21. Februar 2009:Von Fußballern und Bankern

Lesezeit: 5 min

SZ-Leser schreiben von überbezahlten Sportlern, Bonizahlungen, Alternativen zum Flugzeug und dem Verständnis der Bibel.

Zur Berichterstattung und Kommentierung über Boni für Manager schreiben Leser:

"Notleidende Bänker" heißt dieser Motivwagen, mit dem der Mainzer Carneval Verein in den diesjährigen Rosenmontag ziehen will. (Foto: Foto: dpa)

"Im Sport - vor allem im Fußball - wird das Bonusunwesen seit Jahrzehnten vorgelebt, und auch heute findet das der Kommentator noch in Ordnung. Ein Fußballer beim FC Bayern bekommt in einem Jahr ein Grundgehalt in Höhe des Lebensgehaltes eines Gutverdieners.

Eigentlich könnte man davon einen fast grenzenlosen Einsatz erwarten; aber nein, der Kollege braucht zur Motivation Siegprämien, Torprämien und Nichtabstiegsprämien. Selbst wenn er bei einem Länderspiel seinen Marktwert erhöht (vergleichbar mit einem Jackpot beim Lotto), dann zahlt er nicht für die Chance, sondern er bekommt noch etwas extra dazu. Wer möchte nicht so entlohnt werden?

Wo waren die Kommentatoren, die diesen Blödsinn im Sport angeprangert haben? Wo waren sie, als die Bonuswelle aus den USA in den deutschen Vorstandsetagen Einzug hielt. Warum redet eigentlich niemand über die Vorstände und Aufsichtsräte, die die Verträge mit den einst so erfolgreichen Investmentbankern ausgehandelt haben?

Unter so manchem Vertrag wird man wahrscheinlich die Unterschrift von Herrn Blessing von der Commerzbank finden. Es hat nichts mit Neid zu tun, wenn man erkennt, dass das Ergebnis von Betrieben von dem Einsatz von allen Beteiligten abhängt und nicht nur von wenigen Alpha-Tieren.

Nehmen wir einen Lkw-Fahrer. Er hat Fähigkeiten, von denen Normalautofahrer nur träumen können. Auch er arbeitet 80 Stunden in der Woche. Dafür bekommt er ein Festgehalt, egal wie er sich einsetzt.

Und wenn er sein Auto einmal neben die Straße setzt, muss er eventuell einen Teil des Schadens aus eigener Tasche bezahlen. Dies könnte ein Modell für die Geisterfahrer sein, die ein ganzes System an die Wand gefahren haben."

Andreas Thiel, Bielefeld

Wer hat denn diese Krise verschuldet?

"Nikolaus Piper beschreibt die Begrenzungen von Managergehältern bei Banken, die aus den staatlichen Rettungsprogrammen gespeist werden. Er zieht den Schluss, die Teilnahme am Programm werde zum Wettbewerbsnachteil der Banken gegenüber anderen Branchen: Ihre gutbezahlten Fachleute könnten abwandern, da es außerhalb des Bankensektors keine derartigen Restriktionen in der Gehaltsstruktur gebe.

Offenbar will die Erkenntnis nicht recht reifen, dass es genau diese 'gut bezahlten Fachleute' waren, die die Finanzkrise mit ihrem Handeln vorbereitet, ausgelöst und beschleunigt haben.

Die Finanzkrise ist kein Naturphänomen, sondern logische Folge dummen, weil kurzsichtigen und unreflektierten Finanzgebarens und dem Ausblenden elementarer Grundzusammenhänge geschuldet.

Zu bedauern sind also nicht die Banken, die solch teuer entlohntes Personal 'verlieren', sondern diejenigen Unternehmen, die wahrscheinlich als Nächste von ihnen geschädigt werden."

Tilman Winkler, Freiburg

Ab nach Island

"Bei der Auseinandersetzung über die als "Boni" verschleierten Raubzüge der Bankmanager hört man das früher so gern verwendete Totschlagargument von der 'Neiddiskussion', die zu entfachen uncool ist, nicht mehr.

Dafür aber werden auch in Ihrem Kommentar die Bonizahlungen damit gerechtfertigt, dass man sich bei Nichtzahlung nicht wundern müsse, 'wenn die Besten eines Tages woanders arbeiten'. Wo sollen die denn boniträchtig arbeiten? In England? Irland? USA? Island? Das wäre so, als könnten Totengräber eine Hebammenzulage einfordern."

Wolfgang Limmer, New Quay/Irland

Wenn das Grundgehalt immer weniger wird

"Immerhin hat sich herumgesprochen, dass es ein 'Bonus-Unwesen' im Bankgewerbe gibt. Aber Boni dürfe man trotzdem nicht 'verteufeln', oder gar Gehaltsgrenzen festlegen, sonst würde man sich wundern, meint Marc Beise, 'wenn die Besten eines Tages anderswo arbeiten.

Wundern? Freuen! Wäre nicht das vermeintliche Problem die Lösung. Man stelle sich vor, die - wirklich! - Besten würden sich nicht mehr damit befassen, zweifelhafte 'Finanzprodukte' zu ersinnen und damit zu zocken.

Man stelle sich vor, Bankberater könnten Kunden unbeeinflusst von Leistungsprämien so informieren, dass es den Kunden nützt und nicht durch Provisionen und 'Kickbacks' der Bank.

Gegen die Missstände, die teils durch ein System von Boni verursacht sind, helfen auch keine Mali. Marc Beise hat wohl vergessen, dass sich - jenseits der von ihm gehätschelten Elitebanker - mittlerweile das System leistungsbezogener Vergütungen mit Prämienzahlungen bei reduziertem Grundgehalt auch anderweitig eingebürgert hat. Es ist fahrlässig, wenn er so pauschal von Gehaltskürzungen schreibt."

Wolfgang Schimmel, Ammerbuch

Der natürliche Feind des Bankkunden "Die Boni und Provisionen sind oft dort am höchsten, wo Banken und Sparkassen am meisten verdienen - und das sind oft riskante beziehungsweise nicht erstklassige Produkte.

So wird der Anlageberater der Bank zum natürlichen Feind des Kunden. Beide können nicht gewinnen."

Harald Lübkert, Hamburg

Grüne Verheißung der Luftfahrtmanager

" 'Auf grünem Kurs' hieß es am 9. Februar im Teil Mobiles Leben. Da ist Andreas Spaeth aber den Interessenvertretern des Dachverbands der Fluggesellschaften IATA gewaltig auf den Leim gegangen.

Er gibt realitätsferne Prognosen wieder, um schließlich mit der Verheißung eines CO2- freien Luftverkehrs zu enden. Unter Berufung auf das Bundesumweltamt wird suggeriert, die Umwelt- und Klimabelastung durch den Flugverkehr wäre schon jetzt fast zu vernachlässigen.

Es wird dabei unterschlagen, dass dem elfprozentigen Anteil der Flugzeuge am CO2-Ausstoß aller Verkehrssysteme eine Beförderungsleistung von weniger als drei Prozent gegenübersteht. Nachzulesen im Statistisches Jahrbuch 2008.

Noch nicht einmal wenn alle Flugpassagiere die Strecke im Flieger einzeln im 'Hummer' auf der Straße zurücklegten, käme eine auch nur annähernd gleiche CO2-Emission zustande. Das Flugzeug ist das klimaschädlichste Verkehrssystem, aber auf Lang- und Interkontinentalstrecken ohne Alternative.

Es kommt also darauf an, es dort buchstäblich aus dem Verkehr zu ziehen, wo es durch umweltfreundlichere Alternativen ersetzt werden kann. Dies ist auf kürzeren, vor allem Inlandsverbindungen bei kostengerechten Preisen oder notfalls durch Verbote erreichbar."

Armin Kuhlmann, Linden

Mythos der Schöpfung

"Der lesenswerte Leitartikel 'Darwins schwieriges Erbe' (13. Februar) geht von einem Dissens zwischen Evolutionstheorie und biblischem Schöpfungsbericht aus.

Das trifft aber nur für die 'Kreationisten' zu, die die Bibel wörtlich nehmen und deshalb die Erschaffung der Welt in sechs Tagen à 24 Stunden behaupten und das Alter der Erde auf 6000 Jahre bestimmen. Diesen Blödsinn muss man nicht ernst nehmen.

Die etwa 3000 Jahre alten Texte der Bibel sind nicht in der heutigen naturwissenschaftlichen Sprache verfasst, ihre Sprachform war vielmehr der Mythos. Der Mythos ist aber kein Märchen, sondern er deutet Realitäten, indem er sie ins Bildhafte zieht.

So sind die sechs Schöpfungstage des biblischen Schöpfungsberichtes ein Bild für Entwicklung, die Welt fiel nicht auf einmal fertig vom Himmel, sondern sie hat eine Entwicklung durchlaufen. Das Verhältnis zwischen Evolutionslehre und biblischem Schöpfungsglauben sollte man deshalb nicht konträr, sondern komplementär sehen."

Erich Wiegand, Kirchhain

Pillen statt Kur

"Wen wundert es, dass so viele Bundesbürger auf 'Dopingmittel' wie Antidepressiva und andere zurückgreifen ( 'Viele Deutsche dopen sich am Arbeitsplatz', 13. Februar), wenn sogar der Vertrauensarzt (Neurologe und Psychiater) der Bundesversicherungsanstalt für Angestellte (BfA) dies für sinnvoller hält als die vom Hausarzt verordnete Kur?

Die beantragte Kur wurde zweimal abgelehnt, weil der Psychiater der BfA ein Antidepressivum für sinnvoller hielt. Dass wegen der Einnahme dieses Mittels meine beruflich notwendige Fahrtüchtigkeit total eingeschränkt wurde, interessierte nicht. Damit macht der Bürger nichts anderes, als was das System verlangt."

Maria Ketterl, Gmund

Fremdarbeiter als Werbeträger

"Ob es bei dem Münchner Fußballverein mit Beinamen 'Bayern' ( 'Der Preis des Erfolgs', 7. Februar), wohl noch einen Spieler gibt, der vor seiner Tätigkeit gewusst hat, wo ein Bundesland dieses Namens liegt?

Kuhdorf Hoffenheim und Bayern München sind doch nur Sammelbecken außereuropäischer, von Kapitalisten zusammengekaufter Fremdarbeiter, die als Werbeträger gebraucht werden. Man kann nur von den Zeiten träumen, als Fußball noch was mit Sport zu tun hatte."

Horst Grzywaczewski, Iserlohn

Die Geschichte einer berühmten Büste

"'Der Liebhaber' (14./15. Februar) beschreibt den Streit um die Rückgabe der Nofretete. Seit den frühen zwanziger Jahren gab es allerlei Gerüchte über Verheimlichung und illegalen Export.

Und auch Anfang 1998 wurde in der Zeitschrift behauptet: 'Der berühmte Kopf ... wurde in Verletzung detaillierter Übereinkommen ... von deutschen Ausgräbern heimlich aus Ägypten geschmuggelt.'

Als Vorsitzender der Deutschen Orient-Gesellschaft fand ich 1998 den Durchschlag eines Briefes, den Bruno Güterbock, Schriftführer der Gesellschaft, 1924 an den Ägyptologen Günther Roeder geschickt hatte. Darin schrieb er, dass er bei der Fundteilung zugegen war.

Güterbock kritisiert den Ausgräber Ludwig Borchardt für seine absichtlich ungenaue Beschreibung (Gips statt Kalkstein mit Gipsüberzug), mehr aber noch für sein Verhalten, nachdem die Büste in Berlin angelangt war: Die jahrelange Verzögerung der wissenschaftlichen Publikation bei gleichzeitigem Abdruck eines nichtssagenden Fotos und Zugänglichmachung des Kunstwerks für privilegierte Besucher - das habe Gerüchte herausgefordert.

Prof. Dr. Gernot Wilhelm, Würzburg

© SZ vom 21.02.2009/brei - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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