4. Februar 2009:Eine böse Bank für das Universum

Lesezeit: 3 min

Alle faulen Kredite in einen Topf - das ist ein genialer Trick, mit dem Verantwortung abgewälzt wird, schreiben Leser zur Idee "Bad Bank".

"Schaufeln am Milliardengrab", 31. Januar

Staatlich abgesichertes Risiko? (Foto: Foto: dpa)

"Das Konzept der Bad Bank ist so verführerisch wie problembehaftet: Einerseits könnte man auf einen Schlag die größten Probleme entsorgen, die durch den globalen Spekulationswahn entstanden sind und weitermachen mit 'business as usual', was immer das seinerseits für Risiken bergen mag: 'Gambling as usual'? Dabei würde man im großen Stile machen, was bereits die Hebräer im Alten Testament praktizierten: Man wählt sich einen Sündenbock aus, dem man alle faulen Sünden-Kredite aufbürdet und schickt ihn in die Wüste. Also der geniale Trick: die Abstrahierung des konkreten Problems ins Universell-Nebulöse.

Auch die phantasievolle Idee, das Konjunktur- und Absicherungspaket der Regierung aus dem Standardbudget auszugliedern, um so theoretisch die europäischen Vorgaben zur Stabilität zu erfüllen, während man in Wirklichkeit ein Milliardenfüllhorn über die Vabanque-Spieler und Hasardeure ausschüttet, die uns das Problem erst eingebrockt haben, deutet schon prophetisch in die richtige Richtung: Aber warum dabei auf einer dilettantisch- bescheidenen Stufe stehen bleiben? Warum nicht die intelligente Vision zur Genialität vorantreiben? Wir zerbrechen uns die Köpfe, ob es besser ist, jeder Bank die Möglichkeit einzuräumen, ihre eigene LBB ('Little Bad Bank') zu gründen oder ob man gleich eine NBB ('National Bad Bank') einführt, was die Sache stark vereinfachen - und das Verantwortungsbewusstsein auf noch angenehmere Weise neutralisieren würde.

Dabei ist die Lösung doch so einfach: Die Globalisierung hat uns das Problem beschert, ergo liegt in ihr auch die Rettung: Wir schaffen ganz einfach eine 'International Bad Bank' (IBB), analog zum IMF, der einige ihrer psychologischen Funktionen - die Illusion der gemeinsamen verantwortlichen Planung - bereits vorwegnimmt."

Matthias Oxenius, Isen

Warum nicht auch eine Bad School?

"Faszinierend: Man wirft alle verstorbenen Papiere dort hinein und übrig bleiben nur Good Banks. Als nächstes gründen wir eine Bad School. Hinein kommen alle toxischen Schüler (etwa solche mit Migrationshintergrund) und alle giftigen Lehrer. Dann machen wir eine Bad Media auf, werfen alles Unbrauchbare hinein und können in aller Ruhe die SZ lesen. Als Letztes fehlt noch die Bad Company. Hier lassen sich unverkaufte und unverkäufliche Autos sorglos entsorgen und die Mercedesbeemwees sind gerettet. Ach ja, aber die toxischen Finanz- und sonstigen Manager sind noch da. Was tun? Wir basteln uns einen Bad Manager Pool und schon sind sie weg. Nun ist aber der deutsche Staat ganz schön voll. Was tun? Ganz einfach, wir gründen eine BBD (Bad Bundesrepublik Deutschland), da kommen alle Bads hinein und: Alles wird gut!"

Dr. Richard Kurz, München

Gier frisst Hirn

"Es zeigt sich wieder einmal, dass diese Regierung nicht in der Lage ist, echte Reformen durchzusetzen. Vielleicht können und wollen Regierungen auch gar nicht strategisch denken, sondern immer nur bis zur nächsten Wahl. Krisenmanagement ist in Ordnung, aber was jetzt folgt, ist wieder einmal nur Kurieren an den Symptomen und keine Ursachenbeseitigung. Das hat man bereits beim Zusammenbruch des Neuen Marktes gesehen. Wir haben keine Finanzkrise, sondern eine Bankenkrise. Die Banken haben mit ihrer unverantwortlichen Kredit- und Anlagepolitik diese Krise ausgelöst. Jetzt die Verursacher auch noch zu hätscheln und von ihren Risiken zu entlasten, ist der falsche Weg. Besser wäre es, das Bankensystem zu reformieren (Stärkung der Aufsicht, Rückführung der Landesbanken auf ihre originären Aufgaben) und die Banken zu einer Rückbesinnung auf ihre eigentlichen volkswirtschaftlichen Aufgaben zu zwingen. Auch jeder Bürger muss wieder auf den Boden der Tatsachen zurückkommen, Gier frisst Hirn."

Günther Gültling, Neuried

Kaufe Thyssen-Krupp und melde Schulden

"Werte Bundesregierung, als Inhaber eines kleinen, soliden Betriebes mit 13 Mitarbeitern, 1,5 Millionen Euro Jahresumsatz, bezahltem Grund und Betriebsgebäude, Rücklagen für Investitionen und schwierige Zeiten, habe ich erkannt, nicht mehr mit der Zeit zu gehen. Deshalb plane ich, meinen Hauptlieferanten, Thyssen-Krupp, durch eine feindliche Übernahme aufzukaufen. Dies würde sicherlich in Verwaltung, Einkauf und Logistik erfreuliche Synergieeffekte mit sich bringen. Die zu erwartenden hohen Schulden durch einen Ankauf dieser Größenordnung melde ich bereits jetzt zur Absicherung durch staatliche Bürgschaften an. Auch der Auslagerung der dann bestehenden Milliarden-Schulden in eine Bad Bank mit einem Re-Finanzierungsprogramm bis 2096 stehe ich offen. Ebenfalls kann ich mir die Verstaatlichung meines Betriebes bei entsprechender Abfindung an mich vorstellen, Grund und Gebäude stehen zur Verfügung. Seien Sie versichert, dass dies kein unternehmerischer Größenwahn, sondern lediglich die Sorge um den Wirtschaftsstandort Deutschland und die hierzulande mangelhafte Risikobereitschaft ist."

Michael Sperk, München

© aus der SZ vom 04. Februar 2009/agfa - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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