden: "Doch die Bürger akzeptieren das nicht. Das Dilemma ist jetzt, dass Mubarak keinen weiteren Schritt mehr machen wird und das Militär ihn auch nicht weiter leiden sehen möchte. Er ist immer noch ihr Anführer", schreibt er auf twitter.com/sandmonkey. Er fügt noch hinzu, dass einige inzwischen der Meinung sind, ihn diese wenigen Monate noch zu ertragen: "Wobei ein weiterer Tag seiner fehlgeschlagenen Politik, ein Tag zu viel ist". Sandmonkey ist sicher, dass am Freitag, der inzwischen Tag des Abgangs genannt wird, entschieden wird, ob er geht oder die Demonstranten bis zu den Präsidentschaftswahlen im Herbst den Platz der Befreiung besetzen werden.

Elazul ist überzeugt, dass seine Ablehnung zu gehen nichts Gutes bedeutet: "So sorgt Mubarak dafür, dass die Übergangsphase nicht friedlich verlaufen wird. Er sagt, dass er auf ägyptischem Boden sterben will und das wird er auch", schreibt er auf twitter.com/Elazul. "Außerdem hat Mubarak nicht gesagt, dass auch sein Sohn nicht antreten wird." Seit längerem wurde spekuliert, ob Mubarak bei den Präsidentschaftswahlen selbst noch einmal antreten würde oder seinen in Stellung gebrachten Sohn Gamal die Nachfolge übergeben wird. Der Twitterer Ellozy fügt dem hinzu, dass er Mubarak lieber abdanken sieht, als dass er flüchtet: "Sollte er versuchen das Land zu verlassen, werden wir ihn nicht vor Gericht stellen können", schreibt er.

Auf facebook.com ist die Meinung der Leser des Nachrichtendienstes RNN, gespalten. "Es reicht jetzt. Das Land wurde zerstört, die Familien aufgewühlt. Wir wollen kein zweites Irak sein", schreibt Mohamed Emad. Dem fügt ein weiterer Kommentator hinzu, dass viele Forderungen erfüllt wurden. "Jetzt sollte das Land wieder stabilisiert werden. Wir sollten abwarten und sehen, ob er sein Versprechen, dass er den Forderungen nachkommt, auch folgen wird", schreibt Abokreem ElMalky. Moaz Saeed ist anderer Meinung, ihm reichen die angekündigten Reformen nicht. "Es sind schon zu viele gestorben. Außerdem haben wir diese Versprechen schon so oft gehört. Wer soll das noch glauben?"

Dem Blogger Wael Abbas ist im Moment nur eines wichtig, die Verbindung zur Welt: "Wir wollen unser Internet zurück", schreibt er auf twitter.com/waelabbas. Immerhin: In einigen Stadtviertels Kairos funktioniert das Netz am Mittwoch wieder.

© SZ vom 03.02.2011 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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