13. Februar 2009:Schwierige Zeiten für Päpste

Lesezeit: 2 min

SZ-Leser diskutieren über obsolete Literaten und christ-soziale Eskapaden.

"Die Unke hat geirrt", 7./8. Februar

Schriftsteller-Papst oder obsoleter Literat? Die SZ-Leser diskutieren. (Foto: Foto: dpa)

"Es scheint, dass die Päpste es in diesen Wochen nicht leicht haben, fühlte sich Grass doch schon lange als Schriftsteller-Papst, dem der Literatur-Nobelpreis eigentlich schon längst zugestanden hätte. Schade nur, dass nicht schon längst vor seiner SS-Beichte die Großmannssucht und die Oberschullehrerattitüde dieses Mannes erkannt und kritisiert wurden. Ich habe ihn 1973 in Jerusalem im Kreis von israelischen Schriftstellern zu einem Gesprächsaustausch mit Mittagessen erlebt. Es war peinlich, besonders in diesem Kreis, wie er mit erhobenem Zeigefinger den Schriftstellern erklärte, in welcher Weise sie sich im Bildungswesen für eine Überarbeitung von Schulbüchern einzusetzen hätten. Das deutsche Beispiel einer Vereinbarung mit Polen sollte ihnen ein Vorbild sein!"

Henning Schroedter-Albers, München

Ein obsoleter Literat

"Endlich hat eine kompetente Literatin dem Nobelpreisträger aus der rheinischen Republik gesagt, dass er im neuen Deutschland nicht nur obsolet, sondern auch ein Unsympathling geworden ist."

Wolfgang Winter, Reutlingen

Belehrung statt Kooperation

"Nicht nur Günter Grass trat Anfang der neunziger Jahre in Ostdeutschland belehrend und bevormundend auf. Diesen Vorwurf muss man auch Helmut Kohl machen, dessen Anschlusspolitik Monika Maron für alternativlos hält. Wir Ostdeutsche haben uns damals Kooperation und Unterstützung gewünscht, erlebten aber vielfach knallhartes Ausnützen von fehlendem Wissen und Erfahrung zur Durchsetzung westdeutscher Interessen. Günter Grass hat geirrt - zum Glück. Helmut Kohl hat auch geirrt mit seiner Prognose, in zehn Jahren würde Ostdeutschland eine blühende (Industrie)-Landschaft sein. Eine solche Landschaft meint Maron im heutigen Bitterfeld entdecken zu können. Selbst die erfreuliche Entwicklung Bitterfelds kann nicht darüber hinwegtäuschen, dass seit 1990 über zwei Millionen Ostdeutsche ihre Heimat verlassen mussten, weil sie keine Arbeit fanden. Grass und Kohl stehen für ein Auftreten der westdeutschen politischen Klasse, die meint zu wissen, was für andere gut ist. Die historische Erfahrung in Ostdeutschland seit 1989 lehrt, dass solch vollmundige Besserwisserei an der Komplexität von Wirklichkeit vorbeigeht."

Dr. Matthias Rein, Pullach

"Duell ohne Sieger", 9. Februar

Eskapaden der Christsozialen

"Seehofer erscheint mir als grenzenloser Opportunist und Egomane. Demut kam eigentlich nur einmal auf, als ihn Ärzte, die er in früheren Zeiten in seiner Funktion als Gesundheitsminister eher drangsaliert hatte, aus seiner lebensbedrohlichen Erkrankung herausgeholt hatten. Michael Glos, der früher als Landesgruppenchef in Berlin eher durch flotte Sprüche und Spott auffiel, nötigt dagegen durch sein endlich konsequentes Verhalten Respekt und Achtung ab. Das ganze Drama der CSU zeigt aber auch, wie nötig jetzt der Schritt wäre, den Helmut Kohl damals Franz Josef Strauß bei dessen Kreuther Eskapaden angedroht hatte; nämlich die Ausbreitung der CDU-Aktivitäten auch auf ganz Bayern. Dann würde die selbstherrliche CSU bald auf das Maß einer ehemaligen Bayernpartei zurückgestutzt werden. Denn wer möchte gerne von einem Kabinett 'Söderhofer' über einen längeren Zeitraum regiert werden?" Dr. Wilhelm Schaaps, Perlesreut

© aus der SZ vom 13.02.09/agfa - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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