19. Februar 2009:Frage zur Bundeskanzlerin

Lesezeit: 2 min

Lässt sich Bundeskanzlerin Merkel zu viel von CSU-Chef Seehofer gefallen? SZ-Leser diskutieren.

"Lässt sich Bundeskanzlerin Merkel zu viel von CSU-Chef Seehofer gefallen?" So lautete die Frage der Woche nach dem Rücktritt von Bundeswirtschaftsminister Michael Glos und der Ernennung seines Nachfolgers Karl-Theodor zu Guttenberg. Leser meinen dazu:

Bundeskanzlerin Merkel und der bayerische Ministerpräsident Seehofer. (Foto: Foto: ap)

"Selbstgefällig, kraftmeierisch und ewig stänkernd: So erlebe ich als Nordlicht seit jeher die CSU. Das bietet oft gute Unterhaltung wie jüngst der Stoiber-Komödienstadl geht aber manchmal auch auf die Nerven, wie jetzt, da wieder so ein von sich eingenommener Kraftkerl das schöne Bayern regiert und meint, wenn er in München mit seinem Maßkrug auf den Tisch haut, müsse der Rest der Republik erbeben und den berüchtigten 'bayerischen Belangen' bereitwilligst freie Bahn bereiten. Kanzlerin Merkel sollte ihn mal anpieksen."

Hermann Engster, Göttingen

"In welcher Bananenrepublik leben wir? In der größten Wirtschaftskrise alles Zeiten tritt der Wirtschaftsminister zurück und ein Provinzfürst entscheidet, welcher seiner Untertanen der neue Wirtschaftsminister der Bundesrepublik Deutschland wird. Und drüber steht: 'Zum Wohle des deutschen Volkes'. Wo ist die Kanzlerin?"

Heribert Heck, Neuss

"Das Bundeswirtschaftsministerium ist zum Verschiebebahnhof der bayerischen Splitterpartei CSU degradiert worden. Der CSU-Politiker von Guttenberg darf sieben Monate als Bundeswirtschaftsminister bis zur Bundestagswahl üben und sich wirtschaftspolitisches Wissen in einer der schlimmsten Wirtschaftskrisen der Republik aneignen. Quasi ein CSU-Ausbildungsplatz auf Zeit. Während draußen im Lande Millionen Menschen ihren Arbeitsplatz verlieren oder in Kurzarbeit geschickt werden, demonstrieren CDU und CSU aber auch die SPD ihre wirtschaftspolitische Inkompetenz."

Albert Alten, Wernigerode

"In Deutschland wird ein Müllermeister von einem an Selbstüberschätzung leidenden Landesvater und Beinahe-Superminister ins Wirtschaftsministerium geschickt. Dreieinhalb Jahre und zwei Ministerpräsidenten später hat dieser - Auge in Auge mit der Weltwirtschaftskrise - mit seinem Abgang vor allem eines im Sinn: Persönliche späte Rache für erlittene Demütigungen, an seinem kleinen Chef und an der großen Chefin, die ihn nicht mit aufs Gruppenfoto ließ. In der Nachfolgereglung geht es nicht etwa um Kompetenz und Effizienz, sondern darum, wie ein Franke einem Franken nachfolgen könne."

Dr. Claudia Spieß-Kiefer, München

"Da macht ein Wirtschaftsminister, der schon lange abgetaucht war, in der Krise dankenswerter Weise den Weg frei. Doch was geschieht? Nicht die Kanzlerin sucht nach dem Besten in ganz Deutschland, sondern Herr Seehofer sucht und findet einen Kandidaten, der zwar kein Wirtschaftsfachmann ist, aber CSU-Mitglied im richtigen bayerischen Regierungsbezirk, unter 60 und 'eloquent'. Parteieninteresse steht, wenn es darauf ankommt, über dem Wohl des Staates.

Peter Klimesch, München

"Zu deutlich ist seine Abhängigkeit von Seehofer, er wird sicherlich ein zuverlässiger Handlanger. Sein sicheres Auftreten bei völliger Ahnungslosigkeit macht ihn zum idealen CSU-Soldaten im Berliner Intrigenkampf. Aber als Stimmenfänger aus Franken alleine wird er die Unionsparteien zum absoluten Wahlsieg nicht führen, es muss mehr dahinter stecken. Oder war es der Zeitdruck? Passen würde es zu der intellektuellen Leistungsfähigkeit Merkels und Seehofers. "

Manfred Rose, Karben

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