17. April 2009:Wie eine Bombe

Lesezeit: 2 min

Die Abwrackprämie schlägt ein - und wirkt verheerend. Das ist zumindest die Meinung mancher SZ-Leser.

Zu Berichten und Kommentaren über die Verlängerung der Abwrackprämie schreiben Leser:

Die Abwrackprämie ist ein voller Erfolg - allerdings nur auf den ersten Blick, ist die Meinung vieler SZ-Leser. (Foto: Foto: dpa)

"Da haben die Herren Scholz und Steinbrück mal ausnahmsweise recht, wenn sie sagen, die Prämie schlage ein wie eine Bombe. Die Abwrackprämie wirkt tatsächlich wie eine Bombe - nämlich verheerend. Der Staat verschuldet sich um weitere fünf Milliarden Euro, für die dann vom Steuerzahler jahrelang viele hundert Millionen Euro zusätzlicher Zinsen aufgebracht werden müssen.

Mit weit über 50 Prozent dieser Summe sichert der deutsche Steuerzahler damit die Arbeitsplätze der Kleinwagen-Industrie im europäischen und asiatischen Ausland und fördert damit auch die Konkurrenten der heimischen Automobilindustrie. Und letztlich 'beschenkt' der Staat damit zwei von 80 Millionen Bundesbürgern - die restlichen 78 Millionen dürfen dann die Zeche bezahlen.

Marktforschungen belegen: Über 50 Prozent der Nutznießer hatten ohnehin vor, sich im Laufe dieses oder des nächsten Jahres einen Neuwagen anzuschaffen - die Käufe werden nur vorgezogen. Umso tiefer wird die Automobilindustrie dann aber nächstes Jahr fallen."

Carsten Pfeiffer, Berlin

Ein Volk im Fieber

"Solange sich 'das Volk' im Deutschland des 21. Jahrhunderts jedes Mal im 'Jackpot-Fieber' befindet, wenn mehr Millionen als sonst im Lotto zu gewinnen sind, muss man sich über den Erfolg der Abwrackprämie nicht wundern. Hier lassen viele Autobesitzer ihre Autos verschrotten, auch wenn sie noch erheblich mehr wert sind, als 2500 Euro. Dort liegt die Chance auf einen Lottogewinn immer bei 1: 140 000 000, egal ob eine Million oder 38 Millionen zu gewinnen sind.

Entweder fehlt es bei den Autokäufern/Lottospielern tatsächlich an der Kenntnis der Grundrechnungsarten, oder die Freude, einmal etwas vom 'Ausbeuter Staat' geschenkt zu bekommen, verdunkelt die Fähigkeit zu zählen."

Dagmar Schön, München

Sinnvoll ist nur die Kraftstoffsteuer

"Sie schreiben, die Kfz-Steuer müsse viel strengere Anreize setzen beim CO2 und vollständig auf Schadstoffbasis umgestellt werden. Das bringt nichts. Wir müssen weg von der Besteuerung einer Kennziffer wie dem CO2-Ausstoß je 100 Kilometer unter Laborbedingungen. Ein Ferrari, der überwiegend in der Garage steht, stößt weniger CO2 aus als ein Golf, mit dem sinnlos herumgebrettert wird, oder ein Vertreterfahrzeug mit 50.000 Kilometer pro Jahr.

Wir müssen weg von der Besteuerung einer Kennziffer und statt dessen hin zur direkten Besteuerung des CO2-Ausstoßes. Der ist aber proportional zur verbrauchten Menge an Benzin oder Diesel. Wir brauchen deshalb eine reine Kraftstoffsteuer. Dann werden auch sinnlose Fahrten mit einem 'CO2-armen' Fahrzeug bestraft und eine kraftstoffsparende Fahrweise wird belohnt."

Prof. Dr. Manfred W. Gekeler, Konstanz

2500 Euro, aber bitte für alle

"Muss ich es eigentlich hinnehmen, dass der Staat Teile der Bevölkerung mit einem Geldgeschenk unterstützt - und darin enthalten auch meine Steuern - damit sie sich neue Autos kaufen können? Autos, die nicht einmal umweltfreundlich sind wie die Fahrzeuge deutscher Hersteller? Ich zahle gern Steuern für alles, was für ein funktionierendes soziales System notwendig ist. Aber warum werde ich gezwungen, neue Autos zu finanzieren, die auch nicht anders fahren als die alten?

Niemand soll mir weismachen, dass durch dieses Geschenk Arbeitsplätze erhalten werden. Ob sie erhalten werden, bestimmen immer noch die Unternehmen und nicht der Staat. Und was ist mit denen, die zwar ein altes Auto haben, aber nicht das Geld, um ein neues zu kaufen? Oder die den Staat als Vorbild nehmen und Schulden machen? Und was ist mit den Banken, die ja wohl immense Summen dafür locker machen müssen? Ich fordere im Sinne der Gleichbehandlung 2500 Euro für alle!"

Elisabeth Hansen, Durach

© SZ vom 17.04.2009/brei - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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