04. Juni 2009:Frage zum Staat als Retter in der Not

Lesezeit: 2 min

Soll der Staat nach Opel auch anderen großen Unternehmen helfen? Das war die Frage der vergangenen Woche. SZ-Leser haben geantwortet.

Nach der Rettung des Autobauers Opel haben auch andere angeschlagene Firmen Unterstützung verlangt, etwa der Karstadt-Mutterkonzern Arcandor, dem die Hilfe aber letztendlich versagt wurde. Hätte der Staat nach Opel anderen Unternehmen helfen sollen, um Arbeitsplätze zu retten? Oder muss Opel ein Einzelfall bleiben? Das war die Frage der Woche, und die einhellige Meinung der Leser ist Nein:

Bei Opel wurde der Brand noch rechtzeitig gelöscht, aber kann und soll der Staat weiterhin Retter spielen? (Foto: Foto: dpa)

"Auch wenn Arbeitsplätze gefährdet sind, sollte der Staat nur helfen, wenn das Unternehmen nachweislich und nachprüfbar nicht aus eigener Misswirtschaft in diese Situation gekommen ist. Auf jeden Fall darf der Staat nicht Schaeffler, nicht Porsche und auch nicht Arcandor helfen.

Sie alle haben spekuliert und wussten um das Risiko und die möglichen Folgen daraus. Also auch selbst dafür mit eigenem Vermögen geradestehen! Ich habe auch spekuliert wie viele andere kleine Bürger. Die Grenzen der Einsatzhöhe habe ich immer beachtet. Traurig, dass ich Geld verloren habe. Aber kann ich deshalb zum Staat gehen und um Hilfe bitten?"

Hubert Prang Düsseldorf

"Banken und (große) Unternehmen werden von unserer Regierung 'gerettet' und die Kleinen lässt man in die Pleite gehen. Nichts, aber auch nichts haben die Verantwortlichen aus der Geschichte gelernt. Mit sehr viel Geld wird nur das Sterben der 'geretteten' Firmen verlängert. Das Geld hätte man den betroffenen Mitarbeitern gleich direkt geben sollen, als Überbrückungshilfe, bis sie einen neuen Job gefunden haben. Gleichzeitig hätte man eine Marktbereinigung erreicht und Überkapazitäten abgebaut.

Wenn etwa Arcandor nicht mehr von dem Verkauf seiner Produkte und Dienstleistungen leben kann, dann haben das vor allem die Kunden entschieden. Wenn Opel, Schaeffler, Arcandor oder andere nicht mehr in der Lage sind, zur richtigen Zeit die richtigen Produkte oder Dienstleistungen zu akzeptablen Preisen anzubieten, dann hat die Geschäftsführung dieser Firmen versagt, nicht aber die vielen kleinen Mitarbeiter. Die Geschäftsführung ist in Haftung zu nehmen, die Politik aber muss sich raushalten, und zwar vollständig. Das Einzige, war ihr zustünde, wäre, den betroffenen 'kleinen' Mitarbeitern direkt zu helfen."

Siegfried Engelke Korbach

"Nur wenige werden verstehen, warum die Bundesregierung die volle Garantie für Opel übernommen hat, und die Steuerzahler möglicherweise noch viel mehr Geld zuschießen müssen als das bereits zugesagte, Karstadt aber hängenlassen will, obwohl hier doppelt so viele Arbeitsplätze auf dem Spiel stehen wie bei Opel.

Die Ursachen für die wirtschaftliche Schieflage sind bei beiden Unternehmen sehr ähnlich. Seit Jahren hat Opel wirtschaftliche Probleme aufgrund von Managementfehlern, falscher Modellpolitik, Überkapazitäten. Immer wieder war von Werksschließungen die Rede und wurden Notpakete in Form von Gehaltsverzicht der Belegschaft geschlossen. Den letzten Anstoß hat schließlich die Finanzkrise, vor allem beim Mutterkonzern GM in den USA, gegeben.

Bei Karstadt gibt es seit Jahren Absatz- und Rentabilitätsprobleme, die in der letzten Zeit durch falsche Reaktionen des Managements verstärkt wurden. Auch hier hat die Finanzkrise, wie bei Opel, den Abwärtstrend beschleunigt. Viele Fachleute haben die Regierung davor gewarnt, sich bei Opel in der Form zu engagieren, nun hat sie wohl keine andere Wahl, will sie glaubwürdig bleiben, als Firmen, die sich in einer ähnlichen Situation befinden, ebenfalls zu helfen. Das wird dann unabsehbare Folgen für die Staatsfinanzen nach sich ziehen. Ich hoffe, die Bürger werden sich bei der Wahl an die Schuldigen erinnern."

Manfred Arnold Regensburg

"Die Mitarbeiter von Arcandor sollten zuerst vor den Refugien der Eigentümer demonstrieren. Quelle-Erbin Madeleine Schickedanz und Bankhaus Sal. Oppenheim halten schließlich 60 Prozent des Aktienkapitals."

Klaus Türk Braunschweig

© SZ vom 04.06.2009/dab - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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