24. Juli 2009:Frage zu Fahrtauglichkeitstests

Lesezeit: 2 min

Sollen sich Senioren Fahrtauglichkeitstests unterziehen müssen? Das war die Frage der vergangenen Woche. Hier sind einige Pro- und Contra-Antworten.

Seit dem schweren Unfall im Sauerland, bei dem drei Menschen starben, weil ein 79-Jähriger in einen Festzug fuhr, wird wieder über Fahrtauglichkeitstests für Senioren diskutiert. Halten Sie die Einführung solcher Tests für richtig? Das war die Frage der vergangenen Woche. Die Leser sind unterschiedlicher Meinung.

Rettungskräfte versorgen Verletzte, nachdem der Rentner in eine Menschenmenge gefahren ist. Hätte ein Fahrtauglichkeitstest das Unglück verhindern können? (Foto: Foto: ddp)

Pro

"Im benachbarten Ausland werden Senioren längst zur Überprüfung ihrer Fahrtauglichkeit gebeten. Mir ist unverständlich, dass sich der ADAC und die Politik dagegen sträuben. Ich bin selbst 62 Jahre alt und jederzeit bereit, meine Fahrtauglichkeit überprüfen zu lassen. Unfälle entstehen oft auch durch eine übervorsichtige, extrem langsame Fahrweise von Senioren. Riskante Überholmanöver der genervten 'Hinterherfahrer' sind dann die Folge. In der Statistik taucht aber der eigentliche Verursacher nicht auf."

Ludwig Brandmaier Brunnthal

"Ich bin selbst 72 Jahre alt und fahre gerne Auto, allerdings nicht sehr häufig. Ich glaube, noch sicher zu fahren, aber ich merke doch, dass ich vorsichtiger geworden bin und vor allem mehr Abstand als früher halte. Immerhin habe ich meinen Führerschein schon seit 50 Jahren und noch keinen wesentlichen Unfall gehabt. Ich bin durchaus der Meinung, dass alle, die mindestens 75 Jahre alt sind, eine regelmäßige praktische Eignungsprüfung ablegen sollten."

Hanspeter Thumm München

"Ich bin für Tauglichkeitstests für Führerscheininhaber ab dem 70. Lebensjahr. Damit wären auch familiäre Probleme wie beispielsweise das aus meiner Nachbarschaft gelöst: Der 90-jährige Großvater konnte sich nur von seiner ebenso betagten Frau als Beifahrerin über die Verkehrssituation Hinweise geben lassen, weil er nicht mehr in der Lage war, den Kopf und den Körper zu drehen. Die arme Frau tat mir leid. Sie konnte sich nicht durchsetzen und wie die jüngeren Familienmitglieder die Mitfahrt verweigern."

Otto Stölzle Odenthal

Contra

"Die Frage lautet: Von welchem Alter an ist man Senior? Gerontologen sagen, die 75-jährigen von heute sind so fit wie die 65-jährigen vor 30 Jahren. Jede Altersgrenze ist also willkürlich. Welcher Facharzt soll denn die Untersuchung bei einem sonst nicht auffällig kranken Senior durchführen? Der Psychiater? Schließlich gibt es viele alte Menschen mit Depressionen und latenten Suizidgedanken.

Einwand: Schizophrenie tritt schon im früheren Lebensalter auf. Der Neurologe? Auch junge Menschen können infolge unerkannter Gefäßmissbildungen im Kopf plötzlich sterben, und die anderen Symptome kommen etwa auch bei jüngeren Diabetikern vor. Die Liste lässt sich beliebig fortsetzen, vom Augenarzt über den Kardiologen hin zum Pharmakologen und schließlich zu der Frage, welches Medikament die Fahrtüchtigkeit beeinträchtigt. Merke: Gesund ist nur der, der noch nie richtig untersucht wurde."

Dr. Werner Lauf Tacherting

"Wenn einem Politiker nichts Besseres einfällt, als uns Senioren die Freiheit der motorisierten Fortbewegung zu nehmen, dann ist er nicht wert, gewählt zu werden. Sind jene Herrn denn von allen guten Geistern verlassen? Denken sie gar nicht daran, dass auch sie einmal alt werden, oder glauben sie etwa gar, dass man ihnen aus Dank auf Kosten der Steuerzahler bis an ihr Lebensende einen Dienstwagen mit Chauffeur zur Verfügung stellt?"

Alois Strauchner Fridolfing

© SZ vom 24.07.2009 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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