"Wacker's Kaffee seit 1914":Altes Café

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Und wer sich in „Wacker’s Kaffee“ bis zur Theke vorgearbeitet hat, genießt dort den Duft frischer Bohnen. (Foto: Bert Bostelmann/bildfolio)

Feinkostgeschäft mit eigener Rösterei statt US-Kette.

Von Markus Zydra

Luise Wacker war mutig, denn sie eröffnete ein Feinkostgeschäft mit eigener Rösterei in einer Zeit, in der das für Frauen nicht üblich war. "Wacker's Kaffee seit 1914" liest man auch heute noch auf dem Schild am Stammhaus in der Frankfurter Innenstadt. Luise Wacker war mit 21 Jahren aus dem schwäbischen Biberach an den Main gezogen und machte eine Lehre in einem Feinkostgeschäft. Nach drei Jahren ergab sich die Chance, einen Laden in guter Lage am Kornmarkt zu übernehmen. Während des Ersten Weltkrieges gab es weder Lebens- noch Genussmittel, mit denen sie handeln konnte. Sie verdiente ihr Geld mit einem Fuhrwerkbetrieb.

Nach 1918 kam die wirtschaftliche Erholung, Luise Wacker kaufte das heutige Stammhaus am Kornmarkt, wo sie ihre Kaffeerösterei eröffnete - und wo die ganze Familie lebte. In den letzten Tagen des Zweiten Weltkriegs wurde das Gebäude vollständig zerstört. Der Geschäftsfrau fehlte das Kapital zum Wiederaufbau, sie musste die Immobilie verkaufen. Fortan war sie Mieterin. Doch Luise Wacker war clever. Sie hatte sich im Vertrag ein Vorkaufsrecht gesichert, sollte der neue Eigentümer einmal verkaufen wollen. Dieser Moment kam im Jahr 2003. Die damals selbst schon 81-jährige Tochter von Luise Wacker erwarb das Haus zurück. Es war ein "Glücksfall", erinnern sich die heutigen Inhaber Angelika Zülch-Busold und ihr Bruder Hans-Walter Zülch. "Das Eigentum bringt mehr Sicherheit für die Fortführung des Betriebs auch durch die nächsten Generationen", sagt Zülch-Busold. Die steigenden Immobilienpreise in Frankfurt stellten für den Familienbetrieb kein geschäftliches Risiko mehr dar. "Wacker's Kaffee" ist mittlerweile eine der bekanntesten Regionalmarken im Rhein-Main-Gebiet. Das Lokal behauptet sich gegen US-Ketten wie Starbucks.

Jeden Mittag stehen die Menschen Schlange in dem kleinen Laden am Kornmarkt, oft bis nach draußen. Doch die Kunden stört das nicht. Man genießt die frische Luft, um dann, wenn man sich der Kasse nähert, den frischen Bohnengeruch zu inhalieren. Das Erfolgsrezept? "Wacker's Kaffee" zeigt, dass Beständigkeit zum Erfolg führen kann. Der Gastraum ist nur wohnzimmergroß, es sieht aus wie in den 1950er-Jahren. "Viele Kunden sagen, sie mögen, dass wir so sind, wie wir immer waren", erzählt Angelika Zülch-Busold. "Wir haben Gäste aus allen sozialen Schichten." Die Bohnensäcke, die Regale, die Theke, selbst die Enge machen das Café gemütlich. Eigentlich müsste man expandieren. Nebenan im eigenen Stammhaus wäre sogar ein Lokal frei. Soll man? Ein Kunde mahnte jüngst: "Sie werden doch keinen Durchbruch machen?", erzählt Zülch-Busold. Er bekam zur Antwort: "Wir sind noch in der Findungsphase."

© SZ vom 26.01.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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